Julien/Dima {27}

193 17 8
                                    

Als Dima eingepennt war, konnte ich nichts mehr tun außer grinsen.
Das war der beste Sex den ich jemals hatte, und dass mit meinem besten Freund.
Es war so gut, dass ich mir gerne ein zweites Mal gewünscht hätte, aber das wird wohl nie mehr so kommen.
Generell hatte ich unsere Freundschaft wahrscheinlich jetzt komplett zerstört, aber diese eine Nacht war es mir tatsächlich Wert.
Zumindest hatte es sich gelohnt, weil Dima einfach unglaublich gut war in dem was er tat.
Das einzige, was mir ein schlechtes Gewissen machte, war die grundlegenste Tatsache.
Er liebte mich und ich hab ihm mit der Aktion vielleicht sehr krass verletzt, weil ich mit ihm geschlafen habe ohne ihn zu lieben.

Seufzend drehte ich mich zur Seite und sah in Dima's hübsches, unschuldiges Gesicht.
Vor ein paar Wochen hätte ich nichtmal im Traum daran gedacht, dass wir es mal miteinander treiben würden.
Resigniert sah ich auf die Uhr, die mir Datum und Uhrzeit anzeigte.
Es war zwei Uhr nachts, nach dem 20. Jahrestag unserer Freundschaft.
Zwanzig Jahre lang kannten wir uns jetzt schon, und so haben wir unser Jubiläum gefeiert.
Es tat mir plötzlich doch ziemlich weh, doch für meine Gefühle konnte ich nichts.
Ich sah ihn immernoch als meinen besten Freund, so leid mir das auch tat.
Wenn ich es schaffen könnte, meine Gefühle zu verändern würde ich es sofort tun, ohne Frage.
Aber so oft mir Rebekah das auch einreden wollte, da war nichts.

Wenn ich ihn ansah, sah ich zwar ein hübsches Gesicht und einen geilen Körper, aber auch meinen besten Freund, der für immer nur mein bester Freund bleiben würde.
Er war mir unglaublich wichtig und er wird auch immer der wichtigste Mensch in meinem Leben sein, das ist sicher.
Aber ich könnte mir kaum vorstellen, mit ihm in einer Beziehung zu leben.
Tief im Innern fand ich mich selber extrem fies, aber was sollte ich tun?
Ihm Liebe vorspielen, im Streit dann sagen ›Ich habe dich nie geliebt‹?
Das würde ihn umbringen.
»Es tut mir so leid...« flüsterte ich tonlos als mir auffiel, wie viel Schaden ich ihm mit dieser einen Aktion zugefügt habe.
Ich hatte jetzt schon Angst es Bekki zu erzählen aber ich musste es tun, bevor er es tat.
Sie würde sauer werden und mich ein Monster nennen, so wie sie es immer tut.
Mit dem Unterschied, dass sie dieses eine Mal sogar Recht hatte.

Ich fühlte mich so unglaublich schlecht, dass ich sogar Tränen in den Augen hatte.
Dima im Schlaf einfach umzubringen war glaube ich die schmerzfreieste Möglichkeit, die sich mir bot.
Das war natürlich keine Option, aber es wäre für ihn wirklich das Beste gewesen.
Wenn er morgen aufwachte, würde er nicht nur körperliche, sondern auch seelische Schmerzen des Todes erleiden.
Und das war meine Schuld.
Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und rollte langsam in Richtung Matratze.
Ich strich Dima leicht über die Wange und flüsterte:
»Alles gute zum Jubiläum, Dimi.«

P.o.v Dima, am nächsten Morgen.

Ich wurde geweckt durch die grellen Sonnenstrahlen, die mir ins Gesicht schienen.
Müde blinzelte ich, drehte mich in die andere Richtung und riss sofort die Augen weit auf.

Ein stechender Schmerz durchzuckte mich so heftig, dass ich sofort hell wach war.
Ich schloss die Augen, versuchte mich zu beruhigen und dachte an das, was es eigentlich nur schlimmer machte.
Mir war gestern schon klar, dass ich so enden würde und ich bin trotzdem darauf eingegangen.
Klar war der Sex weltklasse, aber die körperlichen und seelischen Schmerzen waren das nicht Wert.
Aber zu spät, jetzt lieg ich hier und kann mich nichtmehr bewegen.
Ich setzte mich unter Höllenqualen auf, zog die Decke zur Seite und schaffte es nach zehn Minuten meine Boxershorts wieder anzuziehen.
Aufstehen probierte ich garnicht erst, ich griff nach meinem Handy und wählte Rebekah's Nummer.

»Bekki?«
»Hey Dima.«
»Du musst sofort herkommen. Sofort.« drängte ich und versuchte dabei mir nicht anmerken zu lassen, dass ich fast weinte.
»Wieso? Was ist passiert?« fragte sie und ich atmete tief durch.
»Das kann ich dir nicht am Telefon sagen. Komm einfach her.«
»Das ist gerade sehr schlecht Dimi, ich hab Besuch...«
»Du musst!« zischte ich ungewollt harsch, da es sich wieder anfühlte als würde mir jemand einen Baumstamm in den Unterleib rammen.
»Dima was ist passiert? Geht's dir gut?« fragte Bekki besorgt und Tränen verschwammen meine Sicht.
»Nein. Bring Schmerzmittel mit. Irgendwas was mich nicht mehr denken lässt.« sagte ich kraftlos und hörte, wie Rebekah ihren Schlüssel nahm.
»Ich bin sofort da, halt durch.«

Ich schmiss das Handy auf die andere Betthälfte und traute mich nicht mich irgendwie zu bewegen, denn jede Bewegung ließ mich fast in Ohnmacht fallen.
Ich hätte auf mich selbst, auf Rebekah und jeden Menschen dieser Welt mit Verstand hören sollen, doch ich hab es nicht getan.
Stattdessen hab ich mit meinem besten Freund geschlafen, der mich zwar heiß findet aber nicht liebt.
Ich fühlte mich dumm und so, als hätte man mir meine letzte Würde genommen.
Das einzig gute war gestern der Kuss danach, der sich ehrlich angefühlt hatte.
Aber selbst darüber konnte ich mich nicht freuen.
Es klingelte und mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich aufstehen musste.
Jeder Schritt zur Tür war wie, als würde ich jedes Mal ein bisschen sterben.
Als ich endlich da war öffnete ich sie und Rebekah huschte an mir vorbei.

»Was ist los?« fragte sie und zog mich in eine Umarmung, die ich nur schwach erwiederte.
»Hast du Schmerzmittel?« fragte ich ohne auf sie einzugehen, sie nickte und kramte eine silberne Verpackung aus ihrer Handtasche.
»Hier, das sind die stärksten die ich habe. Nimm eine ganze, wenn es wirklich schlimm ist.«
Ich zögerte nicht, löste zwei Tabletten raus und schob sie mir in den Mund.
»Spinnst du! Das ist Novalgin! Die setzen dich k.o. du Idiot!« rief Bekki und riss mir den Rest aus der Hand.
Dann hielt sie mir eine Wasserflasche hin und ich spülte die Tabletten runter.
»Jetzt sag mir, was los ist.«
Ich ging quälend langsam zurück Couch und ließ mich komplett darauf fallen.
Bekki setzte sich neben mich und legte meine Beine auf ihren Schoß.
Es war eine Position, in der ich zwar ein unangenehmes Gefühl aber keine Schmerzen hatte.
»Nicht bewegen. Kannst du genauso bleiben?« fragte ich und sie nickte.
»Wenn du mir sagst, was passiert ist? Bitte.«
Ich seufzte und spürte wieder die Traurigkeit in mir.

»Gestern Abend haben Julien und ich noch Football geguckt, wie immer. Wir haben einfach nur geredet. Aber dann... ist das Thema irgendwie komisch geworden und wir haben uns aus Spaß gegenseitig angeflirtet.
Plötzlich hat er gesagt er muss gehen und ist gegangen, aber zwei Sekunden später hat er wieder geklingelt.« erklärte ich leise und Bekka schien noch nicht ganz zu wissen, worauf ich hinaus wollte.
»Ich hab die Tür wieder auf gemacht, und dann... und dann...«
Ich hatte keine Ahnung wie ich das erklären sollte.
»Was ist dann passiert?«
Nervosität stieg in mir auf, ich wusste nicht wie sie reagieren würde.
»Du hattest Recht, Bekki. Von Anfang an.« murmelte ich und Rebekah setzte sich mit einem Ruck auf.
Zischend presste ich die Hand auf meinen Bauch und wartete, bis der Schmerz wieder abklang.
»Du hast... Er hat... Ihr habt... Wie bitte?« rief sie entsetzt und machte meine Lage nicht gerade besser.
»Was sollte ich den tun? Es ging so schnell und... ich wollte es so.« rechtfertigte ich mich und Tränen stiegen mir wieder in die Augen.
»Ich wollte es, auch wenn ich weiß das er mich nicht liebt.« flüsterte ich weiter und Bekki setzte sich wieder so hin wie vorher.
Sie strich liebevoll über meine Wange und flüsterte:
»Ist okay, Dima. Ist schon okay.«

Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie die Überdosis mich langsam ausknockte.
»Nichts wird sein wie früher. Ich hab's verbockt. Es war meine Idee. Ich hab es privoziert.« murmelte ich, Rebekah wiedersprach mir.
»Nein, das stimmt nicht. Es ist nicht deine Schuld. Er hätte dich nicht einfach ausnutzen dürfen. War der es zumindest gut?« fragte sie und ich lächelte gequält.
»Das war der beste Sex den ich jemals hatte. Aber trotzdem, es ist vorbei. Ich geb's auf. Wir sind nur Freunde, nicht mehr.«
»Was genau gibst du auf?«
Ich schloss die Augen.
»Julien.«

_____________
4/4
Uuuuund cut!
Danke fürs dabeisein❤️

Escape | [SunDiego X JuliensBlog] [✔️]Where stories live. Discover now