6. noah & sofie

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Noah

Es war zwei Wochen her seit ich mit meinen Eltern nach Berlinmitte gezogen war und eine Woche, seit ich das erste mal diese beschissene Schule betreten hatte.

Genau dort war ich gerade, saß gelangweilt im Biokurs und starrte Löcher in die Luft.
Cleo saß wieder neben mir, so wie in so gut allen anderen Kursen auch.
Tatsächlich hatten wir beinahe den komplett selben Stundenplan und da ich sie nicht komplett nervtötend fand, hatte ich kein Problem neben ihr zu sitzen.

Müde massierte ich meine Schläfen.
Der Raum war unfassbar stickig und der Redefluss unseres Lehrers drückte wie ein penetrantes Summen auf meine Ohren.

„Entschuldigung?" fragte ich, meine Hand in die Luft gestreckt, und unterbrach den Mann somit in seinem Monolog.

„Darf ich auf die Toilette?"
Er blickte kurz verwirrt, wohl überrascht das überhaupt mal jemand was in seinem Unterricht sagte, und nickte dann.

Schnell verschwand ich aus dem Klassenzimmer und raus auf den Flur.
Hier war es schon um einiges ertragbarer und ich entschloss mich, einwenig durch die Gänge zu schlendern.
Bio war sowieso unnötig.

Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und schaute auf das Display.

09:55 Uhr.

Seufzend steckte ich es zurück und sprang die letzten paar Stufen zum zweiten Stock hinunter.
Ich überlegte gerade, ob ich einfach die restliche Stunde damit verbringen sollte, mir einwenig die Schule anzugucken und vielleicht noch eine zu rauchen, da bemerkte ich im Augenwinkel eine Gestalt, die merkwürdig torkelte.

Verwirrt drehte ich meinen Kopf und richtete nun meine ganze Aufmerksamkeit auf die Person, da bekam ich gerade noch mit wie sie zusammenklappte.

Ich schaltete sofort und rannte zu ihr.
Als ich mich auf den Boden kniete und ihren unfassbar schmalen Oberkörper drehte, erkannte ich wer es war.

Hatte ich dieses Mädchen nicht vor wenigen Tagen in der Cafeteria kennengelernt?
Sofie, oder so?

Ihr Gesicht war blass und sie hatte ihre Augenlider halb geschlossen.
Sie sah gar nicht gut aus.
Zumal fiel mir auf, wie dünn sie war.
Das war mir das letzte mal gar nicht aufgefallen.
Doch unter meinen Händen, mit denen ich sie hielt, spürte ich deutlich ihre hervorstechen Rippen und Schulterblätter.

„Hey!" ich schüttelte sie leicht, und überlegte überfordert was man in so einer Situation wohl tat.
War sie ohnmächtig?
Krank?
Warum war sie so zusammengebrochen?

Ich schüttelte sie hälftiger, ihr Kopf fiel abwechselnd von der Linken zur rechten Schulter, von ihren dunkelblonden dünnen Haaren begleitet.

„Alter, wach auf!"
Rief ich nun fast, und tatsächlich schien das was bewirkt zu haben, denn ihre Lider öffneten sich zitternd und sie schnappte nach Luft, als wäre sie kurz vorm ertrinken gewesen.

„Alles... gut?" fragte ich etwas plump und kratzte mich am Kopf, beobachtete sie dabei wie sie sich auf ihren dünnen Armen abstützte und erstmal für ein paar Sekunden einfach nur schwer atmend dasaß.

Dann schüttelte sie auf einmal den Kopf, als versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, lächelte mir zu und rappelte sich dann auf.
Dabei schwankte sie wieder gefährlich.

Scum Where stories live. Discover now