Kaptel 4 || Teil 1

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„Moment! Was soll das bedeuten?! Meintest du nicht, Anfänger müssen zuerst üben und können erst dann Sex mit Kunden haben? Gold! Bleib stehen!"

Verzweifelt sah ich dem Anderen hinterher, der das Zimmer zügig verließ und mit ihm auch die junge Frau verschwand. Kalter Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn und die schlimme Vorahnung ließ mein Herz automatisch in die imaginäre Hose rutschen.
Auch wenn ich schon die ganze Zeit komplett nackt gewesen war, bildete sich erst jetzt eine wirkliche Gänsehaut und ließ mich erschaudern.

Was hielt mich davon ab, jetzt durch die Tür nach draußen zu rennen? Eine waghalsige Flucht zu wagen?
Die Unfähigkeit meine erstarrten Muskeln zu bewegen. Sie streikten, auch wenn meine Gedanken ihnen Befehle zusendeten verursachte es nur das Zucken des kleinen Fingers.

Deshalb blieb ich an Ort und Stelle stehen, im Kampf mit mir selbst und atmete erst wieder zischend durch, als der Goldschopf am Türrahmen auftauchte. In seinen Händen eine Art Handtuch, womit ich wohl meine - noch von der sanften Dusche - nasse Haut abtrocknen sollte. Während ich dieser Tätigkeit leicht dankbar nachging, wühlte der Andere in seiner Kommode herum.
Immer wieder murmelte er Dinge auf verschiedenen Sprachen und warf mir prüfende Blicke zu.

„Ich denke, deine Farbe ist beige.", sprach er dann plötzlich laut aus und zog ein dünnes Hemd heraus, ehe er eilig auf mich zuging. „Zieh es an, und lass mich dich ansehen."

Auch wenn meine Fingerspitzen beim Anblick eines bequem aussehenden Kleidungsstücks vor Freude begannen zu jucken, wuchs auch mein Misstrauen immer weiter.

„Warum?"

„Damit du nicht nackt vor den Kunden erscheinst, natürlich! Keine Sorge, du wirst es wahrscheinlich nicht lange anhaben.~"
Vielversprechend zwinkernd reichte Gold mir das Stück Stoff und beobachtete mich geduldig beim umziehen zu.
Danach packte er mich mit einer Kraft am Arm, die ich niemals vermutet hatte und zerrte mich hinter sich her durch die Gänge. Seine Tür ließ er achtlos offen stehen.

Mir war das Hemd zu groß, und streifte knapp die Mitte meiner Oberschenkel. Doch anscheinend war dies Absicht, denn jeder Lustsklaven den ich auf demWeg zum Ort des Schreckens begegnete, trug exakt dieselbe Länge.
Nach kurzer Zeit erreichen wir eine schwarze Tür, aus der eine langsame Musik dröhnte und ein mysteriöser Duft von Innen ausging.

„Hör zu. Es ist wichtig, dass du alles genauso machst wie ich. Du sprichst nur, wenn du angesprochen wirst und halte deinen Blick gesenkt.", gab der schlanke Junge von sich und richtete sein langes Hemd. „Boris ist einer unserer wichtigsten Kunden und lässt jedes Mal eine beachtliche Geldsumme da. Wir können uns keinen Patzer leisten, besonders zu Zeiten wie diesen nicht."

Zeiten wie...?

„Was meinst du damit?", fragte ich verwirrt, aber der Junge bedeutete mir mit einen genervten seufzen die Klappe zu halten.
Anschließend bog mit den Fingern ein letztes Mal seine Wimpern nach oben und stieß mich dann in den Raum, ohne auch nur einen meiner vielen Flüche zu hören, die ich parat hatte.

Schwüle, dicke Luft ummantelte meinen Körper und das abgedunkelte Licht verlangte meinen Augen so einiges ab. Dieser Ort erinnerte mich stark an einen Club, nur ohne laute Musik oder Bar. An mehreren Halbkreis-Tischen saßen gut gekleidete Leute und unterhielten sich mit... Lustsklaven. Einige lachten, ein paar nickten zustimmend bei dem Gesagten ihres Kunden und manche führten die Gäste nach hinten ins Dunkle.

„Die Privaträume...", raunte Gold mir zu, als er meinen Blick gefolgt- und neben mich getreten war. „Dort findet dann der Geschlechtsverkehr statt. Natürlich nur, wenn die Stimmung und der Zeitpunkt perfekt sind."

Widerlich. Einfach nur widerlich.
Sowas verlangte man nun auch von mir? Nein danke.

Bevor ich aber zurückgehen konnte, harkte der Andere sich bei mir ein und trat zielstrebig auf einen der Tische zu. Das perfekte Lächeln behielt er durchgehend im Gesicht, ebenso wie das anzügliche Funkeln in den braunen Augen.
Unser Ziel wurde bereits von zwei Personen besetzt, ein etwas breiterer Mann mittleren Alters und einen anderen Kerl. Dieser könnte der Sohn des ersten sein, betrachtete man ihr äußerliches Erscheinungsbild.
An der Kleidung erkannte ich den guten Familienstand, und an den unzähligen Ringen des alten Knackers deren finanzielle Lebenslange.

Die waren reich.

„Gold, mein Häschen!~", grölte der Mann amüsiert und wank die gemeinte Person zu sich, wo er ihr sofort einen langen Kuss gab. „Мне тебя не хватало.~ Oh, darf ich vorstellen? Mein Neffe, Viktor."
Mit einer überschwänglichen Bewegung klopfte er auf seine Begleitperson, deren Aufmerksamkeit aber eher beim vollen Getränk vor sich lag.

Höchstwahrscheinlich waren Boris und Viktor Kosenamen, wie es mir der andere Lustsklave vorhin genauer erläutert hatte.

Gold schmunzelte und schlang seine beiden Arme um den Hals Boris', bevor er ein anerkennendes nicken vollzog.
„Neue Kunden sind hier immer gerne gesehen...", schnurrte er und malte mit seinem Zeigefinger Kreise auf die Brust des Mannes. „... Aber ich bevorzuge noch immer die Stammgäste.~"

Bevor er den Mann wieder in einen Kuss verwickeln konnte, wanderten seine Augen zu mir und ein entschuldigender Blick entstand.
„Ich vergaß... Nate ist heute nicht hier, wegen... Gehproblemen. Das hier ist unser Neuzugang, der Junior hier. nennt ihn..."

Mit innerlichen Krämpfen zwang ich mir ein Lächeln ab und machte einen Knicks, bevor ich wütend zu Gold schaute. Der sollte mich hier rauskriegen und nicht als potentielle Ware vorstellen! Was für ein Arschloch!

Junior. Nennt ihn ruhig Junior. Ich bin mir sicher, er wird sich wundervoll mit deinem Neffen verstehen."

Ganz toll.

Um keinen Schlag zu kassieren - Boris machte auf mich durchaus den Anschein, dass er es tun würde - setzte ich mich ebenfalls auf die weicht Sitzgarnitur und starrte zähneknirschend auf meine Finger. Diese Musik, diese Luft... machte mich schläfrig und vernebelte meine Gedanken. Hin und wieder schnappte ich ein paar Worte auf, nickte aber nur emotionslos, ohne den Zusammenhang zu verstehen.
Viktor schwieg wie ich und machte auch keine Anstalten ein Gespräch anzufangen, nippte stattdessen seelenruhig an seinem bläulichen Getränk.

Mir sollte es recht sein.

Doch dann beging ich einen großen Fehler und hob den Blick, sah direkt in die Augen von Boris' Neffen.

Erstarrt öffnete ich meinen Mund und zeigte auf ihn, kurz davor zu schreien. Das konnte nicht sein!
Nein, es war unmöglich und dennoch gab es meines Wissens nur eine Person mit solchen Augen.

„Markov!?"

Entführt Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon