Elijah zögert. Er guckt von mir zu seinem Handy und wieder zurück. Ich werfe ihm den herzerweichendsten Hundeblick zu, den ich im Repertoire habe. Natürlich kann er dieser Waffe nicht standhalten. Wenn ich eins in ausgeklügelter Perfektion beherrsche, dann Männer spielend leicht um den Finger zu wickeln.
Elijah greift nach seinem Handy und ruft erneut seinen Bruder an. Er sagt ihm, dass er nicht abgeholt werden muss, weil er hier übernachtet. Ich höre deutlich, wie wenig begeistert sein Bruder davon ist, denn er macht Elijah lautstark eine Ansage. Doch Elijah scheint kaum zuzuhören. Schließlich legt er genervt auf und schaltet sein Handy aus.
Er lässt sich zurück in die Kissen sinken und streicht sich mit seinen großen Händen durchs Gesicht. Elijah hat ein richtiges Babyface. Seine großen braunen Teddyaugen, seine weichen Gesichtszüge und auch die Tatsache, dass er sich jedes Barthaar akribisch wegrasiert, lassen ihn deutlich jünger wirken, als er eigentlich ist.
Kommentarlos fülle ich unsere Gläser erneut mit einer Vodka-Cola-Mischung und reiche Elijah sein aufgefülltes Glas.
Mir kommt die Situation wie ein Deja-Vu vor, und wenn ich die Vodkaflasche betrachte, in der maximal noch 100ml der klaren Flüssigkeit enthalten sind, weiß ich auch wieso. Wir haben zu schnell zu viel getrunken und dass ich das nicht mal bemerkt habe, erschreckt mich.
Ich entscheide mich deshalb in weiser Voraussicht und aus dem Wunsch heraus, den morgigen Tag auch noch zu erleben, ein Glas Wasser zu trinken.
Als ich dafür die wenigen Meter zur Küche laufe, spüre ich die Wirkung von Gras und Alkohol deutlich. Mir wird schwindelig und ich schwanke unsicher von einem Bein auf das andere.
Elijah, der zwar genauso viel Gras und Alkohol wie ich konsumiert hat, ist deutlich klarer im Kopf und auch deutlich sicherer auf den Beinen als ich.
Er tritt neben mich und fasst mich sanft am Arm. "Was ist los, Ari? Brauchst du was? Setz dich lieber wieder hin, ich hole dir, was du möchtest."
Benommen lasse ich mich wieder auf die Couch fallen. So weich und einladend hat sich mein Sofa noch nie angefühlt. Ich versinke in die Kissen und schließe kurz die Augen.
"Was wolltest du denn?", hakt Elijah nach.
"Wasser. Ich wollte mal ein Glas Wasser trinken." "Braves Mädchen", kommentiert er grinsend und geht rüber in meine Küche.
"Willst du auch was essen?", ruft er rüber. "Oh ja!", antworte ich begeistert. Ich habe plötzlich einen Bärenhunger.
Ich unternehme einen neuen, deutlich erfolgreicheren Versuch aufzustehen. Mit langsamen Schritten überwinde ich die kurze Distanz von meinem kleinen Wohnzimmer in die offene Küche.
Im Kühlschrank finde ich eine fast volle Auflaufform mit Lasagne, die ich vor zwei Tagen gekocht, aber kaum etwas davon gegessen habe. Ich hole sie freudestrahlend heraus, entferne die Alufoie und reiche sie Elijah, der sie in die Mikrowelle schiebt.
Als kurz darauf das laute "Ping!" der Mikrowelle ertönt, reiche ich Elijah einen Löffel und wir essen die Lasagne stehend in der Küche direkt aus der Auflaufform. Mit jedem Bissen, der meinen Magen füllt, kriege ich mehr Appetit.
"Hast du die gekocht? Oh mein Gott, die ist so lecker, die ist sogar besser als die Lasagne von meiner Mum", plappert Elijah mit leuchtenden Augen. "Ja, ich habe sie selbstgemacht", antworte ich stolz.
"Und ganz ehrlich? Du hast Recht, die ist saulecker! Ich glaube, ich habe noch nie eine bessere Lasagne gegessen", schwärme ich. Elijah nickt zustimmend. "Schade, dass sie gleich schon leer ist."
Elijah guckt mich an und beginnt zu lachen. "Was denn?", frage ich irritiert. "Du hast da was", erklärt er grinsend und zeigt auf meinen Mund. "Tomatensauce."
Ich wische mir mit dem Handrücken über meinen Mund. "Weg?" Er schüttelt schmunzelnd den Kopf. "Komm mal her."
Er beugt sich vor und wischt mir sanft mit seinem Daumen über die Lippen. Ich schaue ihn aus großen Augen an und fühle mich wie ein scheues Rehkitz im Scheinwerferlicht, auch wenn das eigentlich gar nicht meine Art ist.
Irgendwie ist mir die Situation unangenehm, auch wenn ich gar nicht genau benennen kann, wieso. Es ist einfach nur so ein Gefühl. Wir sind uns zu nah, diese Geste war zu intim. Ich löse mich von Elijah und überspiele meine Unbehaglichkeit mit der Frage: "So, und was essen wir nun?"
"Hm..", überlegt er. "Was Süßes wäre gut."
Ich stolpere zum Kühlschrank und hole einen großen Becher Schokoladenpudding und eine Packung Milchschnitten raus. Aus einem der Oberschränke greife ich eine angebrochene Packung Kinderriegel, eine Tüte Gummibärchen und Chips.
Elijah nimmt mir einen Teil der Lebensmittel ab und hilft mir, sie ins Wohnzimmer zu bringen. Wir lassen uns auf die Couch fallen und beginnen, über den Naschkram herzufallen.
"Sollen wir noch einen Film gucken?", fragt Elijah und schiebt sich eine halbe Milchschnitte in den Mund. Ich wickele einen Kinderriegel aus dem bunten Papier und schmeiße ihm die Fernbedienung meines Fernsehers hin.
Wild und unkoordiniert drückt er viel zu lange auf irgendwelchen Knöpfen herum und schlägt vor: "Ich habe eine viel bessere Idee: lass uns 'How I met your mother' gucken."
Ich klatsche Hände. "Das ist eine gute Idee, ich liebe die Serie."
Elijah entscheidet sich für eine x-beliebige Folge, in der Ted nach einer wilden Nacht versucht herauszufinden, wie eine Ananas in sein Zimmer gekommen ist. Wir liegen entspannt nebeneinander auf der Couch, schieben einen Lachflash nach dem nächsten und futtern uns munter durch die Snacks, die auf meinem kleinen Couchtisch liegen.
Ich lache Tränen, als hätte ich noch nie sowas Lustiges gesehen. Mein Bauch drückt, keine Ahnung ob vom Lachen, oder von dem ungewohnt vielen Essen, dass ich in der letzten Stunde in mich reingestopft habe.
Von Minute zu Minute merke ich, dass mein Körper immer mehr zur Ruhe kommt und meine Augen immer schwerer werden.
Ich ziehe meine flauschige Wolldecke bis an mein Kinn und lehne meinen Kopf nähebedürftig an Elijahs Schulter. Er legt einen Arm um meine Schultern und malt mit seinem Zeigefinger leichte Kreise auf meinen Oberarm. Seine Berührungen sind so sanft und meditativ, dass ich mich nicht mehr wachhalten kann. Meine Augen fallen zu, meine Gliedmaßen sinken schwer in die Couch und ich falle glücklich und zufrieden in einen traumlosen Schlaf.
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Ariana
ChickLitAriana ist jung, bildschön - und eine Schlampe. Kein Mann kann ihrem Charme wiederstehen. Aber was passiert, wenn ein richtig heißer Typ kommt und das Spiel umdreht? "Mach hier nicht auf extravagant, Wenn jeder von uns locker mit dir Sex haben kann...