Auf die Fresse

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„Ich wollte sagen, dass auch wenn wir uns erst so kurz kennen: Du weißt gar nicht wie wahnsinnig du mich machst..."

Kurzzeitig vergas Laura zu atmen. Nicht, dass es ihr nicht genauso gegangen wäre, aber von Tareks Seite aus hätte sie das nicht erwartet. Schüchtern hob sie den Kopf und guckte Tarek an.

„Ich-..." fing sie an aber Tarek unterbrach sie sofort. „Ne du musst jetzt gar nichts sagen, ich weiß doch auch dass es viel zu früh ist, aber so empfinde ich halt. Und ich werde mich da auch nicht für entschuldigen!" Schnell hielt sie ihm die Hand über den Mund und spürte so den drei Tage Bart, den er trug. „Tarek, meine Güte wirst du mich irgendwann ausreden lassen?" grinste sie. Da sie noch immer ihre Hand auf seinem Mund hatte spürte sie es nun an seiner Brust vibrieren. Der Nubische lachte leicht auf, schnappte sich dann ihre Hand und hielt diese weiterhin fest. Gerade als er Laura ganz vorsichtig an sich heran zog und sie schon seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren konnte öffnete sich die Tür des Restaurants und Flo kam auf die Beiden zugelaufen.

„Was macht ihr denn hier draußen?" fragte er und hatte die Lage immer noch nicht ganz gerafft.

„Wonach sieht's denn aus?" knurrte Tarek und ließ dabei Lauras Hand nicht los.

„Flo, kannst du uns bitte alleine lassen?" fragte Laura beinahe bettelnd und in diesem Moment fiel bei Flo der Groschen.

„Ach du Scheiße, ihr habt was miteinander!" stellte er schockiert fest.

„Hast du die Lady nicht gehört?" fragte Tarek genervt woraufhin Flo einen Schritt auf die Beiden zukam.

„Hör mal du Pisser, ich kenne Laura schon seit Jahren und wenn, dann sollte nicht ich gehen sondern du!" zischte Flo ihm entgegen und das war der Moment wo Tarek der Kragen platzte. Schnell schob er Laura beschützend hinter sich und ehe sie sich versah schubste der eine den anderen auch schon und daraus entstand eine astreine Prügelei.

„Könnt ihr euch mal einkriegen?" brüllte Laura den beiden entgegen und hoffte, dass Maxim, Jerry oder Nico zufällig auf dem Weg nach draußen waren um zu helfen. Aber nix dergleichen geschah.

„Wenn ihr nicht sofort aufhört gehe ich und melde mich bei keinem von euch wieder!" das ließ zumindest Tarek kurz in seiner Bewegung stoppen, was Flo für einen erneuten Schlag in dessen Gesicht nutzte. Schnell eilte Laura ins Goa II und rief nach Maxim. Der kam auch keine Sekunde später schon angerannt und zerrte die beiden Männer auseinander. Nico stellte sich vor Flo und hielt diesen zurück, Maxim hatte Tarek am Arm gepackt. Laura atmete schwer aus und nun kam auch noch die ganze restliche Gruppe dazu.

„Was zur Hölle ist hier los?" knurrte Caro sauer. So hatte sie sich ihren Geburtstag auch nicht vorgestellt. Gerade als Flo wütend irgendwas sagen wollte, mischte sich Laura ein.

„Flo, ich glaube du solltest jetzt besser gehen!" müde fuhr sie sich übers Gesicht. Tarek konnte nur überrascht zu ihr sehen und fing trotz seiner blutenden Nase und dem geschwollenen Auge an zu grinsen. Wie er die Prügelei mit einer gegipsten Hand überlebt hatte war eh fragwürdig...

„Du wirst sehen, dass er dich nur ins Bett bekommen will!" zischte Flo noch und nun wurde auch Caro sauer. Sie hatte Flo immer nett gefunden, aber für so manipulativ hatte sie ihn nicht gehalten. Und da sie gerade eh sauer auf Antonia und noch mehr auf Maxim war ging sie einen Schritt nach vorne, scheuerte Flo mit aller Wucht eine (sorry Flo, you don't deserve that!) und murmelte „Du sollst abhauen, hat sie gesagt!" Der machte sich auch so schnell wie möglich vom Acker.

Als sie sich wieder umdrehte blickte sie in erstaunte Gesichter. „Ist was?" fragte sie zickig und wollte sich innerlich für ihre Eifersucht schlagen. Die ganze Gruppe sah aus wie ein Scheiterhaufen. Anna und Jerry standen Hand in Hand da und beobachteten die Szene einfach nur, Maxim fuhr sich durch seine kurzgeschorenen Haare, Antonia klammerte sich an seinen Arm als hätte er sich gerade geprügelt und Laura wischte mit einem Stück Taschentuch Tareks Blut aus seinem Gesicht. Nico hatte sich wie üblich eine angezündet.

Seufzend ging Caro rein, knallte einen 100er auf den Tisch und nahm sich die Jacken und Taschen der Gruppe um innerhalb von zwei Minuten wieder bei den anderen zu sein. Dann warf sie jedem die Jacke hin und zog sich ihre selbst an.

„So hab ich mir das hier zwar auch nicht vorgestellt, aber lasst uns zu uns nach Hause gehen! Tarek braucht dringend was zum Kühlen!" Der nickte zwar tapfer, aber man sah ihm seine Schmerzen genau an.

„Wir würden uns zu uns nach Hause machen!" meinte Anna zögerlich und verabschiedete sich von allen. Jerry tat es ihr gleich. Die nun etwas kleinere Gruppe lief nun in Richtung Kreuzberg. Caro ging stillschweigend neben Nico, Laura hielt Tareks gesunde Hand und man konnte sehen, dass die Beiden trotz Tareks Blessuren selig lächelten. Maxim lief etwas unsicher neben Antonia, welche ihm gerade eine Geschichte aus ihrem Leben erzählte. Nach beinahe einer Stunde Heimweg standen endlich alle vor der Haustür der Mädchen in der Adalbertstraße. Oben angekommen nahm Laura Tarek sofort mit ins Bad und verarztete seine kleinen Wunden. Dann rannte sie in die Küche und holte ein Kühlpack für sein Auge und ging dann wieder ins Bad wo der Nubische auf dem Klodeckel sitzend die kleinen Bravo-Artikel las. „Ich denke du weißt alles?" grinste Laura und stellte sich zwischen seine Beine um besser an sein Gesicht zu kommen. „Ich habe gesehen, dass du heute gezögert hast..." antwortete sie auf sein Schweigen. Tarek seufzte. „Na hör mal, ich musste mich entscheiden: Hau ich dem Hund auf die Schnauze oder mach ich vor dir das Weichei. Und ich weiß doch, dass ich dich jetzt noch beeindrucken kann. Aber war mir schon kurz unsicher, ich meine ich will dich ja nicht verlieren..." murmelte er zum Ende hin noch. Laura merkte wie ihr das rot in die Wangen stieg.

„Ich dich auch nicht." Flüsterte sie zurück. Schnell zog Tarek sie auf ihren Schoss. „Ich hoffe du stehst auf Piraten, weil ich Einaugiger würde dich jetzt gerne küssen!" meinte er und zog sie mit beiden Armen an ihn heran. Nach fünf Minuten war Laura fast außer Atem und Nico klopfte mittlerweile schnell an die Tür und brüllte, dass er pinkeln müsse.

„Ich würde das gerne auf heute Nacht in dein Bett verlegen." Raunte Tarek mit einer rauen Stimme und zog Laura dann aus dem Bad. Nico schmunzelte den Beiden entgegen und drückte sich dann ins Bad. Als Laura und Tarek in die Küche kamen ergab sich ein eher trauriges Bild. Maxim und Antonia saßen wieder fröhlich quatschend nebeneinander, während Caro in eine Decke gewickelt an ihrem Handy saß. Laura setzte sich schnell neben ihre beste Freundin, da sie sofort gerochen hatte was los war. Tarek setzte sich mit einem verwirrten Blick neben die Beiden.

„Was macht er da?" flüsterte Laura Tarek leise zu und deutete auf Maxim. Der zuckte nur mit den Schultern und wünschte sich die Gedanken seines Kumpels lesen zu können. Die letzten Tage hatte er doch so oft von Caro gesprochen und nun würdigte er sie keines Blickes. Lange beschäftigte sich Tarek nicht mit diesen Gedanken. Stattdessen kam ihm das Bild von Laura und ihm auf der Toilette wieder in den Sinn. Als er merkte, dass sich bei ihm untenrum etwas regte versuchte er schnell an etwas anderes zu denken und glücklicherweise kam genau jetzt Nico wieder aus dem Bad.

„Na was machen wir jetzt Leute?" fragte der fröhlich grinsend und klaute sich ganz selbstverständlich ein Sterni aus dem Kühlschrank der Mädels.

„Ich werd mich wohl bald mal nach Hause machen." Meinte Antonia und stand auf. Schnell verabschiedete sie sich noch bei allen und Maxim brachte sie noch zur Tür. Caro wollte nicht unhöflich sein, aber für Maxim-Geschwärme hatte sie gerade keine Energie. Als Maxim sich wieder auf die kleine Couch in der Küche warf und die Wohnungstür zufiel herrschte kurz Stille.

„Ich wiederhole mich ja ungerne: aber was machen wir jetzt? Es ist gerade mal 0 Uhr!" fragte Nico noch mal.

„Ich würde sagen, dass Geburtstagskind darf bestimmen!" versuchte Laura ihre beste Freundin aufzuheitern. Plötzlich wurden drei Augenpaar in der Küche sehr groß.

„Baby bitte sag mir nicht, dass du vergessen hast uns zu sagen, dass Caro Geburtstag hat?!" fragte Tarek und griff nach Lauras Hand.

„Wieso muss ich euch sowas sagen? Was dachtet ihr denn für wen der Tisch so schön gedeckt war?" fragte Laura nun zynisch.

„Ist okay Leute, ihr konntet es ja nicht wissen." Versuchte Caro alle zu beruhigen. Die Männer kannten sie ja erst seit ein paar Tagen, woher sollten sie es denn wissen.

„Kommt jetzt vielleicht'n bisschen spät, aber: Alles Gute, altes Haus!" grinste Nico und umarmte Caro und ihre Deckenhülle.


Kreuzberg 361Where stories live. Discover now