.:.Fesseln.:.

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Etwas ließ mich langsam meine Augen öffnen.
Ich spürte den Atem von Legolas auf meinem Nacken und seinen Arm, welcher sich um meinen Bauch gelegt hatte.
Trotz der Kälte und dem Fakt, dass wir nur mit einem Seidentuch bedeckt dalagen, fror ich nicht.
Meine Haut war nach wie vor erhitzt, was seine Berührung verstärkte, doch löste ich mich vorsichtig aus seinem Arm und setzte mich langsam auf.
Von dieser Bewegung schien auch der Prinz wach zu werden, denn er grummelte leise und drehte sich auf den Rücken.
Dabei legte er sich einen Arm auf die Augen und ließ den anderen zu meinem Rücken wandern, wo er mit seinen Fingerspitzen hoch und runter wanderte.
„Komm zurück", grummelte Legolas.
Ich drehte mich wieder zu ihm um und verharrte kurz mit offenem Mund.
Wieder einmal verschlug er mir die Sprache.
Das Seidentuch bedeckte nur seine Hüfte.
Es war mittlerweile dunkel geworden, weswegen nur der leichte Fackelschein, welcher von außen kam, seinen Körper erhellte.
Wieder zweifelte ich daran, dass er wirklich ein Elb war und nicht doch ein Gott.
Allerdings trieb mir genau dieser Gedanke auch Zweifel ein.
Wie konnte er sich nur mit jemanden wie mir abgeben, wenn er doch jede haben könnte?
„Was ist los?" Raunte er mit seiner Schlaf getrunkenen Stimme: „Du bist so ruhig."
„Nichts", erwiderte ich leise und er beließ es erstaunlicherweise dabei.
Ich wollte jetzt einfach nicht darüber reden und auch er schien in Gedanken.

Er nahm seinen Arm von seinen Augen und legte sich seine Hand auf den Bauch, bevor er seine Augen öffnete und zu mir blickte.
Er betrachtete mich, was mich in keinsterweise störte.
Es gab nichts, was er noch nicht von mir gesehen hatte.
„Du bist wunderschön", hauchte der Elb und setzte sich auf, um mir einen Kuss auf meine Lippen zu hauchen.
Plötzlich ertönten Stimmen, die so etwas sagten, wie: „Sie ist in dem Zelt", oder: „Macht schon! Holt sie!"
Verwundert sah ich zu Legolas, welcher alarmiert aufsprang.
„Zieh das an", wies er mich leise an und reichte mir meine Sachen.
Er griff ebenfalls nach seiner Kleidung, die er sich schnell überzog.
Ich ging auf den Elben zu, welcher sich gerade sein Hemd zu schnürte.
Meine Hände wanderten in sein Haar und ich probierte dieses ein wenig zu bändigen, da es ein wenig verwüstet aussah.
Er schenkte mir einen kurzen Blick, bevor er seinen Kopf aus dem Zelt streckte.
Plötzlich wurde Legolas gepackt und komplett aus dem Zelt gezogen, was mich panisch aufschreien ließ.
Ich griff nach meinem Kurzschwert und sprang ebenfalls hinaus.
Mit einem Mal war ich umgeben von gespannten Bögen und Schwertern, welche alle auf mich gerichtet waren.
„Waffe weg", ertönte die Stimme des Königs.
Mein Blick ging zu Aragorn und Gimli, welche ihren Freund festhielten und somit verhinderten, dass er zu mir stürmen konnte.
Langsam ließ ich mein Schwert sinken, bis ich es schließlich auf den Boden legte.
„Fesselt sie", befahl der König, was mich erschrocken aufatmen ließ.
Sofort kamen zwei Männer auf mich zu und packten mich grob an den Armen.
Ich wehrte mich gegen den Griff der beiden, doch brachte es mir nichts.
Schließlich fesselten sie mir meine Hände hinter dem Rücken.
„Warum tut ihr das?" Fragte ich geschockt und sah den König bittend an.
Er hob kurz die Hand, was die anderen Männer dazu brachte ihre Waffen sinken zu lassen und ein wenig von mir wegzutreten.
„Ihr lasst mir einfach keine Wahl", erklärte Théoden: „Wärt ihr nur in Edoras geblieben. Ich werde nicht zu lassen, dass du dich mir ein weiteres Mal widersetzt!"
„Ich denke nicht, dass das die beste Variante ist sie vom kämpfen abzuhalten", ertönte Aragorns Stimme, welcher immer noch Legolas festhielt.
„Nichts anderes hilft bei diesem Mädchen", antwortete der König.
„Fasst sie nicht an!" Hörte ich Legolas wütend sagen.
Ich sah zu dem Elb und bat ihn mit einem Blick ruhig zu bleiben.
Niemandem würde geholfen sein, sollte er sich jetzt vergessen.
„Ihr müsst mich verstehen", hob der König wieder das Wort: „Das Risiko ist einfach zu groß. Entweder ihr beruhigt euch und lasst mich machen oder ihr folgt euren kleinem Techtelmechtel."
„Dann folge ich ihr", fauchte Legolas und riss sich von Aragorn und Gimli los.
Er kam auf mich zu und legte seine Hand an meine Wange.
„Tu das nicht", bat ich ihn und sah ihn flehend an: „Deine Freunde brauchen dich."
„Aber ich brauche dich", hauchte der Elb und betrachtete mein Gesicht.
„Legolas", ertönte Aragorns Stimme hinter ihm und er drehte sich um: „Sei vernünftig. Es ist das beste."
Legolas drehte sich immer wieder hin und her und schien nachzudenken.
Schließlich stoppte sein Blick bei mir.
Er trat dicht zu mir und legte seine Lippen an mein Ohr: „Ich werde dich befreien."
Ich ließ meine Hand zu seiner wandern und sah ihn sanft an.
Er legte seine Lippen auf meine und wollte mich küssen, doch wurde ich ruckartig nach hinten gezogen, sodass wir sofort wieder auseinander gerissen wurden.
Sie zogen mich mit sich, doch stolperte ich ihnen eher rückwärts hinterher, als das ich ging.
„Sorgt dafür, dass ihre Hände gefesselt bleiben", rief uns der König hinterher: „So wird sie ihre Macht nicht einsetzen können."
Grob zogen mich die Männer hinter sich her, bis sie an einem Baum stoppten, welcher abseits stand, und mich an diesen banden.
Ich probierte mich gegen die Griffe der Männer zu wehren, da sich vermutlich niemand freiwillig an einen Baum fesseln ließ, doch prallte ich schließlich einfach gegen die Rinde und sackte zu Boden.
Ein leises Knurren entkam meiner Kehle, was die beiden zum Lachen brachte.
„Hörst du das? Die Mieze fährt die Krallen aus", sagte der eine und schenkte mir einen spöttischen Blick.
„Komm nur her und du kriegst sie zu spüren", gab ich ihm eine bissige Antwort, was sie allerdings nur wieder zum Lachen brachte.
„Ich kann den Elben verstehen. Ich würde sie auch begatten", lachte jetzt der andere.
Verdattert sah ich die beide an.
„Der Zwerg hat dich gesehen und aus Versehen verraten. Als wir dich dann bei dem Elben fanden, konnten wir auch eins und eins zusammenzählen", antwortete er mir auf meine unausgesprochene Frage.
„Wir wissen von deiner Bedeutung. Doch schreckt dies niemanden ab", zwinkerte mir wieder der andere zu: „Es macht dich nur noch interessanter."
Angeekelt spuckte ich dem Mann auf die Füße, was ihn tief Knurren ließ.
Er kam näher zu mir und holte mit seiner Hand aus, um mich zu schlagen, doch legte sich eine Hand um das Handgelenk des Mannes und drückte dieses stark nach hinten, was ihn schmerzhaft zischen ließ.
„Ihr solltet schnell von hier verschwinden und nicht wieder zurückkommen, wenn euch was an eurem Leben liegt", ertönte es gefährlich leise.
Ängstlich sah der Mann hinter sich, bevor er panisch aufsprang und die beiden hektisch davonliefen.
Aragorn hockte sich vor mich hin und betrachtete mich besorgt: „Es tut mir leid."
„Schon gut", antwortete ich leise: „Ich wünschte nur der König würde sich einen anderen Weg überlegen."
„Das wird er, dass verspreche ich dir", kam es schnell zurück und er lächelte mir aufmunternd zu: „Würde ich nicht wissen, dass du kämpfen würdest, egal, wie sehr wir auf dich einreden, würde ich dich befreien."
Bitter lachte ich auf: „Ich verstehe. Erst redet ihr nicht mehr mit mir und jetzt behandelt ihr mich wie eine Gefangene."
„Bitte, wir wollen dir nur helfen", erklärte er mir.
Seine Worte ließen mich schnauben: „Ja ja, das habe ich schon oft genug von..."
„Von Legolas gehört", vervollständigte er meinen Satz: „Wir brauchten sehr viel Kraft und Mühe ihn zu beruhigen. Nun wird er bewacht, damit er sich dir nicht nähert. Wir wissen alle, wie ihr zu einander steht."
Leicht peinlich berührt sah ich zur Seite, was er zu bemerken schien.
„Du tust ihm gut. Ich freue mich für euch", erklärte er mir.
„Danke", hauchte ich und die Wärme trat zurück in meinen Körper.
Aragorn erhob sich langsam: „Ich werde mit Théoden sprechen und sofort zurückkehren, sollte ich etwas erreichen."
Mit diesen Worten verschwand er und lief schnellen Schrittes zurück zu den Zelten.
Seufzend ließ ich meinen Kopf gegen den Stamm fallen und blickte nach oben.
Die Blätter des Baumes raschelten über mir und versperrten mir leicht den Blick auf den Himmel.
Die Nacht war wolkenlos und ließ somit den Mond alles erhellen, sodass ich trotz der Dunkelheit meine Umgebung recht gut sehen konnte.

Da ich nichts weiter als meine Kleidung trug, fröstelte es mich leicht und ich erzitterte.
Die Kälte kroch mir in die Knochen und nahm mir das Gefühl meiner Hände.
Ich probierte diese leicht zu Bewegung und somit meine Macht zu entfesseln, welche mir helfen könnte, doch passierte nichts, zumindest spürte ich nichts.
Seufzend gab ich meine Versuche auf und ließ meine Muskeln erschlaffen.
Es brachte mir nichts und ich musste einfach warten.
Irgendwann würden sie mich schon befreien, doch konnte irgendwann noch lange hin sein oder vielleicht auch recht schnell eintreten.

Ich öffnete ruckartig meine Augen, als ich das Knirschen der Steine hörte.
Ein kleiner Trupp aus Männern kam auf mich zu und unter ihnen war Legolas, was mich glücklich Lächeln ließ.
Als er mich richtig erblickte, beschleunigte dieser seine Schritte, bis er vor mir zum Stoppen kam und sich ruckartig hinhockte.
Seine Hände fuhren suchend über mein Gesicht, was ich lächelnd abwinkte: „Mir geht es gut. Sie haben mir nichts angetan."
Er verharrte in seinen Bewegungen und sah mir in die Augen: „Sie haben mir einen Vorschlag gemacht. Wenn ich zusammen mit Gimli und Aragorn nach Dunharg reite, werden sie dich bei unserer Rückkehr sofort befreien."
„Was ist in Dunharg?" Fragte ich unsicher und sah ihn besorgt an.
Legolas legte seine Hand an meine Wange und lächelte mich liebevoll an: „Darüber solltest du dir nicht deinen Kopf zerbrechen."
„Aber-."
„Ich werde bald zurückkehren", unterbrach er mich.
„Du wärst auch freiwillig mit ihnen gegangen. Habe ich Recht?"
Langsam begann er zu nicken, bevor er flüsterte: „Natürlich. Sie sind meine Freunde, aber nur wenn ich dich in Sicherheit gewusst hätte, doch so kann ich gleich auf beiden Seiten helfen."
Ich lachte über seine nicht gerade charmanten Worte und schüttelte den Kopf: „Freund und Helfer."
Ein belustigtet Grinsen legte sich auf seine Lippen: „Richtig."
Das Grinsen verschwand von seinen Lippen und er griff erneut nach meinem Gesicht.
Langsam kam er meinen Lippen näher, bevor er mir einen leichten Kuss schenkte und hauchte: „Ich werde bald zurück sein. Pass auf dich auf."
Ich presste mir meine Lippen aufeinander, um erneut den Geschmack seines Mundes zu schmecken und begann langsam zu nicken: „Ich möchte dich gesund wieder haben."
„Natürlich", er hob seine Hand und fuhr mir über meine Lippen, wobei er seinen Finger mit seinen Augen verfolgte.
Er schloss kurz die Augen, bevor er sich von mir löste und ging.
Ich blickte ihm traurig hinterher und biss mir leicht auf meine Unterlippe, um den Schmerz, welcher sich in mir ausbreitete, zu übertrumpfen.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt