85 - Gute Nacht

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"Denkt ihr.. naja.. waren meine Eltern schlechte Menschen?" fragte ich, denn diese Frage geisterte mir die letzten Tage viel im Kopf herum.

Waren sie schlechte Menschen, weil sie Tom abgegeben hatten?
Vielleicht waren sie das.
Aber ist kein Grund, den man mit dem Tod bezahlen müsste.

"Nein!" stieß Karen erschrocken aus.

"Deine Eltern waren wunderbare Menschen, Violet.
Vielleicht haben sie einen Fehler gemacht Tom abzugeben, doch es war damals ihre einzige Möglichkeit.
Sie waren so jung und hatten Angst ihrem Kind nichts bieten zu können. Sie dachten es wäre für Alle die beste Lösung." erzählte Shawn's Dad.

Ich nickte nur.

"Deine Mutter hat so darunter gelitten ihren Sohn abgegeben zu haben.
Als sie dann auch noch mit dir schwanger war, war sie wirklich am Ende.
Sie hat sich so auf dich gefreut, hatte aber immer im Hinterkopf, was mit deinem Bruder passieren würde." sagte Karen.

"Wieso haben sie ihn dann nicht zurück geholt?" fragte ich.

"Das wollten sie, doch die Mitarbeiter vom Kinderheim haben gesagt, dass er adoptiert wurde und es besser wäre, ihn aus diesem Umfeld nicht wieder raus zu reißen." sagte sie.

"Er hat behauptet er wäre von seiner Geburt an im Heim gewesen." gab ich verwirrt von mir.

"Dann muss einer von Beiden gelogen haben." schlussfolgerte Shawn.

"Wieso habt ihr mich belogen? Wieso bin ich überhaupt hier gelandet?" fragte ich verzweifelt und spürte wie mein Herz gegen die Brust schlug.
Shawn, Liyah und Karen sahen alle zu Manuel.

"Okay, hör zu. Es tut mir so leid.
Ich habe Tom geholfen deine Familie zu finden, weil ich dachte es wäre eine gute Idee.
Ich dachte er wollte euch überraschen und ihr würdet alle zueinander finden.
Ich hatte doch keine Ahnung wie das ausgehen würde." begann er zögerlich.

"Natürlich, das konntest du doch nicht wissen." stimmte ich ihm zu.

"Aber ich habe mir Vorwürfe gemacht und ich dachte zu lügen, würde das besser machen.
Ich dachte, wenn ich es anderen nicht erzähle, würde ich es selbst vergessen.
Das war egoistisch und es tut mir leid." sagte er aufrichtig und ich nickte verstehend.

"Ist schon okay." ich versuchte zu lächeln.

"Dich hierher zu bringen war die einzige Möglichkeit dich in Sicherheit zu bringen. Schließlich sind zwei der drei Täter entkommen.
Das zusammen mit der Tatsache, dass ich Alles was passiert ist vertuschen wollte, war dann der Grund dich hierher zu bringen."

"Und wieso seid ihr mir gefolgt?" wollte ich wissen.

"Das war hauptsächlich meine Idee, ich habe solange genervt, bis Dad zugestimmt hat.
Ich konnte es nicht mehr ertragen zu wissen, dass du hier ganz allein bist." sagte nun Aaliyah und ich lächelte sie an.
Sie ist ein Engel.

"Außerdem musste ich sichergehen, dass du Nichts von deinem Bruder weißt.
Irgendwann bin ich auf den Gedanken gekommen, dass du möglicherweise nach ihm suchen würdest, wenn du rausfindest dass er existiert. Und das wollte ich verhindern." fügte Manuel hinzu und soweit ergab das auch Alles Sinn.

Nur leider, hat Tom mich trotzdem gefunden.

"Also habe ich Shawn darauf angesetzt sich mit dir anzufreunden, um so viel wie möglich darüber rauszufinden was du weißt.
Genauso wie meine Frau und Aaliyah, aber das hast du ja schon von ganz allein durchschaut." grinste Manuel leicht und auch ich lächelte.

Ja, das hatte ich mit der Zeit tatsächlich durchschaut.

Mir wurde mittlerweile klar, dass diese Familie mir nie etwas Böses wollte.

Ja, wir haben Alle Fehler gemacht, aber sie wollten mir immer nur helfen.

"Danke.." sagte ich und spürte schon wieder Tränen über meine Wange laufen.

Seit wann bin ich so ein verdammt weiches Mädchen geworden?
Das ist doch überhaupt nicht auszuhalten.

"Gibt es noch irgendwelche anderen Verwandten von denen ich wissen sollte?" fragte ich, in der Hoffnung vielleicht doch noch irgendwo eine Familie zu haben.

Karen überlegte eine Weile.

"Der Bruder deiner Mutter vielleicht, aber sie hatten nie viel miteinander zu tun.
Er hat versucht mit ihr Kontakt aufzunehmen, als sie mit Tom schwanger war, während ihre Mutter, also deine Oma den Kontakt genau aus diesem Grund mit ihr abgebrochen hat." erzählte sie.

"Lebt sie noch?" fragte ich, doch Karen zuckte mit den Schultern.

"Obwohl deine Mutter Tom abgegeben hat, empfand deine Oma es als so große Schande, dass ihre minderjährige Tochter ein Kind bekommt, dass sie sich nie wieder gemeldet hat." erzählte sie weiter und ich lachte ironisch auf.

Wow, was für eine Mutter.
Erinnert mich an Judy.

"Und mein Onkel?"

"Deine Mutter ist nicht großartig auf den Kontaktversuch eingegangen, wir haben ihn auch nie kennen gelernt. Wieso weiß ich auch nicht." wieder zuckte sie mit den Schultern und ich nickte nur.

Das bedeutet irgendwo da draußen gibt es noch einen Teil meiner Familie, wenn es auch nur der Bruder meiner Mutter ist.

Ich bin also nicht vollkommen allein. Wobei mit Familie Mendes an meiner Seite, bin ich das sowieso nie.

Spät am Abend ging ich noch duschen, danach half Shawn mir die Verbände zu wechseln, was mir echt unangenehm war. Wenig später lagen wir gemeinsam im Bett.

Beide auf der Seite, unsere Gesichter zueinander gerichtet.

"Ich liebe dich." hauchte Shawn nah an meinem Gesicht.

"Ich bin hässlich."

"Du bist wunderschön." sagte er verwirrt.

"Nein, das Alles ist hässlich. Mein Gesicht ist entstellt, überall sind Narben und Kratzer und blaue Flecken und.." er unterbrach mich, indem er sich ruckartig über mich lehnte und besitzergreifend küsste.

Seine Hand bohrte sich beinahe in meine Hüfte, während er sich mit der anderen abstützte.

"Du bist wunderschön, verstanden?" fragte er nachdem er sich wieder von mir gelöst hatte.

"Ich liebe dich." sagte ich nun auch und er küsste mich erneut, dieses Mal jedoch sanft und kurz.

Danach zog er meinen Körper ganz nah an seinen ran, schlang seine Arme um mich und erdrückte mich somit beinahe.

"Versuch zu schlafen, der Tag war anstrengend." flüsterte er in mein Ohr und strich sanft über meinen Rücken.

"Jeder Tag ist anstrengend."

"Deshalb schlafen wir jede Nacht." argumentierte er.

"Miteinander?" fragte ich und biss mir auf die Lippe.
Shawn hielt in seiner Bewegung inne, als er über meine Worte nachdachte.

Er lehnte sich etwas zurück und sah mir mit feurigen Augen entgegen. Ich grinste nur.

"Also dann, gute Nacht." schmunzelte ich und schloss die Augen, doch natürlich hatten wir nicht direkt geschlafen an diesem Abend.

S.M.|| Bad Reputation - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now