46. Kapitel

472 27 80
                                    

„Ich wusste, dass es dir gefallen würde", sagt Shawn, umarmt mich dabei von hinten und legt sein Kinn auf meiner Schulter ab. Er weiß einfach genau, wie man mich begeistern kann. So langsam bekommt unser Abschlussball als bester Moment meines Lebens Konkurrenz.

Noch immer bekomme ich keine anderen Worte als „Oh mein Gott!" heraus. Die Aussicht ist einfach atemberaubend. Obwohl ich in New York lebe, habe ich die ganzen Wolkenkratzer noch nie von oben gesehen. Und außerdem war ich noch nie auf dem CN Tower.

„Komm, wir gehen etwas weiter", meint der Sänger, der komischerweise noch kein einziges Mal angesprochen wurde. Also bewegen wir uns auf der runden Plattform so lange nach rechts, bis er mich wieder anhält.

„Und wenn du in die Richtung schaust", er zeigt mit seinem Zeigefinger auf einen Fleck voller Hochhäuser, „kannst du meine Wohnung sehen. Wenn ich aus meinem Fenster im Wohnzimmer schaue, habe ich den perfekten Blick auf den CN Tower."

„Das muss echt cool sein", sage ich darauf. „Nur kann ich deine Wohnung von hier aus nicht sehen, und das sollte dir bewusst sein. Selbst wenn ich weiß, welches Haus du meinst, habe ich doch keine Ahnung, in welcher Etage du wohnst. Du müsstest schon mit mir dort hingehen."

„Okay!", ruft Shawn freudig und schnappt sich meine Hand. „Wenn auf den Straßen nicht viel los ist, dauert es eine knappe Viertelstunde und dann sind wir da." Und auf einmal legt er einen Gang zu, weswegen ich leicht aus dem Gleichgewicht gerate, und rennt mit mir zum Aufzug.

„Warum hast du es denn jetzt so eilig?", lache ich, als er ungeduldig darauf wartet, dass die Türe sich öffnet. Immerhin haben wir noch über vier Stunden Zeit, bis wir an der Location sein müssen.

„Ich weiß nicht, vielleicht möchte ich eben so schnell wie möglich Zeit mit dir alleine verbringen", meint der Braunhaarige. „Wo wir ganz für uns und unbeobachtet sind." Okay, was soll das jetzt heißen?

Mit einem Pling öffnet sich der Fahrstuhl und sofort stürmt er mit mir herein. Es sind nur wir zwei darin und aus irgendeinem Grund muss ich an die Fahrstuhl-Szenen aus Grey's Anatomy denken. Allerdings passiert nichts dergleichen.

„Warum genau müssen wir jetzt die Treppen laufen, wenn es eigentlich einen Aufzug gibt?", frage ich erschöpft und außer Atem. Ich sollte echt mehr Sport machen. Leider fehlt mir dazu die Lust.

„Ein bisschen Bewegung tut gut", zwinkert Shawn mir zu, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Er hat zwar recht mit seiner Aussage, doch das bringt mir auch keine Motivation. „Na, komm schon." Also raffe ich mich auf und beschleunige etwas, um schneller auf seiner Etage zu sein.

Tatsächlich haben wir es nach wenigen Augenblicken geschafft und stehen vor der Tür seiner Wohnung. „Bereit?", erkundigt Shawn sich bei mir und hebt seine Augenbrauen kurz hoch. Darauf antworte ich lächelnd: „Bereit, wenn du es bist."

Folglich holt der Sänger seinen Schlüssel heraus und steckt ihn in das dafür vorgesehene Loch. Als sich die Tür einen Spalt öffnet, nimmt er meine Hand und führt mich. Es ist beinahe so wie vorhin, nur ohne die Augenbinde.

Das Erste, das ich sehe, ist eine riesige weiße Couch mit reichlich Platz - so eine bräuchten Mom und ich auch zuhause, aber vielleicht in einer anderen Farbe -, die an eine Fenstertür grenzt. Dahinter befindet sich ein Balkon, der im Vergleich zu anderen Hochhäusern eher klein ist, doch unseren deutlich übertrifft.

Nun reiße ich mich schweren Herzens von Shawn los und mache mich selbst auf den Weg. Ich weiß nicht, wieso, aber ich muss einfach auf den Balkon. Es ist ja nicht so, dass ich keinen hätte, doch es ist etwas anderes, wenn man dann von ein einigen Metern Höhe nach unten schaut.

„Wetten, dass das ein Grund war, warum du dich für diese Wohnung entschieden hast?", möchte ich wissen, als er wieder hinter mir auftaucht. „Ich meine, diese Aussicht ist unbeschreiblich schön."

„Unter anderem, ja", bestätigt Shawn. „Das Wichtigste war für mich, dass ich nicht allzu weit von meinen Eltern und Aaliyah entfernt bin. Und viel Auswahl hatte ich auch nicht, es war schon fast alles belegt."

„Dann hast du ja echt Schwein gehabt, dass du diese hier noch erwischt hast", sage ich erleichtert. „Die ist nämlich super. Wenn ich irgendwann ausziehe, würde ich auch gerne in so einer Wohnung leben."

„Wer weiß, vielleicht wird dein Wunsch sogar in Erfüllung gehen", flüstert Shawn kaum hörbar. Hat er jetzt angedeutet, dass er mit mir zusammenziehen möchte? Wie kann er sich da schon so sicher sein?

Jedoch gehen wir nicht weiter darauf ein, was möglicherweise auch besser so ist. Stattdessen meint er nur: „Lass uns weitergehen! Ich hab dir noch längst nicht alles gezeigt."

Also gehen wir wieder herein und schließen die Balkontür, um dann in die Küche zu gehen. Diese besteht zum größten Teil aus Granit und gefällt mir ebenfalls gut.

Weil ich mein Magen sich schon vor ein paar Minuten bemerkbar gemacht hat, laufe ich zum Kühlschrank und öffne ihn. Allerdings bin ich über den Anblick etwas enttäuscht.

„Du hast ernsthaft nur Orangen und Ketchup in deinem Kühlschrank?", frage ich leicht kritisch und grinsend zugleich. Da will ich mir einmal etwas mopsen und dann gibt es nichts, was ich mag. „Jetzt werde ich wohl verhungern."

„Tut mir leid, ich war schon ewig nicht mehr einkaufen", lacht der Sänger. „Immerhin war ich bis jetzt auf Tour und bin heute das erste Mal nach einigen Wochen wieder in meiner Wohnung. Ich bin schon froh, dass es hier nicht aussieht wie im Saustall." Darauf muss ich lachen. Selbst wenn es so aussehen würde, hätte ich kein Problem damit.

„Ach, und du wirst mir schon nicht verhungern, das würde ich nämlich niemals zulassen", fährt Shawn fort. „Wenn du willst, können wir nachher auch noch in ein Restaurant gehen oder uns von irgendeinem Stand an der Straße was holen. Aber zuerst zeige ich dir noch die restlichen Zimmer."

Und so führt er mich noch ins Bad und alle anderen Räume. Bis wir letztendlich im Schlafzimmer angekommen sind.

~~~~~

Ich wünschte, ich hätte mehr Kapitel in dieser Woche geschafft. In zwei Tagen fängt nämlich wieder die Schule an und morgen komme ich wahrscheinlich auch nicht zum Schreiben. Das heißt, es wird vielleicht wieder etwas dauern.

Ich hoffe, dass ihr das versteht und dass euch die Kapitel natürlich gefallen haben :)

One more wish {s.m.}Where stories live. Discover now