кαριтєℓ 1

3.2K 82 8
                                    

Jessie Stilton gähnte, als ihre Mutter das Frühstück vor ihr auf den Tisch stellte.

„Schlecht geschlafen?", wollte ihre Mutter wissen und sah sie mit warmen braunen Augen an.

„Wie auch immer du es nennen möchtest", entgegnete Jessie und aß etwas von den herrlich duftenden Pancakes, die ihren Magen allein schon von dem Anblick zum Knurren brachten.

„Und was hast du heute so vor?"

„Weiß nicht genau.. vielleicht mal mein Zimmer aufräumen", antwortete Jessie und schob sich den letzten Bissen von ihrem Essen in den Mund.

Zufrieden lehnte sie sich zurück und wendete ihre Aufmerksamkeit der Person zu, die wenige Sekunden später die Küche betrat.

Jessies Vater, ein sonst so gut gelaunter, lebensfroher Mensch, ging mit grimmiger Miene auf seine Frau zu.

„Wir sollten reden."

„Was ist los?"

„Nicht hier", sagte Miles und verschwand ohne Weiteres im Nebenzimmer.

Mit einem entschuldigenden Blick zu Jessie eilte ihre Mutter ihm nach.

Worum es wohl ging?

Jessie wartete ein paar Minuten, ehe sie neugierig aufstand und leise hinterher schlich.

Schon von weitem konnte sie einzelne Wortfetzen des Gespräches auffangen.

Mehrmals hörte sie wie ihr Name fiel.

Hatte sie was falschgemacht?

Während sie in Gedanken schnell die letzten Wochen Revue passieren ließ, drückte sie ihr Ohr gegen die Tür, um den einzelnen Worten einen Sinn zu geben.

„Catherine, wir können nicht noch länger warten. Sie hat ein Recht darauf es zu erfahren!"

Miles klang verärgert.

„Vielleicht muss sie es auch gar nicht erfahren.."

„Sie wird es so oder so erfahren. Nur denke ich, dass es besser ist, wenn sie es von uns erfährt. Mit so einem sensiblen Thema muss man schonend umgehen."

Catherine seufzte.

„Ich habe einfach Angst, dass wir sie verlieren, wenn sie erfährt, dass wir nicht ihre leiblichen Eltern sind.."

Warte- was ?

Jessie erstarrte und für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen.

Hatte sie gerade richtig gehört? Nein. Das musste ein Irrtum sein, ein großes Missverständnis, irgendwas, aber niemals die Wahrheit.

Schritte ertönten und rissen sie aus aus ihren Gedanken.

In Windeseile zog sich Jessie auf ihr Zimmer zurück und versuchte zu verarbeiten, was sie gerade gehört hatte.

„Das kann unmöglich wahr sein", murmelte sie in den Raum hinein und setzte sich wie benommen auf ihr Bett.

Dabei fiel ihr Blick auf den großen Spiegel an der Wand, der ihr trügerisch das Bild eines hübschen, jungen Mädchens mit blondem, welligem Haar und traurigen, tiefgrünen Augen übermittelte.

Sie sah ihrer Mom so ähnlich, was die gehörten Worte noch unglaubwürdiger erschienen ließen.

Jessies Augen füllten sich mit Tränen und ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

17 Jahre.

17 Jahre ihres Lebens waren nur erlogen und betrogen gewesen.

Eine Illusion, wenn man es so bezeichnen möchte.

Und sie wusste nicht, ob sie ihren Eltern das je vergeben konnte.

Mit dem Handrücken wischte Jessie sich eine Träne aus dem Gesicht, ging zum Kleiderschrank hinüber und zog eine kleine schwarze Reisetasche hervor.

Eins stand fest.

Sie würde keine Sekunde länger damit verbringen in dieser falschen, scheinbar perfekten Illusion zu leben.

Sie musste raus.

Die Wahrheit erkennen und lernen damit umzugehen.

Jessie warf notdürftig ein paar Klamotten in die Tasche und lauschte dann an der Tür, um herauszufinden, ob die Luft rein war.

Immer noch hörte man Stimmen aus dem Erdgeschoss des Hauses, was darauf hindeutetet, dass die Haustür nicht ohne entdeckt zu werden, zu erreichen war.

Eine andere Lösung musste her.

Jessie suchte in jedem Winkel ihres Zimmers Decken und Tücher zusammen, die sie schlussendlich zu einem langen Seil zusammen knotete.

Das Seil machte sie so gutes ging an ihrer Fensterbank fest, testete kurz die Belastbarkeit und hangelte sich dann daran hinab.

Unten angekommen warf sie einen letzten Blick durchs Fenster ins Haus hinein, bevor sie sich umdrehte und ihr altes Leben hinter sich ließ.

MacGyver - Back to you Where stories live. Discover now