BTS - Personal Bodyguard

Kapitel 42 - Die Chefin

Der Manager röchelte schwer, erwiderte schließlich meinen Blick und sagte mir rauer Stimme ihren Namen: „Selina."

Vorerst war es immer nur ein Verdacht gewesen. Es gab zu viele Ungereimtheiten, die den Fall angingen und als mir Hoseok erzählt hatte, dass Lim Sook vor einigen Jahren verstorben war, erschien es mir ganz klar vor Augen.

Selina hatte die gesamte Zeit meine Schritte gelenkt. Sie hatte mir den Tipp mit der verrückten Ex von Jin gegeben, sie hat gesagt, was ich tun und lassen sollte, nur damit sie unentdeckt blieb und Unschuldigen ihre Untat anhängen konnte.

Außerdem schien der Täter auch die ganze Zeit gewusst zu haben, dass ich den Fall lösen sollte, auch wenn wir mich als Marketing Managerin verkauft hatten. Selina hatte es gewusst. Von Anfang an.

Aufgewühlt fummelte ich an den Fesseln des Managers herum.
Es brauchte mehrere Minuten, bis ich ihn befreit hatte.
Wie er erzählte, benutzte meine Chefin ein betäubendes Gift, um ihn anschließend in seinem bewusstlosen Zustand zu fesseln und in der Abstellkammer ihres zeitweiligen Büros einzusperren.

„Ich habe entdeckt, dass sie mit einem Prepaid Handy eine Drohung an Seokjin geschrieben hat.", hüstelte der Manager schwach. Mit wackeligen Beinen stand er auf und ich bot ihm an, sich an mir abzustützen. „Ich hätte es früher bemerken müssen.", murmelte er leise und fuhr sich über die dicke Beule an seinem Hinterkopf, die wohl beim Kampf mit meiner Chefin entstanden sein musste. Auch seine Brille wies mehrere Risse auf, doch in diesem Moment schien es ihn keineswegs zu stören.

„Wo ist sie jetzt?", fragte ich ernst, tastete über seinen Kopf, um zu sehen, ob er blutete. Doch dies war nicht der Fall.

„Ich weiß es nicht.", erklärte der Manager und wich meinem Blick aus. „Wahrscheinlich geflüchtet." Unsicher betrachtete ich den Mann. „Sie sollten umgehend ins Krankenhaus gehen. Ich werde Hilfsagent Steven darum bitten, sie zu begleiten. Um den Rest kümmere ich mich."

Mit einem zögernden Nicken willigte der Mann ein und sofort begaben wir uns zum Studio, wo die Jungs heute weitere Aufnahmen machen wollten.

„Sie warten hier.", wies ich ihn an. „Falls ihnen jemand begegnet und sie auf ihre Verletzung anspricht, denken sie sich etwas aus. Wir müssen erst Selina finden."

Mit ernster Miene betrat ich den Raum. Die Jungs waren vollends in ihren Angelegenheiten vertieft, Jungkook schien gerade seine Aufnahme zu machen, während die anderen seine Arbeit staunend beobachteten.

Hilfsagent Steven stand etwas abseits und beobachtete das Geschehen genauesten.
Sofort ging ich zu ihm.

„Der Manager muss ins Krankenhaus.", flüsterte ich ihm auf deutsch zu, damit niemand es verstehen konnte. „Du musst ihn begleiten."

Mit einem kurzen Nicken verließ der junge Mann den Raum und ich wand mich an die anderen, wartete, bis Jungkook seine Aufnahme fertig gestellt hatte.

„Wir müssen uns unterhalten.", erklärte ich den Jungs mit ernsten Blicken und sah ins Besondere Hoseok an, der mir einen hoffnungsvollen Blick zuwarf. „Eure Arbeit muss warten."

-

Ohne weitere Fragen zu beantworten, begab ich mich zum Konferenzraum, dicht gefolgt von den Jungs. Sie merkten meine Anspannung und wechselten unsichere Blicke, doch machten keine Anstalten mich anzusprechen.

Erst als sie alle an dem langen Tisch Platz nahmen ergriff ich das Wort: „Wir wissen nun, wer hinter den Drohungen steckt."

Eine Stille , die zum zerreißen Angespannt war, stach durch den Raum.

„Meine Chefin.", fuhr ich fort und erkannte den aufkeimenden Schrecken in ihren Gesichtern. Außer in denen von Hoseok und Yoongi.

„W-Wie kann das sein?", wollte Jin wissen und fuhr sich raufend durchs Haar. „Was ist mit Juna und Lim Sook?"

Ich warf einen fragenden Blick zu Hoseok hinüber, den er nickend erwiderte.

„Selina hat die Papiere gefälscht. Sie hat sie in ihrer Wohnung platziert in der Hoffnung, dass sie dort gefunden werden.", erklärte ich und erinnerte mich, dass mir die Tatsache damals schon merkwürdig vorkam. „Sie wollte es ihr anhängen. Lim Sook war niemals in psychatrischer Behandlung, sie ist vor wenigen Jahren bei einem Autounfall gestorben. Es gab scheinbar im Internet nichts darüber zu finden. Selina muss dafür gesorgt haben."

„Und wieso hat sich Hoseok mit Juna und Timothy getroffen?", wollte Jimin skeptisch wissen. Wir hatten ihn in die neusten Erkenntnisse noch nicht eingeweiht.

„Du hast was?", fragte Namjoon verwirrt und sah perplex zu Hobi hinüber, der nun bedrückt auf die Tischplatte vor sich starrte.

„Ich habe euch doch gesagt, dass ich schon seit einer Weile Viola kenne.", begann er nervös. „Ich habe sie durch Juna kennengelernt. Damals beim Fotoshooting..." Beschämt verschränkte er die Arme ineinander. „Juna hat so getan als würde sie mich nicht kennen. Ich wusste von Anfang an, dass sie nichts mit den Drohungen zu tun hat, aber ihr hättet es mir nie geglaubt, wenn ich es euch erzählt hätte und außerdem wollte ich euch auch nicht von der Sache mit Viola erzählen."

Ungläubig zog Namjoon eine Augenbraue in die Höhe. „Du hast uns aber von der Sache mit Viola erzählt.", wand er wütend ein. Er hatte leicht seine Stimme erhoben und funkelte seinen Kollegen wütend an.

"Hoseok hatte Angst, das wir ihn verdächtigen.",  erklärte Yoongi unberührt. „Er wollte mit den dreien nach Beweise suchen, die zeigen würden, dass keiner von ihnen dahinter steckt. Aber die jetzigen Beweise hätten lange nicht gereicht."

„Ich versteh gar nichts mehr.", murmelte Tae abwesend, doch schien im Gegensatz zum wütenden Namjoon und dem erschrockenen Jin weniger überrumpelt.

Auch Jungkook beobachtete das Geschehen in aller Stille. Er schien es ebenfalls nicht fassen zu können, doch nahm die Nachricht weit besser auf.
„Wieso sollte deine Chefin dahinterstecken?", fragte er schließlich mit fester Stimme und sah mich direkt an.

„Das ist das einzige, worauf ich keine Antwort habe.", erklärte ich und kaute nervös auf meiner Unterlippe herum. „Meine Vermutung ist, dass sie den ganzen Fall inszeniert hat, aufgrund ihrer Affäre mit dem Manager. Aber sicher bin ich mir nicht. Sie kam mir nie so vor, als würde sie so weit gehen."