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j.jk

Immer wieder glitten meine Augen über meine Erscheinung im Spiegel, bis ich meine Stirn runzelte. Das Gewand war eine Wahl meiner Mutter gewesen; natürlich war es das und irgendwie fühlte ich mich ein wenig unwohl. Der junge, nun 18-jährige Mann darin wirkte nicht wie ich, sondern wie jemand, den meine Mutter erschaffen wollte, um dem Volk einen perfekten Prinzen vor die Nase zu setzen. Wenn sie mich schon präsentieren musste wie eine Trophäe.

Seufzend ließ ich meine Fingerspitzen über die unzähligen Ketten über meine Brust gleiten und ergriff schließlich die Ringe an meinen Fingern. Einen nach dem anderen zog ich sie ab und legte sie vorsichtig auf einen kleinen, hüfthohen Glastisch neben mir. »Eure Königliche Hoheit, dreht Euch bitte um«, verlangte mein Kammerdiener, sodass ich dieser netten Aufforderung nachkam und meinen Blick zum ersten Mal von dem Spiegel abwandte. Ein paar Mal zupfte er an den Stoffen herum, hob dann aber seine Hände, um sie auch an meinen Haaren herumzupfen zu lassen.

»Jeongguk! Steck die Ringe wieder an!« Wieder ließ ihre schneidende Stimme mich zusammenzucken und ich biss mir auf die Lippen, als meine Mutter näher herantrat. »Aber..ich finde sie zu..klobig«, erwiderte ich leise mit gesenktem Blick, sodass ich im nächsten Moment auf den unteren Teil ihres Körpers starrte. Mir entging ihr resigniertes Schnauben nicht und mit einem Schnipsen deutete sie meinem Diener an, mir die Ringe wieder aufzustecken.

»Das zeugt von gesundem Reichtum und Macht. So etwas solltest du wissen! Schließlich liest du doch so viel!« Natürlich war es mir bewusst, dass das mehr oder weniger der Grund war, warum wir so viel Schmuck trugen, aber es änderte dennoch nichts daran, dass ich mich damit unwohl fühlte. Vermutlich würde das eines der ersten Dinge sein, die ich änderte, wenn ich endlich dieses Land regierte und das Sagen hatte.
»Fünf Minuten sprichst du, mehr nicht«, wurde mir von meiner Mutter eingetrichtert, bevor ich langsam zu dem großen Balkonfenster begleitet wurde. »Danach verschwindest du wieder in deinem Zimmer!«

»Jawohl, Eure Majestät.« Unverändert behielt ich den Blick gesenkt, bis die Tür geöffnet wurde und ich meines Standes angemessen mein Gesicht anhob. Stolz darauf, der zu sein, der ich war, reckte ich meine Nase gen Himmel, als ich langsam auf den Balkon trat, bis tosender Applaus erklang. Lächelnd hob ich meine Hand und winkte meinem Volk zu, dass offensichtlich glücklich darüber war, meine Existenz wirklich miterleben zu dürfen.

»Bürger dieses Landes«, begann ich schließlich mit fester Stimme zu sprechen und ließ die Menschen unter mir somit ehrfürchtig verstummen. »Ich bin Prinz Jeongguk, sechster aus der Blutlinie der reinen Jeons und rechtmäßiger Thronfolger. Der heutige Tag soll ein Fest für uns alle sein; nicht nur ich feiere mein Erwachsenwerden mit euch, sondern wir alle feiern miteinander. Lasst euch all die Speisen schmecken, die wir euch bereitet haben und habt ausgelassen Spaß!«

Wieder erklang tosender Beifall, worüber ich leicht schmunzelte und meine Hände auf das steinerne Geländer des Balkons legte. »Jeongguk, nicht so nah!«, hörte ich meine Mutter harsch hinter mir sprechen, aber hier vor meinem Volk wollte ich mich ihr nicht untergeben. Das könnte zwar in zehn Minuten ein Fehler gewesen sein und in einer Bestrafung enden, aber jetzt gerade wollte ich ein starker, stolzer Prinz sein.

»Ich verspreche euch, dass unserem Land blühende Zeiten bevorstehen und unzählige Stunden des Friedens. Meine Familie und ich werden alles daran setzen, glückliche Jahre zu sichern und auch ich werde meinen Nachkommen diese Aufgabe weitergeben.«
Ein weiteres Mal erklang tosender Beifall, bis ich die Finger meiner Mutter wieder um meinen Arm spürte und sie mich langsam zu sich nach hinten zog. »Esst und trinkt, feiert mit mir und lasst uns in eine goldene Zukunft sehen!«, schloss ich meine Rede noch ab, bevor ich ganz von meiner Mutter wieder in mein vergleichsweise dunkles Zimmer gezogen wurde.

»Du hast übertrieben!«, zischte sie sofort, ließ ihre Hand auf meine Wange niedersausen und mir deshalb Tränen in die Augen steigen. Solange ich noch nicht König war, hatte ich ihr leider nichts zu sagen und so wie sie mich gerade auch ansah, wollte ich das auch nicht. Ohne noch ein Wort an mich zu verlieren, verließ sie mit ihren Zofen mein Gemach und ließ mich allein zurück.

Aber heute würde ich das nicht auf mir sitzen lassen. Ich war nun ein vollwertiger Mann und das würde ich auch beweisen. Ein wenig musste ich von meiner leicht gewonnenen Freiheit nutzen, kostete es, was es wollte!

𝐅𝐨𝐫𝐛𝐢𝐝𝐝𝐞𝐧│ᴊɪɢɢᴜᴋWhere stories live. Discover now