Kapitel 45 - Die Fabrik - Part 01

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Der Mond stand hoch am Himmel, doch war durch die dicken Wolken kaum sichtbar. Erst als wir uns außerhalb Seouls befanden und die mir schrecklich bekannte Straße entlang fuhren, konnte man ihn als einen schmalen, bedrohlichen Sichel am schwarzen Firmament erkennen.

Sein Schein reichte kaum aus, um durch das dichte Blattwerk der Bäume zu dringen. Es schien fast, als würde der umliegende Wald jegliches Licht verschlucken.

In elektrisierender Spannung führen wir schließlich auf den sandigen Weg, der lediglich von den Scheinwerfern des Autos beleuchtet wurde. Ich hatte das Gefühl, dass in dem Wald irgendetwas lauern, uns irgendetwas beobachten würde und sehnlichst unsere Ankunft erwartete. Doch ich wusste selber, dass dies bloß Hirngespinste waren, die durch meine Panik hervorgerufen wurden.

Trotzdem festigte ich den Griff um das lederne Lenkrad des Vans.

„Dauert es noch lange?", fragte Jin in die Stille hinein und warf mir durch den Rückspiegel einen unbehaglichen Blick zu. In seinem Gesicht war pure Beklemmung erkennbar. „Ich finde hier ganz schön unheimlich."

„Wir sind bald da.", erklärte ich ihm, doch verschwieg, dass die Fabrik deutlich unheimlicher sein würde, als der düstere Wald.

Wenige Minuten darauf sah ich bereits die schemenhaften Umrisse des riesigen Gebäudes, dass sich wie ein gigantisches Ungeheuer aus dem Boden hinausragte. Von Selinas Auto war keine Spur. Verdutzt parkte ich unseren Wagen und stieg aus.

Ein ekelerregend Gefühl überkam mich bei der Erinnerung an die blutige Nachricht, die ich damals an einer der zerfallenen Mauern entdeckt hatte.

„Glaubst du wirklich, du kannst sie beschützen?"

Die Angst, um die Jungs, überkam mich schlagartig. Würde ich sie alle beschützen können?

Ich hoffte es zumindest.

„Vielleicht sollte einer hier bleiben und vielleicht sollten wir wirklich endlich die Polizei rufen.", flüsterte ich in die Dunkelheit hinein und schaltete eine der mitgenommenen Taschenlampen an.

„Ich mach das freiwillig!", sagte J-Hope sofort, der dem Gebäude bloß einen einzelnen furchtvollen Blick zugeworfen hatte.

Jin stellte sich direkt neben ihn und hob die Hand. „Ich helfe ihm!"

Zustimmend nickte ich und wandt mich an die anderen, die bereits neben dem Wagen Stellung bezogen hatten und mit teils ängstlicher, teils angespannter Miene abwarteten.

„Wir sollten uns in zweier Gruppen aufteilen.", schlug ich vor. „Dann finden wir den Manager schneller."

„Ich komme mit dir.", sagte Yoongi ernst. „Namjoon geht mit Taehyung und Jungkook kann gemeinsam mit Jimin losziehen, da er der Kleinste ist und sich nicht wehren kann."

Wütend funkelte Jimin seinen Hyung an. „Ich kann mich sehr wohl wehren!", zischte er, doch sein Hyung winkte bloß ab.

Wir verabschiedeten uns und jeder lief in eine andere Richtung. Alle hatten wir eine Taschenlampe dabei und ein Walk-E-Talkie, da ich mir nicht sicher war, ob man innerhalb des Gebäudes Handyempfang hatte. Doch trotzdem schien es mir nicht sicher genug. Auch, wenn wir scheinbar in der Überzahl waren.

Mit weichen Knien lief ich mit Yoongi los. Dicht stand er neben mir und ich spürte ein aufkeimendes Gefühl von Sicherheit in seiner Nähe.

BTS - Personal BodyguardWhere stories live. Discover now