18.12.- Karl

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Hallo ihr Lieben!

Hier schon der vorletzte Teil der Karl Geschichte. Viel Spaß damite =)

Liebst, eure fiktiongirl

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Luzia und ich hatten gestritten, nachdem Karl völlig sauer abgehauen war und uns angeschwiegen die letzten Tage. Dennoch stehe ich jetzt hier auf der Suche nach der Braut.

"Wehe, du ruinierst mir meine Hochzeit, indem du nicht meine Trauzeugin bist, sonst platzt alles. Lu."

Mehr hat es nicht gebraucht außer dieser SMS. Luzia und ich sind wie Feuer und Wasser. Wir können nicht mit-, aber auch nicht ohne den anderen.

Es ist mal wieder extrem kalt und der Boden gefroren, was immerhin heißt, dass es nicht matschig ist. Warum es nicht matschig sein sollte? Ich stehe auf dem Hof eines großen gemieteten Anwesens, wo sich alle Gäste für das Wochenende eingefunden haben. Es ist ein uriges Hotel, was sich auf Hochzeiten spezialisiert hat und dementsprechend wird hier nicht nur die Hochzeit, sondern auch der Polterabend mit integriertem gemischt geschlechtlichen Junggesellenabschied stattfinden. Rund um das mit Holz verkleidete Haupthaus sind vom Hof bis hinten in den Garten kleine Buden aufgebaut. Luzia und Theo wollten keine große Party, sondern fanden die Idee super, den Abend als eine Art Weihnachtsmarkt zu gestalten. Wie es der Zufall so wollte, findet sowieso an diesem Wochenende ein Weihnachtsmarkt statt, sodass sich die Gesellschaft unter die Besucher mischen kann und diese dann auch Teil des Polterabends sind in gewisser Weise.

"Aurora! Endlich.", stürmisch umarmt mich meine beste Freundin und hält mich fest. Ich erwidere die Umarmung. Wir brauchen keine weiteren Worte und keine Aussprache, wir kennen uns so lange, dass wir auch ohne Worte kommunizieren können.
"Es tut mir leid. Ich hätte es nicht sagen sollen." Na gut, also ein paar Worte brauchen wir auch.
"Ich weiß," seufze ich," immerhin ist es jetzt raus."
Luzia hakt sich meinem Arm unter und stapft voran. "Eben! Das belastet deine Seele nicht mehr. Manchmal kommt man einfach an einen Punkt, an dem es nicht mehr geht und dann ist es besser es zu beenden ehe man sich noch selbst zerstört."
"Redest du von mir oder dir? Hast du endlich begriffen, dass Brautzilla-Sein dir nicht steht?"
"Ja. Und das habe ich durch dich erkannt. Das war wie... Als hätte man mir die Augen geöffnet. Und jetzt guck mal, die Kapelle hier. Der ist schon fertig für morgen."
Habe ich das noch nicht erwähnt? Zum Anwesen gehört auch eine wunderschöne Kapelle. Dort findet die Trauung statt.
"Das wird eine wirkliche Traumhochzeit." Ich versuche nicht allzu wehmütig zu klingen.
"Du wirst eine genau so tolle Hochzeit haben eines Tages und dann werde ich deine Trauzeugin sein und du Brautzilla."
Wir lachen beide laut los und kichern immernoch als wir über den Hof laufen. Die Lichterketten strahlen bereits und verbreiten eine tolle Atmosphäre. Es duftet herrlich nach Tannen, Schnee und dem ganz speziellen Weihnachtsduft. Dazu kommen noch verschiedene Feuerstellen, damit es zumindest ein bisschen wärmer wird. Es gibt offene Feuer und auch ein paar Öfen, an die aus Holz eine Konstruktion gebaut ist, damit man Essen darauf abstellen kann. Sowohl Besucher als auch die Gäste des Polterabends trudeln langsam ein. Es ist wirklich fantastisch! Bis zu dem Moment an dem ich Karl sehe wie er mit Felix, Steffen, Theo, Max und Till an einem Ofen steht. Mit dem Rücken angelehnt steht er lässig den Fuß auf das runde Ding, wo man immer die Füße abstellt, da und trinkt einen Glühwein aus einer Orangefarbenen Tasse. Er sieht glücklich aus. So richtig gelöst als wäre es seine Hochzeit.
Mein Herz setzt einen Schlag aus und mit entgleiten für einen Moment die Gesichtszüge wegen meiner Sehnsucht nach ihm, die mich so heftig trifft wie wenn Matt Bellamy von Muse seine Gitarre im Amplifier zerstört.
Er bemerkt mich nicht und ich versuche angestrengt zu verdrängen, dass er da ist, doch egal wohin wir gehen, suchen meine Augen nach ihm. Ich hasse mich dafür, aber abstellen kann ich es nicht. Luzia erzählt mir begeistert von irgendwelchen Dingen und ich schlürfe nur still an meinem Glühwein, den wir uns eben geholt haben.
Plötzlich sehe ich Karl wie er auf uns zu kommt und ich atme tief ein um mich zu wappnen. Meine inneren Geschütze machen sich bereits zum Schuss, doch es ist völlig unnötig.
"Luzia? Wann genau soll ich morgen nochmal den Text lesen?"
"Den lesen wir doch zusammen, Karl," sage ich und sehe abwechselnd zwischen den beiden hin und her. Karls Blick müsste eigentlich meinen treffen, doch er schaut mich nur für den Bruchteil einer Sekunde an, dann ist es als würde er durch mich hindurchsehen.
"Ich lese das allein."
Mir bleibt die Spucke weg. Das... Das... Ich bin doch kein Geist. Er kann doch nicht einfach durch mich hindurchsehen als wäre ich Luft!
"Wir sind beide Trauzeugen. Wir lesen ihn gemeinsam." Je mehr er durch mich hindurch sieht desto fester schaue ich in seine Augen.
"Ihr lest ihn zusammen. Ich bin die Braut und was ich sage wird gemacht. Ich will keine Widerworte von euch hören, klar?" Ich nicke. Karl dreht sich um und geht.
"Ich sollte meine Sachen aus dem Auto in mein Zimmer bringen," flüstere ich und trinke den Rest des Glühweins, mit einem viel zu großen Schuss Rum darin, auf ex.
"Soll ich dir helfen?"
"Du bist einer der Protagonisten. Geh zu deinen Gästen."
"Wirklich?"
"Ich brauche einen Moment allein," lächele ich schwach und wende mich ab.
Ich bin wie ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Alle kommen mit entgegen und sind fröhlich, übermütig und selig, während ich meine Tränen zurück halte und versuche nicht zu weinen.

In meinem Zimmer nehme ich das Kleid für Morgen aus der Schutzhülle und hänge es in den offenen Schrank. Die Schuhe stelle ich darunter. Dann setze ich mich auf das Bett und starre ohne Ziel auf eine unbedeutende stelle4im Raum. Mein Kopf ist so voll, dass ich keinem einzigen Gedanken zu fassen bekomme.
Mir geht Karls Blick nicht mehr aus dem Kopf. Ebenso seine Körperhaltung. Das war so ganz anders als ich ihn kenne.
Ich seufze auf und stehe langsam auf. Wirklich Lust nochmal zu den anderen zu gehen habe ich nicht, aber als Trauzeugin muss man schließlich anwesend sein. Dann fällt mir ein, dass ich noch ein, dass ich das letzte Karl & Melissa Kapitel nicht geposted habe bis jetzt. Das muss noch sein. Ich nehme meinen Laptop aus der Tasche und fahre ihn hoch.
Das ist das Finale der Geschichte und hat mich einiges an Nerven, Tränen und Wut gekostet. Ich hoffe die Leser werden mich nicht töten dafür, denn ich habe kein gutes Ende für die zwei gefunden. Es endet mit einem Streit, bei dem es zwar zur Aussprache kommt, aber die beiden sehen ein, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr möglich ist zusammen zu sein. Sie lieben sich und werden es immer tun, aber eben nicht jetzt.
Ich habe ein paar Ideen für eine kurze Fortsetzung bestehend aus einzelnen Augenblicken, die die zwei erleben, aber selbst da steht noch nicht fest, ob sie zueinander finden.
"Du bist die Queen of broken hearts'. So hat mich mal eine Leserin in einer Review betitelt. Recht hat sie.
Ich lese noch einmal das Kapitel gegen. Den emotionalen Teil von Melissa habe ich heute Morgen noch getippt, als wir im Büro nichts zu tun hatten.

" Lüge sie alle an. Deine Eltern, Felix, aber mich kannst du nicht anlügen. Ich sehe es in deinen Augen, dass ich dir nicht gleichgültig bin! Ich sehe in deinen Augen, dass es dir nicht gut geht mit der Entscheidung. Ich sehe, dass du mich noch immer liebst, Karl! Wirf das nicht weg. Wirf uns nicht weg! Bitte!"

Ihr Text geht noch weiter, aber ich kann ihn nicht lesen ohne, dass ich weinen müsste. Ja, das passiert mir als Autorin ziemlich oft, dass ich dann so mit den Charakteren leise, dass ich weinen muss. Es sind doch irgendwie Babys, die einem ans Herz gewachsen sind.
Nach ein paar Klicks ist das Kapitel online und ich fühle mich beides, befreit und traurig. Dazu noch die absolute Leere im Kopf. Keine schöne Kombination. Ich beschließe das, was ich sonst nie tue: ich sollte mich betrinken. Kein absoluter Absturz, dazu ist morgen viel zu wichtig, aber mehr Glühwein als ich sonst trinken würde.
Trotz meines Beschlusses habe ich nicht mehr Motivation das Zimmer zu verlassen. Also gehe ich langsam wieder auf den Hof. Dabei komme ich am großen Saal vorbei in dem morgen die Hochzeitsfeier stattfinden wird. Die Glasfront lässt ein wenig Licht vom Weihnachtsmarkt hinein, sodass ich alles erkennen kann.
In der hinteren Ecke steht ein Weihnachtsbaum, unter welchem gefälschte Weihnachtsgeschenke liegen. Daneben ist eine lange Bahn an Tischen für das Buffet. Auf den Tischen für die Gäste liegen Wollsocken als Gastgeschenke. Die Halle ist geschmückt mit Lichterketten und Girlanden aus Tannen mit roten Schleifen. An den Fenstern hängen aus weißen, blauen und goldenen Papier gebastelte Schneeflocken und Sterne. Ich erinnere mich daran wie Theo sie unbedingt selbst machen wollte.
"Wie damals im Kindergarten, Leute!"
Es war tatsächlich wie im damals. Inklusive Streit um die Schere und das Papier. Es war so ein schöner Nachmittag gewesen, wir hatten viel gelacht und dabei völlig vergessen, wie viele Schneeflocken und Sterne wir brauchten, sodass wir am Ende viel zu viel hatten. Die übrigen dienen nun als Tischdekoration und zur Zierde an der Schleife einer jeden Stuhl Husse.
Das wird morgen wirklich eine perfekte Weihnachtshochzeit. Das einzige was fehlt ist Schnee.

* Ein paar Stunden später *

„Das ist nicht einfach nur irgendeine Geschichte, Aurora. Das sind WIR! Du hast über mein Leben geschrieben, über meine Ex- Freundinnen!"
„Nein, so ist das nicht," unternehme ich den schwachen Versuch mich Karl zu erklären. Ich weiß gar nicht wie ich in diese Situation geraten bin. Ich hatte ein paar Glühwein getrunken, Crêpes gegessen und plötzlich stehe ich abseits vom Geschehen und habe einen Streit mit Karl. Dass er überhaupt mit mir redet gleicht einem Wunder, hatte er mich doch vorher eiskalt ignoriert. Wir stehen uns gegenüber im Halbdunkel. Auf der einen Seite die schwarze Nacht, auf der anderen der hell erleuchtete Weihnachtsmarkt.

„Doch so ist es, Aurora. Ganz genau so ist es. Weißt du, ich dachte echt, wir wären richtig gute Freunde, aber du benutzt mich nur. Hast du den Kuss auch eingebaut? Hast du alles was ich gesagt und getan habe dafür benutzt?!" Obwohl wir streiten sind wir nicht laut. Wir schreien nicht. Dennoch sind wir beide wütend aufeinander.
„Nein! Das stimmt nicht. Es geht nicht um dich, verdammt. Die Welt dreht sich nicht nur um dich und deine blöde Band!"
„Um was geht es dann, Hm? Erkläre es mir. Vielleicht bin ich ja zu blöd zum Lesen."
„Es geht um MICH! Um mich ganz allein, du Vollpfosten. Ich bin die, die leidet darunter dich zu lieben. Und ich weiß, dass es nie zwischen uns was werden wird. Aber mit der Fanfiktion kann ich meine Gefühle rauslassen. Das ist mein Ventil, damit mein Herz nicht zerbricht, wenn ich dich mit deinen ganzen Freundinnen gesehen habe, die dir weh getan haben. Wenn du leidest, dann leide ich auch! Ich kann in der Geschichte das haben, was ich nie haben werde: dich. Da drin kann ich meinen Charakteren sagen, wie sie dich um den Finger wickeln können, weil sie stark genug sind, dir zu sagen, was sie fühlen. Durch das Schreiben kann ich mich selbst zumindest soweit heilen, dass ich nicht kaputt gehe an der Liebe zu dir! Und wenn du auch nur einen Funken für mich als eine Freundin empfindest, dann hättest du die Geschichte zu Ende gelesen! Aber nein, du hast nur die ersten Kapitel gelesen. Eine Geschichte definiert sich nicht durch ihren Anfang, sondern erst am Schluss offenbaren sich die Gründe für die Handlungen. Hast du denn gar nichts gelernt im Leben?" Unwirsch wische ich mir die laufenden Tränen von meinen Wangen und drehe mich herum, um zu gehen. Das war einfach zu viel. Zuviel, was ich ihm gesagt habe, zu viel, was er nur weiß und nie hätte wissen dürfen.

„Aurora, ich..." Karls Stimme ist warm und ich höre die Schritte auf dem Boden wie sie zu mir kommen.

„Nein, lass es Karl." Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen gehe ich weg von ihm.

"Aurora, es tut mir leid. Bitte, lass uns vernünftig reden."
Ich schüttele nur den Kopf und gehe.

Polterabend bekommt eine ganz neue Definition für mich. Poltern im Sinne von Streiten.

Scherben bringen Glück.
Ha. Ha. Ha.

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