Kapitel 38. Mit dem Orientierungssinn einer toten Schildkröte auf Drogen...

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„Wenn du seine Schrei hören wirst, wird es zu spät sein. Wenn du siehst wie sein Blut den Boden befleckt. Seine Tränen werden um sonst sein. Denn du wirst ihn nicht retten können. Und mit der Gewissheit, dass du seinen Schmerzen nicht verhindern hast können, wirst du leben müssen. Jeden Abend wirst du mit diesem Gedanken einschlafen müssen. Jede Nacht wirst du von seinen Schmerzensschreien träumen. Und jeden Morgen wirst du mit dem Gedanken an seine Tränen aufwachen.“

Verschwitzt und heftig atmend fahre ich aus dem Schlaf hoch. Der Platz neben mir ist leer. Hektisch schaue ich mich im dunklen Zimmer um. Mit dem Handrücken wische ich mir einzelne Tränen aus dem Gesicht. Jedoch folgen immer wieder neue und es dauert bis sie alle wieder gertrocknet sind. Der laute Donner von draußen lässt mich zusammenzucken. Mit zitternden Fingern schlage ich die Decke zurück. Für wenige Sekunden erhellt das weiß blaue Licht eines Blitzes den Raum und mit wackeligen Beinen steige ich aus dem Bett. Erst jetzt fällt mir die Nachttischlampe ein und ich taste nervös nach dem Lichtschalter. Doch als ihn finde passiert nichts. Das passt natürlich wieder super. Also entweder die Lampe ist kaputt, oder der Strom im ganzen Haus ist ausgefallen.

Langsam tue ich einen Schritt nach dem anderen. Aber weil das Schicksal ein mieser Verräter und Karma ein Miststück ist, stoße ich nach wenigen Metern mit dem Fuß gegen eine Wand. Fluchend halte ich mir den schmerzenden Zeh und suche mit der anderen Hand nach der Türe und dem Lichtschalter. Der Lichtschalter hilft mir jedoch so sehr wie ein gehbehinderter Pinguin und lässt mich kläglich im Stich. Natürlich nicht ohne ein paar säuberlichst ausgewählte Schimpfwörter auf den Lippen, stolpere ich hinaus auf den Flur. Mit dem Orientierungssinn einer toten Schildkröte auf Drogen tappse ich durch den Gang und öffne einfach die nächst beste Türe.

Tja und weil mein Leben mich hasst und ich natürlich mit den Händen das Zimmer abtasten muss, weiß ich schon bald wo ich mich befinde. Denn ich stehe hier mitten im Gäste-WC. Woher ich das weiß? Fragt mal meine linke Hand die ich gerade recht angeekelt aus dem Klo ziehe. Mit dem Gedanken das es ja eigentlich nur noch besser werden kann öffne ich die nächste Türe. Aber weil der Herrgott mein Leben wahrscheinlich als eine Art Soap sieht, fällt mir wenige Sekunden später auch schon etwas auf den Kopf. Erleichtert davon das der Gegenstand, der mich zu Tode erschreckt hat nur ein Wischmopp ist, verlasse ich die Besenkammer wieder. Da der Raum mit den Putzutensilien am Ende des Flures ist versuche ich es, immer positiv denkend, einmal in die andere Richtung.

Eigentlich denke ich gar nicht positiv. Sondern daran das der Pudel und der Wischmopp von vorhin sicher ein Komplott degen mich geplant haben. Mit einem grimmigen Gesicht stapfe ich durch den Flur und probiere, diesmal etwas vorsichtiger, die nächste Türe. Als ich sie öffne passiert erstmal nichts. Weshalb ich ein paar Sekunden die Luft anhalte, in der Angst das mich doch noch etwas anspringt. Statt irgendwelchen Ungeheuren, bösartigen Staubsaugern oder tollwütigen Handbesen, kann ich nur ein regelmäßiges Atmen vernehmen.

Ich habe es also endlich in das Zimmer von einem der Jungs geschafft. Innerlich danke ich dem Zufall, das Locke nicht im Haus, sondern bei Jade ist. Somit kann ich mir das Zusammentreffen mit ihm sparen. „Hallo?“ Frage ich leise, aber anscheinend laut genug um den Träumer aus seinem Schlaf zu reißen. Ich höre wie sich etwas auf der Matratze im Dunkeln bewegt, darauf folgt ein Scharren über Holz und ein kurzer Fluch. An der Stimmlage erkenne ich in wessen Zimmer ich gelandet bin. „Louis?“ flüstere ich leise. Die Dunkelheit verschlingt meine Stimme und ich warte einige Skunden auf eine Antwort. „Emmy?“ Höre ich Louis verschlafen fragen. Seine Stimme klingt rauer und kratziger als sonst.

Nervös trete ich von einem Fuß auf den anderen. „Ich hatte einen Albtraum und draußen donnert es so und Nick übernachtet bei einem Freund. Aber ich glaube ich brauche jetzt jemanden zum Kuscheln.“ Sage ich leise ins Zimmer hinein. Ich kann mir förmlich vorstellen wie Louis jetzt grinst. Peinlich berührt schaue ich auf den Boden und bin froh das er mich durch die Dunkelheit hindurch nicht sehen kann. Ich höre wie eine Bettdecke zurückgeschlagen wird und schaue auf. Auch wenn es völlig sinnlos ist, weil man ja immer noch nichts sieht. „Na komm her.“ Vernehme ich Louis belustigte Stimme.

Never give up [Louis Tomlinson FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt