ZWEI

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Ein schriller Ton riss mich aus dem Schlaf. Seit wann hatte ich bitte so einen aggressiven Klingelton?

Verschlafen drückte ich auf den Aus-Knopf und hockte kurze Zeit später senkrecht in meinem Bett. Das konnte doch nicht wahr sein. Müde rieb ich mir über die Augen. Vielleicht hatten diese mir ja einen Streich gespielt.

Erneut schaute ich auf die Uhr. Und leider hatten mir meine müden Augen keinen Streich gespielt, dort stand wirklich schon 7:58 Uhr. Das konnte doch gar nicht sein. Doch als die Sekunden Zahl noch eine Ziffer nach oben schnellte wurde ich schlagartig wach. Diese Zahl stimmt und das hieß…

„Verdammte Scheiße“, ich hatte doch tatsächlich verschlafen. Am Tag, an dem ich meinen neuen Job antreten sollte. Hecklisch schmiss ich meine Decke zur Seite, verhedderte mich mit einem Fuß darin und fiel relativ unelegant auf den Boden.

„Fuck“, ein stechender Schmerz zuckte durch meine Knöchel, nachdem ich mit wieder auf gerichtet hatte. Nicht auch das noch. Humpelnd machte ich mich auf den Weg ins Bad, wo ich mich schnellst möglichst anzog. Frühstücken musste dann wohl ausfallen.

Immer noch humpelt beeilte ich mich zur Bahn zur kommen. Und wie das Schicksal es so wollte fuhr dieser mir direkt vor der Nase davon. Na toll, jetzt musste ich auch noch auf die nächste warten. Da hätte ich doch noch Zeit gehabt etwas zu essen. Aber jetzt war es sowieso zu spät.

Als die nächste Bahn nach einer gefühlten Ewigkeit endlich kam, sank ich völlig fertig in einer der Sitze. Es war noch nicht einmal 9 Uhr morgens und ich war schon mit den Nerven total am Ende. Schlimmer konnte es doch wirklich nicht mehr kommen.

Leider doch.

Da der Aufzug im Bürogebäude sich wohl auch gegen mich verschworen hatte, wie so ziemlich alles heute, blieb er doch tatsächlich zwischen dem ersten und zweiten Stock stehen. Erst nach geschlagenen 13 Minuten setze er sich wieder in Bewegung.

Da ich es nicht riskieren wolle noch einmal stecken zu bleiben stieg ich im zweiten Stock direkt aus. Deshalb musste ich die Treppe in den dritten Stock auch noch hoch humpeln.

In unserem Stockwerk war ich nun, aber ich hatte keinen Plan, wo genau ich jetzt hin sollte. Mein Büro kannte ich noch nicht und werde Herr Walter, noch irgendein anderer Mitarbeiter war zu sehen. Gestresst fuhr ich mir durch die verstrubbelten Haare. Am Ende des Gangs waren Stimmen hinter einer geschlossenen Tür zu hören. Es half ja nichts, da musste ich jetzt wohl oder übel anklopfen.

Gerade als ich die Tür öffnen wollte wurde diese mit Schwung von innen auf gezogen und natürlich lief ich direkt in die Person rein, die gerade aus dem Zimmer trat. Mein Schicksal meinte es heute wirklich nicht gut mit mir.

„Ahr Scheiße“, erschrocken trat ich einen Schritt nach hinten und belastete dummer weiße meinen verletzten Knöchel. Somit spiegelte mein Gesichtsausdruck den meines Gegenübers.

Schmerzverzerrt.

Dieser hatte sich nämlich bei unserem Zusammenstoß seinen Kaffee über das weiße Hemd gekippt. Und seinem Gefluche zu folge war dieser noch wirklich heiß.

„Es tut mir leid“, gab ich klein laut von mir.

„Was sehen Sie auch so blöd vor der Tür rum“, donnerte mein Gegenüber auch gleich los. „Wer sind Sie überhaupt.“

„Malin Böttcher, die neue Buchhalterin.“

„Ist das etwa ihre Standard-Begrüßung ihrem Chef gegenüber. Erst zu spät kommen und dann auch noch mein Hemd reunieren.“

„Tut mir wirklich leid“, konnte ich mich nur nochmal wiederholen.

„Ja ja“, knurrte mein Gegenüber mich an, der ja dann wohl mein Chef war. „Kommen Sie, ich zeig ihnen wo und was sie arbeiten können. Und dann lassen Sie mich bitte in Ruhe. Ich hab zu tun und außerdem muss ich mir ein anderes Hemd besorgen.“

Also folgte ich dem schlecht gelaunten Mann in ein kleines Büro. Nach einer kurzen Einführung in das Computersystem wurde ich mit einem Berg an alten Buchungen allein gelassen.

Außer mir und meinem Chef (wie auch immer er hieß, ich traute es mich nicht ihn danach zu fragen) war heute wohl niemand im Büro. Deshalb war es auch sehr ruhig, was mich irgendwie nervös machte.

Zum Mittagessen hatte ich mir einen Salat mitgebracht, den ich einsam in meinem Büro aß um danach noch einmal vier Stunden über den alten Unterlagen zu hängen. Was für ein toller erster Arbeitstag.

Erst nach halb sechs verließ ich das Bürogebäude. Denn erst da ging auch mein Chef und ich traute es mich irgendwie nicht an seiner offenen Bürotür vorbei zu gehen. Draußen regnete es in Strömen und bis ich es humpelnd zur Bahn geschafft hatte war ich klatsch nass.

Zu Hause angekommen zog ich mich erst mal um und legte dann meinen verletzten Fuß hoch. Kurz schloss ich die Augen und atmete tief durch, bis mich ein melodisches Geräusch wieder auf schrecken lies.

Ich lag nicht auf meinem Sofa, sondern in meinem Bett. Mein Fuß tat nicht weh und meine Uhr verriet mir, dass es erst kurz nach halb sieben war. Erleichtert atmete ich durch und strich mir über das müde Gesicht. Ich hatte diesen Horror-Tag nur geträumt.

Kurzes Treffen am TagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt