Kapitel 33 -Auf der Lauer auf der Mauer

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Hilfsagent Steven hatte mich für diesen Tag abgelöst. Nun stand ich hier seit gefühlten Stunden und wartete bis jemand die große Villa am Stadtrand verließ.

Violas Nummer durch Hoseok ausfindig zu machen war nicht schwer. Das Orten war noch leichter. Das Warten war hingegen schrecklich. Ungeduldig klopfte ich mit meinem Finger auf die Ablage des kleinen Autos, dass ich mir von der Agentur geliehen hatte. Natürlich ein Sportwagen mit getönten Scheiben, sonst würde ich in dieser Nachbarschaft zu sehr auffallen.

15:32 Uhr. Nichts passierte. Auch eine Stunde später fuhr kein Wagen durch das massive Tor, das zur Villa führte. Und ich hatte extra vorher geprüft, ob es weitere Ausfahrten gab. Fehlanzeige. Und die Überwachungskameras machten es unmöglich aufs Grundstück zu gelangen. Meine einzige Möglichkeit wäre es, Timothy oder Mister Clark persönlich einen Besuch abzustatten, aber da weigerte ich mich.

Plötzlich hörte ich ein Klopfen an der Glasscheibe. Ich zuckte zusammen und sah durch das dunkle Glas hinaus, nur um eine verhüllte Person vor meinem Fenster stehen zu sehen.

Ein Mundschutz, eine Sonnenbrille und eine Kaputze. Aber die Bäckchen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt. Jimin.

Sofort kurbelte ich wütend das Fenster hinunter und schnauzte ihn an: „Was zur Hölle tust du hier?" Doch statt zu antworten, lief er um das Auto herum und stieg ungefragt auf dem Beifahrer Sitz ein. „Hab gewartet bis du losfährst und bin dir mit nem Taxi hinter her.", erklärte er, während er die Sonnenbrille hoch und den Mundschutz unters Kinn schob.

„Du bist mit gefolgt?", fragte ich empört und verschränkte die Arme vor der Brust. Er grinste vielsagend. „Dass du das nicht gemerkt hast.", kicherte er. „Das war wirklich nicht schwer." Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Und was machst du jetzt hier?" „Dir helfen. Ich hab das Gespräch von dir und Selina mitbekommen und wollte dir unter die Arme greifen."

Mit einem langen Seufzer, lehnte ich mich zurück in den Sitz und schloss die Augen. „Man muss euch echt im Auge behalten.", murmelte ich. „Sonst macht ihr, was ihr wollt." „Also darf ich bleiben?" Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. „Wenn du schon mal hier bist... Aber es ist nicht sonderlich Spa-" Im selben Augenblick öffnete sich das große Tor und ein schwarzer, sehr teuer aussehender Wagen fuhr hindurch.

Man konnte nicht erkennen, wer sich drin befand, aber Timothy und Mister Clark mussten mit ihrer Arbeit beschäftigt sein und so bliebe nur Viola übrig. Kurzerhand fasste ich einen Entschluss und startete den Motor.

„Verfolgen wie sie jetzt?", wollte Jimin gespannt wissen und ich nickte bestätigend. Ich parkte aus und hielt einen sicheren Abstand ein, um nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. „War es ein Schock für dich, als du herausgefunden hast, das Viola mit dem Schnösel verwandt ist?", suchte Jimin das Gespräch und sah mich neugierig an, während ich auf den Verkehr achtete.

„Hmmm.", machte ich. „Ein wenig. Woher kennst du Viola eigentlich?" Im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie sich Jimin verlegen auf die Unterlippe biss. „Ich hab sie auf dem Ball getroffen...", sagte er und wurde zum Ende immer leiser. „Du hast sie aufreißen wollen?", schlussfolgerte ich amüsiert und spürte sogleich eine Faust in meiner Seite. „Yah! So war das gar nicht.", wehrte er ab. „Ich hab's versucht, aber sie hatte nur Augen für Hosoek." „Wusstest du, dass sie die Tochter vom Veranstalter ist?" Jimin schüttelte den Kopf mit den Worten: „Ich frage mich, ob Hosoek das weiß." Das fragte ich mich auch.

Eine Weile fuhren wir schweigend dem Wagen hinterher. Er steuerte in die Mitte der Stadt und es wurde zunehmend schwerer dem Wagen bei dem aufkommenden Verkehr zu folgen, doch noch hatten wir ihn nicht aus den Augen verloren.

„Musst du eigentlich nicht trainieren?", versuchte ich die Stille zu unterbrechen als wir über eine große Kreuzung fuhren. „Als ich mitbekommen habe, dass Steven heute übernimmt, habe ich krank gemacht.", erklärte Jimin stolz. „Ich wusste, dass du einen Plan verfolgst." Dass es eher Selinas Plan war, verschwieg ich. Aber trotzdem. Ganz schön neugierig der Kleine.

Wir passierten mehrere Geschäfte, während Jimin erneut ansetze: „Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Yoongi?" Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Mit Yoongi?",vergewisserte ich mich. Er hatte sein nächtlichen Besuch, doch nicht mitbekommen, oder? Bitte bitte lass ihn davon nix wissen. Meine Hände wurden sofort ganz schwitzig und ich hatte Mühe das Lenkrad festzuhalten.

„Ich meine ihr habt euch doch andauernd gestritten.", erklärte er. Erleichtert atmete ich aus. Das meinte er also. Es wäre schrecklich, würden die anderen Wind davon bekommen, dass er bei mir übernachtet hätte. Das schlimmste, was passieren könnte, wäre, dass Selina dann ebenfalls alles erfährt. Dann wäre ich wahrhaftig am Arsch.

„Momentan ist es in Ordnung.", umschrieb ich die Situation zwischen mir und dem Rapper. „Das freut mich.", lächelte Jimin. Und dann schwiegen wir erneut.

Die Straßen um uns herum wurden mir vertrauter, die Geschäfte, die Hochhäuser. Ich kannte die Gegend. Links von uns zog das Bighit Gebäude vorbei, der Schwarze Wagen steuerte in eine nahegelegene Seitengasse. Ich parkte unauffällig, um die enge Gasse beobachten zu können und wenig später fuhr der Wagen wieder hervor.

Auch Jimin war verwundert. Fragend zog er eine Augenbraue in die Höh und wechselte vielsagende Blicke mit mir. Doch keiner von uns wollte laut aussprechen, was er vermutete.

Ich startete erneut den Wagen und setzte mit erweitertem Abstand die Verfolgung fort. Wir entfernten uns aus der Stadtmitte und kamen in eine weniger befahrene Wohnsiedlung, die mir ebenfalls erschreckend bekannt vorkam.

Der Wagen hielt und wir taten es ihm gleich. Schnell fuhr ich in eine Parklücke, von der aus wir die Situation beobachten konnten.

Der Fahrer stieg zuerst aus. Er öffnete die hintere Tür und zwei Personen stiegen aus: Hosoek und Viola. Und sie steuerten beide direkt auf Junas Haus zu.

BTS - Personal BodyguardOnde histórias criam vida. Descubra agora