1 - Innere Stimmen (✔️)

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Die Lichter flackerten vor meinen Augen auf. Im stetigen Wechsel blendete mich zuerst rotes, dann blaues Licht. Erkennen konnte ich nichts, meine Sicht verschwamm, als wären meine Augen zugeschwollen und immer wieder fielen sie vor Erschöpfung zu. Das Rauschen in meinen Ohren, gepaart mit dem unerträglichen Piepen brachte mich um den Verstand. Die Stille schrie mir viel zu laut entgegen.
Wie hatte ich es lebend raus geschafft? Diese eine Frage wiederholte sich in meinem Kopf immer wieder, als ließe man einen kaputten Plattenspieler laufen.

Eine große Gestalt kam auf mich zu, blendete mich mit einer Taschenlampe. Ich wollte um Hilfe rufen, aufstehen und weglaufen, doch mein Körper war wie taub. Ich fühlte mich wie festgewachsen auf diesem Waldboden und krallte meine Hände schmerzend in das Moos unter mir. Die Panik überkam mich, jagte meinen Herzschlag in die Höhe und mit einem Mal erfasste mich eine dunkle Leere.

Nach Atem ringend wache ich aus meinem Albtraum auf und sitze mit einem Mal kerzengerade im Bett. Orientierungslos blicke ich mich in dem beleuchteten Raum um und erkenne mein Zimmer.
Gottseidank, ich bin Zuhause. Es ist nur mein Zuhause.

Stöhnend schließe ich die Augen und versuche die Kopfschmerzen zu verdrängen, die sich in meinem Kopf eingenistet haben. Außerdem habe ich schrecklichen Durst. Was ist gestern passiert?

Neben mir regt sich etwas, woraufhin ich meinen Blick langsam neben mich gleiten lasse und einen mir fremden Jungen entdecke.
Oh nein, das darf doch nicht wahr sein. Nicht schon wieder.

Wieso passiert das nur immer wieder? Ich muss damit aufhören.

Okay, nur keine Panik. Auf keinen Fall die Fassung verlieren und anfangen zu heulen. Verstanden?
Ich wische mir mit der Hand über das Gesicht und fahre schließlich noch durch meine fliederfarbenen Haare, bevor ich mich zu dem Fremden umdrehe und an ihm rüttele.
Langsam kommt er zu sich, kneift die Augen stöhnend zusammen, wie ich es vor einigen Sekunden noch getan hatte. Abwertend mustert er mich und ich verdrehe lediglich die Augen. Was ich mir dabei gestern gedacht hatte, ist mir ein Rätsel.

"Raus", brumme ich monoton und sehe ihm entschlossen entgegen.

Diesen Blick habe ich perfektioniert, er ist das Resultat jahrelangen Trainings. Mit ihm kann ich Jeden vergraulen, der sich in meine Nähe verirrt und so langsam habe ich das Gefühl, es wäre der einzige Ausdruck, den ich beherrsche.

"Was, es gibt kein Frühstück?", fragt er zwinkernd und hebt seine linke Augenbraue.

Er mustert meinen, nur in Unterwäsche gekleideten Körper und leckt sich über die Lippe, was nun im nüchternen Zustand ein unschönes Gefühl von Übelkeit in mir hervorruft.

Wie konnte mir das gestern Abend noch gefallen? Was hatte ich überhaupt vor und wohin sind meine Freunde verschwunden? Die Fragen häufen sich in meinem ohnehin überarbeitetem Kopf.

"Verschwinde jetzt!", fordere ich und schiebe den Jungen aus meinem Bett. Er zieht sich ohne ein weiteres Wort an und verlässt das Zimmer.

Ich hoffe für ihn, dass er den Ausgang findet und nicht das Zimmer meiner Schwester, immerhin ist sie für Idioten wie diesen ebenso anfällig, wie ich es bin.

Um ehrlich zu sein, ekel ich mich häufig selbst an. Doch schon nächstes Wochenende wird es vermutlich genau so enden, wie heute.

Welchen Tag haben wir überhaupt? Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass das Wochenende bereits vorbei und der Montag angebrochen ist. Gerade mal halb 8, eine wirklich unmenschliche Zeit, um das Bett zu verlassen.

Ich lege mich zurück auf das Kissen, verdränge die Gedanken an meinen Albtraum, meinen gestrigen Alkoholexzess und den fremden Jungen, um weiterschlafen zu können. Doch offensichtlich habe ich die Rechnung ohne meine reizende Pflegemutter gemacht, die nun unaufhörlich gegen meine Zimmertür hämmert.
Ich stöhne genervt auf und öffne meine Augen wieder. Was soll diese Aktion nun wieder bewirken?

S.M.|| Bad Reputation - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now