Kapitel 65

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Ariana

Nachdem es zur Pause klingelt, packe ich meine Sachen zusammen und laufe raus auf den sich langsam füllenden Korridor. Seufzend streiche ich mir meine Haare aus dem Gesicht und überlege einen Moment, ob ich etwas aus meinem Spind brauche.

Meine Französisch Mappe.

Ein Stöhnen verlässt meinen Mund und ich mache mich schweren Herzens auf dem Weg zu meinem Spind, wo ich erst einmal eine halbe Ewigkeit nach dieser verdammten Mappe suche, sie letztendlich zwischen zwei anderen Heftern finde, mühsam in meinem Rucksack verstaue und dabei bemerke, dass es bereits zur nächsten Stunde geklingelt hat.

»Na toll.« Ich puste mir eine lästige Strähne aus dem Gesicht und bereue im nächsten Moment, meine Haare einmal im Leben offen gelassen zu haben. 

»Ariana?«

Erschrocken fahre ich herum und starre in ein mir allzu bekanntes Gesicht. Amanda rückt ihre Handtasche zurecht, während sie mir dabei zusieht, wie ich mir an mein pochendes Herz fasse.

Wow, ich hasse es einfach, dass ich so schreckhaft bin.

»Was willst du?«, entfährt es mir nicht gerade freundlich. Ich habe um ehrlich zu sein gehofft, ihre Stimme für eine ganze Zeit nicht mehr hören zu müssen, doch wie es aussieht wurde dieses Gebet nicht erhört.

Amanda sieht meine Abneigung, die ich zum ersten Mal nicht einmal versuche zu verstecken. Nach der Lügengeschichte, die sie versucht hat mir einzureden, bin ich nur noch schlechter auf sie zu sprechen, als vorher. Sie ist eben kein guter Mensch zu mir gewesen.

Und doch ist Ben mit ihr zusammen.

Als mir dies wieder einfällt, wird mir ganz übel. Ich kann echt nicht verstehen, was er an ihr findet. Aber wer weiß, vielleicht sieht er ja eine Seite an ihr, die ich und alle anderen Menschen mit Verstand nicht sehen können.

Wunder soll's ja geben.

»Ich rede mal nicht um den heißen Brei herum und komme direkt zum Punkt.« Amanda räuspert sich und scheint es ziemlich schwer zu haben, die nächsten Worte auszusprechen, »Es tut mir leid.«

Meine Augen weiten sich und für einen Moment kann ich nichts weiter, als mit offenem Mund dazustehen. Ich stehe da und starre Amanda an, meine Erzfeindin, die mir immer nur Schaden zugefügt hat und nun vor mir steht, sich entschuldigt und es dazu auch noch wirklich ernst zu meinen scheint.

So kommt es zumindest rüber, denn ihre Stimme hörte sich tatsächlich ehrlich an.

Ich schlucke schwer und starre sie noch einen weiteren Moment ungläubig an. »Was genau tut dir leid?«, frage ich dann perplex.

Amanda zieht die Schultern an und wirkt unsicher. Und dieser Anblick ist so neu für mich, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlägt. »Einfach alles. Und ganz besonders die Geschichte mit Edon. Das alles war nicht ganz so, wie ich versucht habe, dir weiß zu machen. Das wollte ich dich nur wissen lassen.«

»Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?«, entgegne ich nur, da ich es einfach nicht glauben kann.

Sie sieht zwar ziemlich ehrlich aus, wie sie da steht und das tatsächlich alles andere als selbstsicher, aber dennoch ist es so abwegig, dass ich nicht anders kann, als nachzuhaken. »Wieso bereust du plötzlich alles, was du mir angetan hast? Vor einpaar Tagen hat dich das noch ziemlich wenig interessiert.«

Amanda seufzt. »Jetzt ist es eben anders. Ich habe gesagt, dass es mir leid tut. Ob du mir nun verzeihst oder nicht, dass bleibt immer noch deine Sache.«

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt