◇6◇

1.1K 54 5
                                    

Da ich nichts finde, greife ich willkürlich zu und ziehe einen dicken Wälzer heraus.

Ich setzte mich zurück zu ihm aufs Bett, lege meinen Arm um seine Schulter und beginne zu lesen.

Seltsam, ich kann mich gar nicht an das Buch erinnern. Aber bei so vielen Büchern, die ich schon gelesen habe, ist das auch kein Wunder.

„Es war einmal ein tapferer Held, der sich sehr um seine Familie sorgte. Eines Tages wurde er sehr krank und erblindete.“ Ich stocke.

Das kann doch nicht sein. Aber ihm scheint es zu gefallen, also lese ich weiter. „Ihm erschien ein weiser Zauberer und sagte ihm, er könne ihn retten. Allerdings müsse er dafür etwas opfern, das er liebe.“

Die Zeit vergeht, aber Jungkook schläft nicht ein.
„Auf dem Gipfel des Berges sprach der Held zum Zauberer: Nun weiser Mann, ihr müsst es wissen. Also gut, ich opfere meinen … Bruder?“

Das ist der Punkt, an welchem ich aufhöre. Mit müdem Gesichtsausdruck schaut er zu mir auf. „Warum liest du nicht weiter?“ Ich überlege kurz. Sanft streiche ich ihm über das kurze, dunkelbraune Haar.
„Den Rest lese ich dir später vor.“
„Wann ist später?“
„Weiss ich noch nicht“, antworte ich wahrheitsgemäss.

-----

BruderherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt