Der neue Job

168 35 17
                                    

Für ein paar ratlose Sekunden stand ich wie eingefroren da, unfähig einen sinnvollen Gedanken zu fassen. Hatte Cleo uns gefunden, weil die anderen ihr zu nah gekommen waren? Oder hatte sich Warburton doch entschieden uns vorzeitig aus dem Weg zu räumen?

Mit zittrigen Fingern stieß ich die Tür auf und trat ins Innere. Ein heller Lichtstrahl schien durch die angelehnte Küchentür in den Flur.

Ich fluchte innerlich. Warum hatte ich nichts dabei, das ich auch nur ansatzweise als Waffe benutzen konnte?

Mit dem Mut der Verzweiflung steckte ich mir meinen Schlüssel zwischen meine Finger, ging so leise ich konnte auf die Küche zu und öffnete behutsam die Tür.

"Was...?"

Tom und Pyotr saßen am Küchentisch und sahen mich überrascht an. Offensichtlich hatten sie nicht mit mir gerechnet.

"Was machst du denn hier?"

"Ich? Was macht ihr... Was ist passiert?", fragte ich erschrocken, denn in diesem Moment sah ich, dass Pyotr dabei war, Toms blutende Hand zu desinfizieren.

Pyotr zuckte mit den Schultern.

"Tom und ich haben ein paar Fragen zu viel gestellt. Nicht weiter schlimm."

"Kannst du ja leicht sagen. Du bist nicht kurz vorm verbluten."

Tom sah mich dramatisch an, ein verschmitztes Funkeln in den Augen.

"Wer weiß, ob meine Hand jemals heilen wird?"

"Du wirst es überleben", entgegnete Pyotr betont ernst, doch ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, während er sorgfältig eine Mullbinde um Toms Hand schlug.

"Dann ist der blutige Händeabdruck an der Tür von dir?", fragte ich halb erleichtert, halb ärgerlich.

Tom zuckte mit den Schultern:

"Wahrscheinlich. Warum?"

"Ich dachte, Warburton oder Edavane wären hier und hätten sonst was mit euch angestellt."

"Hast du deswegen deinen Schlüssel so umklammert?", Tom zeigte grinsend auf meine Hand.

Ich ließ den Schlüssel schnell in meine Tasche fallen, schälte mich aus meiner Jacke und setzte mich an den Tisch.

"Sieht ganz so aus."

Ich kam mir ziemlich dumm vor. Pyotr betrachtete mich mit einem durchdringenden Blick, den ich nicht richtig deuten konnte.

"Was?"

"Du hast gedacht, Warburton oder Edavane sind hier und bist trotzdem reingekommen? Warum bist du nicht weggerannt?"

Die Idee war mir gar nicht gekommen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber ich fühlte mich noch dümmer als eben.

"Ich wollte sehen, ob ihr verletzt seid", antwortete ich ein wenig trotzig.

"Hm", war die einzige Antwort, die ich von ihm bekam, bevor er sich wieder Toms Hand zuwandte. Er befestigte die Mullbinde mit einem Pflaster und gab Tom einen Klaps auf die Schulter.

"Fast wie neu."

"Du gibst einen ganz passablen Sanitäter ab."

"Passabel? Ich hab dich öfter zusammengeflickt als Rosa und Liv zusammen."

Tom betrachtete seine Hand skeptisch:

"Wenigstens war's das wert."

"Was meinst du?"

"Was macht ihr denn hier?"

Rosa war in die Küche gekommen und sah uns verwundert an. In der Hand hielt sie ein leeres Glas, das sie offensichtlich gerade füllen wollte. Ihr Blick fiel auf Toms Hand und das Blut auf dem Küchenboden. Sofort wurde ihre Stimme hart:

Charlie, die Einbrecher und der Diebstahl des JahrhundertsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt