Kapitel 67

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Ariana

Das Date mit Edon ist schöner, als ich es mir erträumt habe. Der Ort, die Atmosphäre, die Person, einfach alles stimmt. Um ehrlich zu sein bin ich mir sicher, dass ich so etwas wundervolles nicht verdient habe, doch ich koste es dennoch in vollen Zügen aus und genieße Edon's Nähe und seine beruhigende Stimme.

»Weißt du noch, als ich dir als Kind mal aus versehen Kirschsaft über dein Lieblingskleid geschüttet habe.«, höre ich Edon sagen und ich lehne mich zum ersten Mal seit einer Viertelstunde von ihm zurück, um ihm in die Augen sehen zu können.

»Natürlich kann ich mich daran erinnern. Ich war so wütend, weil ich dieses Kleid wie meinen Augapfel beschützt habe.«, kommentiere ich und schwelge dabei in Erinnerungen. Damals war ich kurz davor Edon den Kopf abzuhacken, ja, ich hatte tatsächlich Mordgedanken, und ich war gerade mal neun.

»Nachdem du mich angeschrieen hast hat meine Mum mir geraten, es irgendwie wieder gut zu machen. Das war das erste mal, dass ich dir ein Stück vom Marmorkuchen meiner Mutter angeboten habe.«

Ja, ich kann mich gut daran zurückerinnern. Ich war so wütend, hatte aber so Hunger, und das Stück Kuchen sah so verlockend aus. Damals war mir noch nicht bewusst, dass ich mal absolut süchtig nach Lorena's Marmorkuchen sein würde.

»Du hast gesagt, dass du mir verzeihen würdest, wenn ich dir einmal im Monat einen Marmorkuchen vorbeibringe.«, erzählt Edon weiter und ich muss lachen.

Ich war schon ein ziemlich komisches Kind.

»Und du hast es tatsächlich gemacht.«, sage ich und sehe Edon an, der mir ein Lächeln schenkt, dass seine Augen nicht nur berührt, sondern auch komplett ausfüllt.

»Mir war es recht, solange du nicht sauer auf mich warst. Du musst wissen, als Kind konntest du ziemlich radikal sein.«, entgegnet er lachend.

Mein Lachen wird lauter, doch kurz danach halte ich inne und ein verstohlenes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. »Weißt du eigentlich, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon etwas für dich empfunden habe?«

Edon hält ebenso inne und sieht mich einen Moment so intensiv an, dass mir schwindelig wird und ich erneut ums Atmen kämpfen muss. Diesen Blick liebe ich. Ich liebe ihn, da ich mich wenn er mich so ansieht, immer so fühle, als würde er in diesem Moment nichts anderes als mich wahrnehmen.

Edon räuspert sich rau. »Nein. Ich muss echt blind gewesen sein.«

»Das kannst du laut sagen.« Ich grinse, was er mir nachtut.

»Es tut mir leid.«

Überrascht halte ich inne und sehe Edon an, als wäre er verrückt geworden. »Was tut dir leid?«

Sein Blick verändert sich und ich kann das Bedauern aus seinen Augen herauslesen. Plötzlich sieht er so aus, als würde er tatsächlich traurig sein. »Es tut mir leid, dass du wegen mir so viel leiden musstest. Ich... ich war tatsächlich geblendet. Ich meine, ich habe nie gedacht, dass du wirklich stärkere Gefühle für mich hast und... es war nie meine Absicht, dich in irgendeiner Form zu verletzten. Das musst du mir glauben.«

Mein Herz wird ganz warm und schwer und ich bin überwältigt von all den Gefühlen in mir. Seufzend lege ich meine Hand auf Edon's Wange und als er sich ihr automatisch entgegen schmiegt, stoppt mir der Atem. »Das ist so unglaublich süß von dir... Danke, Edon.«

Er sieht mich immer noch so traurig an und es zerreißt mir das Herz, ihn so zu sehen. »War es sehr schlimm?«

»Was genau?«

»Die ganze Zeit, in der du in mich verliebt warst. Habe ich dich oft verletzt? Musstest du viel leiden?«, fragt Edon, und ich bin mir sicher, dass er sich die Antwort schon denken kann. Trotzdem scheint er Angst zu haben, als ich antworte.

»Wenn ich ehrlich bin, klar. Natürlich habe ich viel gelitten, aber glaub mir, die letzten Wochen haben all dieses Leiden aus meinem Herzen radiert. Ich meins ernst... ich bin so glücklich, wie noch nie zuvor. Und das alles dank dir, Edon.«

Edon beobachtet mich genau, wahrscheinlich möchte er sichergehen, dass das die komplette Wahrheit ist, doch als er sich seufzend nach vorne beugt und seine Stirn an meine lehnt, vergesse ich alles um mich herum.

»Ich liebe dich, Ari.«

Wieder fühle ich, wie mein Herz ganz groß wird und diese Wärme Besitz von mir nimmt. Ich falle in eine wunderschöne Tiefe und blende alles schlechte auf der Welt aus. »Und ich liebe dich so sehr, dass es mir sogar schon Angst macht, Edon.«

Ich spüre, dass er lächelt, als er mich im nächsten Moment küsst. Es ist ein wunderschöner Kuss, voller unausgesprochener Worte, voller tiefer Gefühle, voller Leidenschaft. Es ist ein Kuss, den ich niemals vergessen werde, von dem ich wahrscheinlich noch oft träumen werde.

Es ist ein Kuss aus Liebe.

»Du machst mich so unendlich glücklich«, raunt Edon, als er sich von mir löst und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, was mein Körper mit einer Gänsehaut quittiert.

Ich seufze. »Du hast ja keine Ahnung, Edon...«

Er lächelt und ich tue es ihm nach.

Doch als plötzlich mein Handy anfängt zu klingeln, halte ich inne und krame es nach kurzem Zögern aus meiner Tasche. Doch als ich Dad's Namen im Display lese, schlucke ich schwer und schwanke einen Moment zwischen zwei Möglichkeiten, ehe ich mich dafür entscheide, seinen Anruf wegzudrücken.

Schließlich bin ich gerade auf einem Date mit Edon, habe wenig Lust, mir meine Laune von ihm verderben zu lassen und wenn ich ehrlich sein soll will ich noch nicht einmal seine Stimme hören.

Nicht jetzt.

Nicht, wenn ich so glücklich bin.

»Wer war das?« Edon sieht mich neugierig an, doch als er meinen Blick bemerkt, versteht er. »Dein Vater?«

Ich nicke benommen.

Edon möchte etwas sagen, doch da beginnt mein Handy erneut zu klingeln und als ich danach greife, sehe ich, dass es wieder Dad ist.

»Vielleicht ist es wichtig. Du solltest rangehen.«, bemerkt Edon, und er hat recht.

Seufzend nehme ich den Anruf an und halte mir das Handy ans Ohr. Doch spätestens dann, als ich Dad's schnellen und schweren Atem höre, überkommt mich eine ungewisse Angst. »Dad? Ist alles in Ordnung?«

»Ariana... du musst schnell ins Krankenhaus kommen. Es... es geht um deine Mutter. Sie ist... sie... komm bitte einfach ganz schnell.«, höre ich Dad zwischen tiefen und vor allem unregelmäßigen Atemzügen sagen, und ich werde ganz panisch, denn mit einem Mal wird mir bewusst, dass es ernst sein muss.

Ziemlich ernst.

Meine Stimme bebt, als ich zum Sprechen ansetzte. »Was... was ist mit ihr?« Doch als Dad nicht antwortet, werde ich panischer. »Dad? Verdammt, was ist los? Rede endlich!«

Eine Stille entsteht, und ich kann nicht richtig beschreiben, wie es passiert, aber die schlechte Nachricht erreicht mich schon, bevor Dad überhaupt zum antworten ansetzten kann. Denn ganz plötzlich spüre ich, wie meine Schultern zusammensacken und wie mich ein grauenvolles Zittern durchzieht.

»Sie ist tot, Ariana.«



A/N:

Bin gerade selbst bisschen emotional, komischerweise sind aber traurige Szenen die liebsten, die ich schreibe.

Was sagt ihr?

Lasst mir gerne Feedback und Motivation in den Kommentaren da, muss noch zwei Kapitel schreiben!❤️💯

Casanova ✓Where stories live. Discover now