How It Really Ends-Bagginshield

Bolg And Jealousy

Ich lief Fili und Kili so schnell es mit einem gebrochenen Fuß eben ging, hinterher.
Das stellte sich allerdings als sehr schwer heraus, denn die beiden waren bereits einige Treppen hochgelaufen, während ich noch unten stand und mir wünschte, dass mein Fuß doch heile wäre.
„Fili! Kili! Wartet!" rief ich in das verlassene und verwüstete Treppenhaus hinein.
„Ich kann keine Treppen hoch laufen!"
Ich meine von einer Etage über mir ein 'Verdammt wir sind auch ein bisschien blöd oder?' gehört zu haben, bevor Kili zu mir runter gelaufen kam und mich kurzer Hand Huckepack nahm.
Fili schien darüber nicht ganz so glücklich zu sein, denn als wir oben ankamen und ich ihm ins Gesicht schaute, konnte ich einen leichten Anflug von Eifersucht erahnen.
Wie dem auch sei, beide liefen mit mir im Schlepptau weiter und suchten alles nach Thorin ab.
Die verlassenen Räume, die ehemaligen Terrassen und freiliegenden Stellen.
Alle Trümmerteile wurden so gut es ging umgedreht. Aber es gab keine einzige Spur von Thorin.

Was würde ich eigentlich machen wenn er wirklich ... tot ist?
Ich wollte es mir garnicht erst ausmalen.
Ich könnte auf keinen Fall hier bleiben. Das alles würde mich nur zu sehr an Thorin selbst erinnern.
Ich müsste zurück ins Auenland nach Beutelsend.
Aber wenn ich es mir Recht überlege, würde ich viel lieber hierbleiben.
Bei Thorin.
Wenn er denn noch lebte.
Und auch wenn ich meine Bücher, meinen Sessel und meinen Kamin unheimlich vermissen würde, ich würde hier bleiben wollen. Auch die anderen Zwerge, unsere ganze Gemeinschaft, sie hielten mich hier.
Ich war schon immer furchtbar schlecht im 'Auf Wiedersehen' sagen, obwohl es hier eher ein 'Auf Nimmer Wiedersehen' gewesen wäre. Ich konnte und wollte diese Dreizehn sturköpfigen Chaoten nicht mehr alleine lassen. Sie und vor allem Thorin waren mein neues Zuhause. Wie sagt man noch gleich...'Home is where the Heart is' ?
Aber was passiert mit meiner Hobbithöhle?
Meinem richtigen Zuhause...
Was passiert mit meinem Garten und was ist wenn Lobelia bemerkt, dass ich weg bin und sich alles unter den Nagel reißt was mir gehört!
Ich würde so gerne mit Thorin zusammen nach Beutelsend.
Wir könnten uns dort zusammen ausruhen und uns in meinen Garten setzten. Er hat so viel Ruhe und Friedlichkeit verdient.
Wir könnten im warmen Sonnenlicht, Hand in Hand, über den Markt laufen und uns den Sonnenuntergang von meinem Lieblingsplatz aus anschauen. Oben auf dem kleinen Hügel der über meiner Hobbithöhle lag.
Da könnten wir beide auch die Eiche hinpflanzen... Sie wird wachsen und uns an alles hier erinnern wenn wir in Beutelsend sind. Und wenn wir uns den Sonnenuntergang anschauen, legt Thorin seine starken Arme um mich und beschützt mich vor all-

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich unerwartet von Kili's Rücken geworfen wurde.
Ich landete abermals auf dem Boden und musste erstmal realisieren was um mich herum passierte.
Und dann stand Bolg dort.
Ein Spross der Blutlinie Azogs.
Er kam auf uns zugerannt, mit vor Wut funkelnden Augen.
Fili stellte sich schützend vor Kili, welcher dort schon bewaffnet und bereit zum Kampf stand.
„Euer Abschaum eines Onkels hat meinen Vater getötet! Verflucht seit ihr Zwergen-Pack!
Ich werde sein Vermächtniss einnehmen und alles umbringen was der König unter dem Berge je geliebt hat!
Und ihr Beide zählt dazu!"
Fili und Kili rannten gemeinsam auf Bolg zu und begannen mit ihm zu kämpfen.
Fili hielt seine zwei Dolche in der Hand und stach sie fest in die dicke Haut des Orks.
Kili dagegen hielt seinen geliebten Bogen in den Händen und feuerte immer wieder gezielt Pfeile in Bolg's Haut.
Und schon wieder konnte ich nichts tun!
Das durfte doch nicht war sein!
Unter Schmerzen stand ich auf und hob mein Schwert, Stich, welches am Boden lag, mit der rechten Hand auf.
Ich humpelte geradewegs auf Bolg zu, der mit dem Rücken zu mir stand. Gerade hob er seine große Keule und holte aus.
Ich duckte mich schnell, um mir nicht den Kopf abschlagen zu lassen.
„Fili! Pass auf! Links!" brüllte ich und Fili sprang im letzten Moment der Keule des Orks aus dem Weg. Doch genau in dem Moment, in dem ich Bolg mein Schwert in den Rücken rammen wollte, drehte er sich um und entdeckte mich.
Er schlug Kili mit einem schmerzhaften Hieb beiläufig an eine harte Steinwand und Fili rannte so schnell es ging zu ihm. Kili stöhnte laut auf, als sein Rücken gegen die massive Steinwand knallte. Fili stellte sich schützend vor seinen Bruder, seine beiden Dolche in der Hand und zum Angriff bereit.
Davon ließ sich der Ork aber nicht beeindrucken und drehte sich wieder zu mir um.
Er hatte mich wohl vorher noch nicht gesehen und musterte mich mit seinen gruselig dunkel-funkelnden Augen.
Dann sagte er zu mir: "Du bist also der Hobbit an dem der Zwergenkönig so interessiert ist! Du wirst auch sterben!Qualvoll und langsam wie du es verdient hast! Und danach, wenn der Königszwerg sowieso schon leidet, weil seine Neffen und sein kleiner Hobbit tot sind, werde ich ihn ebenso töten und meinem Vater gerecht werden!"
Bolg lachte grellend auf und schaute mir mit einem schneidenden Grinsen ins Gesicht.
Ich realisieren erst langsam was er da grade gesagt hatte.
Woher wusste er das, was auch immer es ist, mit Thorin und mir?
Und bedeutete das etwa, dass Thorin noch am Leben ist?
Es gab also doch Hoffnung!
Aber schlimmer war im Moment, dass Bolg vorhatte mich umzubringen!
Dann hätte sich das mit der Hoffnung auch wieder erledigt.
„Du wirst ihm nichts tun!" schrie ich ihn an, lief jedoch einige Schritte zurück, bis ich gegen die kalte, zersplitterte Wand hinter mir stieß.
Stich, trotz Angst, immernoch vor mir haltend und Bolg in die Augen schauend, stand ich da.
Er sah bedrohlich aus!
Doch als er grade seine Keule hob, hörte man ein Schussgeräusch und ein Zischen eines schnellen Pfeiles.
Kili schoss Bolg in mehreren, kleinen Abständen Pfeile direkt in den Kopf.
Der Ork schrie laut und gresslich auf und drehte sich von mir weg.
Jetzt machten ihn die beiden Brüder gemeinsam fertig.
Fili hob gerade eines seiner Schwerter um ihm endlich den Kopf abzuschlagen, als ein Warg angerannt kam und Bolg packte.
Das Vieh rannte, mit Azog's Sohn im Maul, so schnell es ging davon.

„Das w-war aber verdammt kn-knapp!"brachte ich zitternd hervor und ließ mich an der Wand hinter mir runtergleiten.
„Das kannst du laut sagen!" stimmte mir Kili zu und auch bei ihm war ein Anflug von Angst aus der Stimme rauszuhören.
„Ja und jetzt ist uns dieser miese Ork auch noch entwischt! Das nächste Mal wenn ich ihn sehe ist er sowas von dran!" beschwerte sich Fili mit wütender Stimme und voller Tatendrang diese Kreatur zu töten.  „Was fällt dieser Gestalt eigentlich ein unseren Onkel zu beleidigen und meinen Kili zu verletzten!"
„Woher weiß Bolg das über Thorin und mich?" stellte ich endlich die Frage die mich beschäftigte.
Kili überlegte eine Zeit bis er meinte:„Naja, ich befürchte Azog hat auf unserer Reise immer wieder seine Handlanger geschickt um uns auszuspionieren. Und alles was er rausgefunden hat, hat er direkt an alle anderen Ork-Armeen weitergeben lassen, damit sie unsere Schwächen kennen. Alle Schwächen.
Und das mit Sicherheit oft Nachts, wenn wir alle geschlafen haben.
Ich glaube den Rest kannst du dir selbst erklären.
Du weißt am besten, dass Thorin gerne mit 'interessanten Personen' gekuschelt hat."
„Da hast du Recht." murmelte ich und meine Wangen, genau wie meine Ohrenspitzen, nahmen einen leichten roten Ton an.
Kili unterdrückte daraufhin ein Lachen.
"Hättest du gedacht, dass wir einmal Thorin und das Wort Kuscheln in einem Satz sagen würden Fili?" Und auch dieser konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Okay, jetzt aber keine Zeit mehr verlieren! Unser Onkel ist immer noch verschwunden. Wir gehen jetzt weiter und suchen ihn. Wenn wir Glück haben finden wir auch noch Dwalin! Er muss auch noch hier oben sein!" meinte Kili und machte Anstalten, mich wieder Huckepack zu nehmen.
Allerdings war Fili schneller als er und hob mich auf seinen eigenen Rücken und lief los.
Er lief von Kili weg ohne etwas zu ihm gesagt-, geschweige denn ihn angeguckt zu haben.
Ich schaute verwirrt auf den Hinterkopf des blonden Zwerges.
Auch Kili war verwirrt und packte seinen Bogen weg, um seinem Bruder hinterher zu laufen.

Seltsam die beiden 'Brüder' zu nennen. Aber 'seinem Freund' klang den Umständen entsprechend auch seltsam.
Daran musste ich mich wohl noch gewöhnen.

Bei uns angekommen, flüsterte er Fili grinsend etwas auf Khuzdul ins Ohr. Wodrauf Fili empört ein „Nein ich bin nicht eifersü-" erwiederte, den Satz aber mit einem schnellen Husten abbrach.
„Nein! Und jetzt lass mich in Ruhe du blöder Zwerg! Es geht mir um deinen verletzten Rücken!"
„Och Filiii... Jetzt sei doch nicht beleidigt! Unser lieber Bilbo hier ist doch eh in Thorin verschossen. Das hat man doch wohl oft genug gesehen. Und außerdem ist er nicht so süß wie du."
Mit diesen Worten piekste Kili Fili einmal provozierend in die Wange.
„Danke Kili!" bedankte ich mich gespielt empört und der Rot-Ton meiner Ohren und Wangen wurde um ein paar Töne tiefer.
Nichtsdestotrotz, egal wie viel Schrecken an diesem Tag schon geschehen und vergangen war und was vielleicht noch kommen wollte ... es tat gut zu lachen, zumindest nur ein bißchen. Diese grauen Zeiten mussten überstanden werden. Und wenn es nichts Anders gibt, keine Hoffnunf, dann gibt es am Ende immernoch Personen, die dir dein Lächeln zurück geben können. Wenn auch nur für einen kleinen Augenblick.