Meine Seele war kaputt. Es war die einzige logische Erklärung, weshalb ich jetzt gerade nichts fühlte. Weshalb ich mich nicht wehrte, als er mit seinen rauen Händen an meinem Körper entlang fuhr.
Ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren und dabei kratzten mich seine Barthaare. Ein Gefühl von Ekel durchkroch meine Adern, als er seine feuchten Lippen an meine Haut setzte und mich gierig küsste.
Es war keine Liebe, die er für mich empfand. Er tat dies nur, weil ich ihm gefiel. Und weil ich ihm eines Tages komplett gehören würde. Ich selbst würde niemals akzeptieren, was meine Eltern für mich arrangiert hatten. Das hatte ich noch nie und ließ sie das auch ständig spüren.
„Du wirst dich schon noch daran gewöhnen", sagte Mutter immer. Ach ja? Würde ich das?
Aber vermutlich hatte sie Recht. Irgendwann würde ich mich an einen Mann in meinem Leben gewöhnen, für den ich nichts weiter, als Abschaum empfand. Ein Mann, der mich nicht liebte, mich aber trotzdem heiraten würde, weil er dazu verpflichtet war.
Irgendwann würde ich so gebrochen sein, dass mir alles andere egal war und ich dieses Leben führte, was meine Eltern für mich vorbestimmt hatten. Mich daran gewöhnt, dass sie die Wünsche ihrer Tochter nie respektierten und sie mich nie lieben würden, das hatte ich schon, also wieso nicht auch an den Gedanken, einen Ehemann zu haben, mit dem ich nichts weiter als einen Namen teilte?
Er hatte mich nicht bemerkt und das war gut. Meine nächste Intention war, Pierre vor mich zu schieben und mich hinter ihm zu verstecken. Seine Hand hielt ich weiterhin fest umklammert. Vielleicht ein wenig zu fest, denn Pierre zuckte kurz zusammen. Er drehte sich zu mir um und sah mich mit besorgtem Blick an.
„Hey, was ist los?", fragte er sanft und musterte mein Gesicht. Nervös schaute ich hinter ihn, um festzustellen, dass der Mann, vor dem ich mich so gefürchtet hatte, in der Menge verschwunden war. Erleichtert atmete ich aus und schüttelte den Kopf.
„Mir geht's gut", schüttelte ich ab und verzog meine Lippen zu einem Lächeln. Aber Pierre kaufte mir meine Ausrede nicht ab. Er zog mich in eine Umarmung und hielt mich dabei so fest, dass ich kaum atmen konnte. Ich konnte spüren, wie er sich um mich sorgte und genau diese Tatsache erwärmte mein Herz.
Aber ich konnte mich nicht auf diese schönen Gefühle konzentrieren, die Pierre in mir auslöste, denn ich wusste nicht, ob das, was ich gerade gesehen hatte, real war, oder nicht. Wie konnte das denn möglich sein? Wie hatte er mich gefunden? Hatten sie mich überhaupt gesucht?
Fragen purzelten in meinem Kopf herum, auf die ich keine Antwort wusste. Alles überforderte mich und wäre Pierre jetzt nicht hier gewesen, dann wüsste ich nicht, was passiert wäre. Vermutlich hätte ich die Fassung verloren und hätte eine Panikattacke bekommen.
Ich krallte meine Finger in Pierres Shirt und drückte mich näher an ihn, als überhaupt noch möglich war. Er durfte mich jetzt ja nicht alleine lassen. Wenn er das tat, dann wusste ich nicht, was ich noch machen sollte.
Aber Pierre drückte mich dennoch ein Stück von sich weg, um mich ansehen zu können. Wieder sah ich in seine besorgten blauen Augen und hätte am liebsten angefangen zu weinen, so sehr nahm mich dieser Anblick mit. „Dir geht's ganz und gar nicht gut, das weiß ich. Was ist also passiert, dass du so durch den Wind bist?", fragte er erneut nach.
Ich presste meine Lippen aufeinander und rang selber mit mir, ihm die Wahrheit zu erzählen. Ich wollte es, aber noch nicht jetzt. „Ich dachte ich habe etwas gesehen. Aber ich habe mich wohl geirrt. Es ist jetzt alles gut, wirklich", versicherte ich ihm. Aber Pierre schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist nicht alles gut, das merke ich doch an deinem Verhalten. Irgendwas ist da hinter mir, sonst würdest du nicht ständig nachschauen." Nun drehte er sich um und ich hielt ihn zurück. „Da ist nichts", rief ich. „Also zumindest nicht mehr. Oder es war auch nie was. Keine Ahnung, vielleicht hat mir mein Gehirn ja auch nur einen Streich gespielt. Jedenfalls ist alles gut", machte ich ihm klar.

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Take my Heart (Pierre Gasly FF)
FanfictionBuch 2 Es soll nur ein Kuss sein. Ein Kuss, der ihnen sagt, dass sie nichts weiter, als Freunde für einander sind. Aber Nicole hat nicht damit gerechnet, welche Wirkungen der Kuss mit sich bringen wird. Wie konnte es passieren, dass sie für Pierre G...