Die Katze aus der Tiefkühltruhe

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Es gab eine flache Stelle zwischen den Steinen, hier wäre es möglich an Land zu kommen und erleichtert stellte L. fest, dass Teeothys Kopf wieder über dem Wasser aufgetaucht war und sie sich tatsächlich bemühte, eben an diese Stelle zu gelangen. L. lief soweit wie nur möglich vor und sie betrachtete verzweifelt, die langsamen, schwerfälligen Bewegungen Teeothys, die wirklich kämpfte an Land zu kommen, die jedoch von der Kälte mehr und mehr gelähmt wurde. „Oh Fuck! Komm her! Und ich warne dich, wenn du es nicht tust, kämpf Teeothy, das kannst du mir echt nicht antun."

Teeothy war glücklicherweise nicht weit entfernt vom Ufer im Wasser gelandet, doch jede Bewegung kostete sie ungeheuer viel Energie. Sie erreichte das Ufer, L. ergriff ihr eiskaltes Handgelenk und zog sie an Land, die flachen Felsen hinauf. Teeothys Lippen waren blau , sie zitterte am ganzen Körper und kaum dass sie das Ufer erreicht hatte, knickte sie ein und L. gelang es gerade so sie aufzufangen. „Bescheuerte Idee...", vernahm L. die gehauchten Worte, bevor Teeothy ohnmächtig wurde. L. die den unterkühlten Körper des Engels an sich gezogen hatte, weinte still und strich über die nassen Haare, die sich in ihrem Schoss verteilten hatten. Ihre Beine waren scheinbar aufgeschürft, denn Blut rann an ihnen runter. Es erschien so verrückt. Teeothy und sie waren inmitten vom Nirgendwo und Teeothy würde erfrieren oder verbluten, weil sie, L., zu schwach war und nicht schnell genug. 

Benni erreichte sie. In seinen Händen Teeothys Hosenanzug und ihren Mantel.„Oh verdammt!", fluchte er. „Sie wird sterben. Oh Benni. Sie wird sterben!", klagte L. jammernd. Jetzt registrierte er, dass L. vollkommen in ihre Angst versunken war und scheinbar gar nicht mehr klar dachte.„Steh auf L.", sagte er mit Nachdruck. Sie rührte sich nicht. Er überbrückte den letzten Schritt zwischen ihnen und seufzte: „Verzeih mir.", sagte er reuevoll, bevor seine Hand L. mitten ins Gesicht traf. Hitze durchflutete Ls. Körper, ihre Wange brannte, verwirrt blinzelte sie, dann erlangte sie ihr Bewusstsein zurück und es war als erwache sie urplötzlich. „Danke.", sagte sie knapp, rappelte sich auf, wobei sie Teeothy an ihre Beine gelehnt positionierte. Benni nickte nur, dann erklärte er, dass es schnell gehen musste und L. Teeothy der durchnässten Sachen entledigen musste. „Es ist keine Zeit für Förmlichkeiten, ich geb ihr meinen Pulli, den ziehen wir ihr über und ihren Hosenanzug natürlich und den Mantel", zählte er auf. Ohne Widerworte nahm L. Teeothy ihre Unterwäsche ab und diesmal war es ein befremdliches Gefühl und löste in ihr keine positiven Gefühle aus, sondern nur Schmerz und Trauer, weil Teeothys Körper so zart und zerbrechlich wirkte. Gemeinsam zogen sie ihr den Hosenanzug an, was viel zu viel Zeit kostete und L. nervös werden ließ. „Ruhig. Sie wird das schaffen.", meinte Benni besänftigend und L. fragte sich, ob er selbst an seine Worte glaubte. Sein Blick sagte etwas anderes. Er hatte aufrichtige Angst.

Ohne Worte rannten er mit Teeothy in den Armen, so schnell es ging und L. den Weg zurück zum Auto. L. setzte sich mit Teeothy auf die Rückbank, presste ihren Körper an sich, versuchte sie mit ihrer eigenen Wärme zu wärmen, während Benni noch geistesgegenwärtig die Rettungsdecke herauskramte, die L. um Teeothy wickelte, bevor er in höchstem Tempo ins nächste Krankenhaus fuhr, die Autoheizung auf Höchststufe. Sie brauchten 20 Minuten, kamen aber sofort in die Notaufnahme, wo Teeothy in Gewahrsam genommen wurde. Benni telefonierte während der Wartezeit mit Emilia., die scheinbar bereits unterwegs war mit Ms. Crisp. L. war am Ende mit den Nerven und saß angespannt, auf dem weiß gekachelten Krankenhausflur auf einem der vielen Plastikstühle, den Kopf in den Händen vergraben, betend. Benni kam wieder und versuchte sie zu beruhigen. L. hörte kaum hin und erst als der Arzt kam, fuhr ihr Kopf blitzartig nach oben.

„Frau Addario war tatsächlich leicht unterkühlt, doch ihre Rettungsmaßnahmen scheinen schlimmere Schäden vermieden zu haben, möglicherweise wird sie mit einer Grippe davon kommen, die Schürfwunden sind auch nicht bedenklich und es ist vor allem wichtig, dass sie viel Ruhe, Schlaf und Wärme bekommt. Nach ihrer Beschreibung her, wird sie sämtliche Energiereserven aufgebraucht haben und wird einige Zeit benötigen bis sie sich komplett erholt hat. Ihre Herzfrequenz ist stabil und ihr Blutdruck hat sich auch wieder normalisiert." Jedes Wort des Arztes ließ L. ein wenig mehr entspannen und schließlich fühlte sie sich nur noch sehr müde und ausgelaugt. Benni war auch sichtlich erleichtert. „Kann ich zu ihr?", fragte L. vorsichtig. „In welchem Verhältnis stehen sie denn zu..." L. senkte den Kopf. „Nein keine Sorge Miss, das ist lediglich für die Unterlagen, sie können die Patientin selbstverständlich besuchen, sie hat bereits nach ihnen gefragt." L. sah ihn überrascht an: „Sie ist wach?" „Ja, nur momentan noch recht angeschlagen und..." 

Das Geheimnis der Farbe SchwarzWhere stories live. Discover now