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•auktorialer Erzähler
Stürmisch bahnte sich der Reiter den Weg durch die Straßen Minas Tirith.
Die Menschen sprangen hektisch zur Seite, damit er sich nicht über den Haufen rannte.
Der Mann beachtete seine Mitmenschen gar nicht, denn allein sein Ziel war für ihn wichtig.
Als er dieses erreichte, sprang er direkt von seinem Pferd ab und rannte auf einen riesigen Eingang zu.
„Wo ist der Zauberer?" Stellte er atemlos seine Frage an eine der Wachen gerichtet.
Dieser bedachte ihn allerdings nur mit einem skeptischen Blick.
„Bringt mich zu ihm! Sofort", befahl er und verschränkte seine Arme.
„Weswegen sucht ihr ihn auf?" Stellte der Mann einfach die Gegenfrage und verschränkte ebenfalls seine Arme.
Der Bote begann nervös auf der Stelle umherzutippeln: „Der Grund meines Besuches ist für euch nicht bedeutend, doch König Théoden schickt mich. Ich verlange, dass ihr mich sofort zu Gandalf den Weißen bringt!"
Nun schien die Wache nicht mehr so selbstsicher und schluckte schwer: „Gut. Folgt mir."
Zusammen setzten sie sich in Bewegung und der Bote umgriff das Stück Pergament fester, als hätte er Angst, dass es einfach verschwinden würde.

Die Faust der Wache hämmerte gegen eine große Flügeltür aus Holz.
„Bitte", ertönte es von innen.
Der Bote drängelte sich an dem Mann vorbei und trat schnell in das Zimmer.
„Gandalf der Weiße", begrüßte er den Zauberer und verbeugte sich kurz.
Dieser bedachte ihn mit einem skeptischen Blick, doch schickte er den anderen Mann mit einer Handbewegung einfach wieder vor die Tür.
„Weswegen sucht ihr mich auf?" Fragte der Zauberer und legte seinen Blick wieder auf den Mann vor sich.
„König Théoden schickt mich, um euch
diese Nachticht zu überbringen", erklärte er und hielt ihm die Rolle hin.
Etwas zaghaft nahm er die Rolle an, bevor er schnell das Siegel brach und zu lesen begann.
Die Augen des Zauberers flogen über das Geschriebene und mit jedem Satz den er laß, schien sich sein Gesicht zu verfinstern.
Irgendwann blickte er dann wieder auf und zerknüllte den Brief in seinen Händen.
„Nun ist es also geschehen", sagte der Zauberer leise: „Sie haben Freya."

Mit einer einzigen Handbewegung wischte er alles vom Tisch.
Seine Hand griff nach einem leeren Stück Pergament und er setzte die Feder an.
Schnell schwang er diese über das Papier und tunkte sie immer mal wieder in die Tinte.
Als er fertig war, ließ er heißes Wachs auf den Brief tropfen und drückte einen Stempel in dieses, sodass wieder ein Siegel entstand.
„Bringt diesen zum König und diesen nach Lothlorien", wies er den Boten an: „Verliert keine Zeit!"
Nickend nahm der Angesprochene die Briefe an und verließ schnellen Schrittes das Zimmer.

•Freya•
Langsam öffnete ich meine Augen und blickte direkt in einen blauen Himmel.
Meine eine Hand schirmte mein Gesicht vor der Sonne ab, sodass ich mir ein besseres Bild von alldem um mich herum machen konnte.
Ich kannte diesen Ort.
Schon einmal hatte ich mich hier befunden und in den Fluss geblickt.

Langsam rappelte ich mich auf und sah mich genauer um.
Meine Hand krallte sich in das weiche Gras, auf welchem ich saß.⬆️
Irgendetwas war merkwürdig.
Eine unangenehme Gänsehaut bildete sich auf meinem gesamten Körper und ich erzitterte.
Die Sonne schien immer weiter zu verblassen und nahm all die Farben, die den Ort so strahlen ließen, mit sich.
Wolken verdeckten den blauen Himmel und kalter Wind begann durch die Bäume zu streifen.
Ehrfürchtig stand ich auf und ging rückwärts auf den Fluss zu.
Meinen Blick nahm ich nicht vom Wald, als würde ich befürchten, dass jeden Moment etwas aus diesem gesprungen kommen würde.
Plötzlich berührte mich etwas an meinem Arm und ich erschrak.
Ruckartig drehte ich mich um und blickte in einen blassen, wundervollen Antlitz.
„Galadriel" hauchte ich.
„Du musst dich dagegen wehren!" Sagte sie laut und streckte ihre Hände nach mir aus: „Lass es nicht zu! Du darfst das nicht-."
Plötzlich verstummte sie und ihr Kopf ging zum Wald.
Langsam drehte ich mich ebenfalls wieder zu diesem und meine Augen weiteten sich ängstlich, als ich die Nebelschwaden entdeckte, die aus diesem kamen.
„Lass sie nicht gewinnen!", hörte ich die Elbin sagen und sah wieder zu ihr.
Sie sah ebenfalls zu mir, doch wandte sie sich ab und war mit einem Mal verschwunden.
Nervös schluckte ich und blickte wieder den Schwaden entgegen, die langsam auf mich zu kamen.
Vorsichtig streckte ich meinen Arm nach ihnen aus.
Als sie meine Haut berührten durchzog mich ein grausamer Schmerz und Blasen bildeten sich auf meinem Arm.
Ruckartig zog ich ihn wieder nach hinten und trat hektisch mehrere Schritte zurück.
Der Nebel kam weiter auf mich zu, doch hatte ich den Fluss im Rücken und keine Chance zu entkommen.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als in das Wasser zu steigen und zu schwimmen.
Immer wieder drehte ich mich um, bevor ich weiterhin panische Schwimmzüge tätigte.
Der Nebel schien sich schneller auszubreiten als noch zuvor, weswegen ich probierte noch schneller zu schwimmen.
Plötzlich zog mich etwas Unterwasser und ich begann hektisch zu strampeln.
Viele Luftblasen verließen meinen Mund, da er vor Angst aufgerissen war.
Der Schmerz kam mit einem Mal zurück und ich verkrampfte mich.
Ich hatte das Gefühl, als würde etwas in mich ziehen und dabei jeden Gedanken und jedes Gefühl hinaus drücken.
Der Schmerz verging immer mehr, bis ich schließlich nichts mehr spürte und mich wieder beruhigte.
Meine Gedanken kamen zurück, doch in einem viel heftigeren Ausmaß als gedacht.
Ruckartig schlossen sich meine Augen und ich hatte jede einzelne Erinnerung vor mir.
Von meiner Geburt bis zu meinem jetzigen Leben.
Das Ganze passierte so unfassbar schnell, weswegen ich gar nicht richtig hinterherkam.
Das Gesicht meines Bruders erschien mir, bevor es sofort wieder verschwand und eine Erinnerung entstand, die mich mit meiner Großmutter zeigte.
Vermutlich hätte ich so etwas wie Freude empfunden, bei den alten Erinnerungen, doch empfand ich nichts.
Allein die Kälte breitete sich in meinem Körper aus und mit einem Mal war alles vorbei.

Meleth Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt