25. Kapitel

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„Leute, ich habe etwas zu verkünden!" Kira Summer, die außerdem Schülersprecherin ist - ich habe sie nicht gewählt - , steht vorne am Lehrerpult und macht sich mal wieder wichtiger als alle anderen.

Ich muss gähnen. Entweder weil ich jetzt schon von ihrer Rede gelangweilt bin oder es liegt einfach daran, dass es Donnerstag Morgen ist. Vielleicht bin ich gestern doch zu spät ins Bett gegangen, aber es kam Grey's Anatomy und das darf ich mir nie und nimmer entgehen lassen.

Na ja, versuchen wir mal, unserer ach so tollen Mitschülerin zuzuhören.

„Wie ihr alle wisst, haben wir dieses Schuljahr in ein paar Tagen geschafft. Es war nicht immer leicht, aber wir haben tatsächlich alle bestanden. Zumindest alle aus unserer Klasse. Wie dem auch sei: Ich finde, das sollten wir feiern! Und deswegen wird es eine Art Abschlussball geben."

Meint sie das wirklich ernst? Normalerweise macht man das doch erst, wenn man wirklich die ganze Highschool hinter sich hat. Aber das haben wir nun einmal nicht. Bestimmt hat sie einfach mal wieder Lust zu feiern und zu trinken, ohne dass sie sich verärgerte Blicke ihrer Eltern einfängt.

„Kommt also am Samstag, den 30. Juli, um 19 Uhr in die Sporthalle", erzählt Kira weiter. „Für die Getränke sorgen meine Mädels und ich und um die Häppchen müsst ihr euch auch keine Gedanken machen. Natürlich könnt ihr auch etwas mitbringen, aber das ist nicht zwingend notwendig. Alles was ihr mitbringen müsst, ist gute Laune. Ach, und wenn möglich noch eine Begleitung."

Das hat mir noch gefehlt. Ich werde sicher keine Begleitung abbekommen. Das heißt, dass ich gleich daheim bleiben kann. Wahrscheinlich werde ich dort mehr Spaß haben. Früher hatte ich zumindest Fiona, doch die hat ja jetzt einen Freund und wird den ganzen Abend sicherlich mit ihm verbringen. So langsam habe ich das Single-Leben satt.

Dann ist ihre Rede beendet und die erste Stunde beginnt. Doch die kann mich nicht auf andere Gedanken bringen. Den ganzen Vormittag über ärgere ich mich über diese Idee und meine Stimmung ist nach langer Zeit nicht mehr so toll.

Und als wäre das nicht genug, ist Shawn heute doch noch etwas dazwischengekommen, was bedeutet, dass er mich wieder nicht besuchen kann. Allerdings habe ich ihm das eh nicht ganz geglaubt, dass er die nächsten paar Wochen keine Termine hat.

Ich weiß, dass mein Leben nicht ausschließlich aus dem Braunhaarigen besteht, aber irgendwie ist es mir ohne ihn langweilig. Man könnte schon fast sagen, ich wäre abhängig von ihm und er wäre meine Droge.

Deshalb bin ich ausnahmsweise mal froh, dass ich Klarinettenunterricht habe, da so die Zeit schneller vergeht. Zudem lenkt es mich etwas ab, wenn ich die Stücke übe und später mit meinem Lehrer über belanglose Dinge rede.

Weil Mom sich erneut mit diesem Mark trifft, habe ich keine andere Wahl und muss zu Fuß nach Hause gehen. Ich gebe ja schon zu, dass ich manchmal etwas faul bin. Andererseits tut das mir auch ganz gut. Die Bewegung, die frische Luft...

Ich beschließe sogar, einen Umweg zu nehmen, der meine Ankunft herauszögert. Daheim würde ich jedoch nur in meinem Zimmer herumhocken und wahrscheinlich Musik hören. Mom wird stolz auf mich sein, wenn sie von dieser Entscheidung erfährt.

Die Straßen sind recht voll, wie es in New York üblich ist. Auch die Gehwege sind gut befüllt. Trotzdem bahne ich mir meinen Weg, ohne irgendjemanden zu berühren. Oder aber ich berühre doch jemanden, nehme es jedoch nicht wahr, weil ich zu sehr in meinen Gedanken bin. Tja, das war's wohl mit Ablenkung.

Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe, doch eine gewisse Zeit später realisiere ich, dass ich mich im Gewerbegebiet befinde. Hier laufen zwar auch ein paar Leute herum, allerdings deutlich weniger als vorhin. Ich hoffe, ich finde hier wieder heraus, denn ehrlich gesagt, war ich hier noch nie. Das einzige, das ich weiß, ist, dass sich in fast jeder Ecke ein Radiosender befindet.

Ich denke, ich laufe jetzt einfach immer geradeaus. Wenn ich mich verlaufe, muss ich halt Mom anrufen und sie leider Gottes bei ihrem Date stören. Schon krass; sonst war sie es immer, die mich bei irgendetwas gestört hat.

Mittlerweile bin ich bereits an vier großen Wolkenkratzern vorbeigelaufen. Ja, ich zähle sie, damit ich nicht an „ihr-wisst-schon-was" denke. Fünf... Sechs... Doch bis zum siebten komme ich gar nicht.

„Hey, was soll das?!", rufe ich wütend aus, während ich versuche, mich aus dem Griff dieses Arschloches zu lösen. Irgendjemand hat mich einfach vom Gehweg in das Gebäude gezogen. Was fällt dem ein? „Ich kann mich wehren, okay? Und ich sag dir, du möchtest keinen Tritt in die Eier bekommen!"

„Was redest du da?", lacht die Person, deren Stimme mir sehr bekannt vorkommt. Ich gebe zu, dass ich noch gar nicht in das Gesicht des Typen geschaut habe. Als ich das nun tue, ist mir das, was ich gesagt habe, schon etwas peinlich. „Mendes?"

Er nickt. „Du solltest wirklich erst einmal schauen, mit wem du es überhaupt zu tun hast", schmunzelt der Braunhaarige. „Ja, tut mir leid", entschuldige ich mich darauf für mein Verhalten. „Aber was wäre gewesen, wenn du ein Vergewaltiger wärst? Dann hätte ich genau richtig gehandelt." „Da hast du natürlich recht", sagt er. „Doch ich bin keiner. Ich bin dein bester Freund." Durch sein Grinsen gehen meine Mundwinkel auch automatisch nach oben.

„Was machst du eigentlich hier? Ich dachte, bei dir ist etwas dazwischengekommen", möchte ich wissen. Wie mir im nächsten Moment bewusst wird, war das eine echt blöde Frage. „Oh, das ist dein Termin." „Ja, ich hatte ein Radiointerview", klärt Shawn auf. „Ich wollte eigentlich gerade gehen und dann hab ich dich gesehen. Dachte mir, wir könnten reden."

Also setzen wir uns auf eine kleine Couch, die im Eingangsbereich steht. Normalerweise heißt es ja klein, aber fein, doch sie ist echt unbequem. Na ja, das Leben ist kein Zuckerschlecken.

„Ist irgendwas los?", fragt der Sänger auf einmal. „Du sahst vorhin nicht wirklich begeistert aus." „Ja, war beziehungsweise bin ich auch nicht", antworte ich ihm. „Es hat mit der Highschool zu tun." Und so erzähle ich ihm die Geschichte von heute Morgen und warum ich ein Problem damit habe.

„Quatsch! Ich bin mir sicher, du findest eine Begleitung", meint Shawn dann. „Hallo? Du bist schön, super nett und einfach cool drauf. Dich muss einfach jemand fragen." Oh, er ist so süß! „Das ist so lieb von dir, Shawn", sage ich. „Ich glaube trotzdem noch nicht, dass mich tatsächlich jemand fragt."

Danach herrscht Stille. Und zwar die unangenehme Sorte. Lass mir bitte etwas einfallen, damit es nicht mehr so ruhig ist!

Leider kommt mir nichts anderes in den Sinn, als dass ich mich nächsten Samstag zu Tode langweilen werde, während die anderen die Zeit ihres Lebens haben. Warum müssen Begleitungen nur so eine wichtige Rolle spielen?

Dann kommt mir eine Idee... Aber das kann ich ihn doch nicht fragen, er wird mich sicher für verrückt halten. Außerdem machen das normal die Jungen. Ich kenne seine Antwort zwar bereits, aber ich muss sie einfach aus seinem Mund hören. Deshalb frage ich ihn: „Shawn, würdest du mir einen Gefallen tun und mit mir zum Abschlussball gehen?"

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Irgendwie ist es mir schwergefallen, dieses Kapitel zu schreiben. Ich hoffe, es ist noch was Gutes dabei rausgekommen :'D

Übrigens habe ich jetzt nur noch drei vorgeschriebene Kapitel, wenn ich mich richtig erinnere, und habe schon seit Samstag nicht mehr geschrieben. Ich glaube, wenn diese Kapitel veröffentlicht sind, kann es ein paar Tage dauern, bis ein neues kommt. Ihr dürft euch bei der Schule bedanken...

Und wir haben gestern die 800 Reads erreicht! Ich wollte eigentlich eine Weile ruhig sein, aber es geht einfach nicht. Ich kann es einfach nicht fassen, dass es wirklich Leute gibt, die meine Geschichte lesen und denen sie auch gefällt. Vielen lieben Dank an alle! <3

One more wish {s.m.}Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon