ZWANZIG

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Als wir den Ballsaal betraten staunte ich nicht schlecht. Um die Tanzfläche herum waren viele runde Tische verteilt. Der Saal war eher dezent geschmückt, was dem ganzen eine gewisse Eleganz verlieh. Am anderen Ende des Raumes war ein kleines Podest aufgebaut das neben dem Rednerpult noch Platz für eine Live-Band bot.

„Reiche Menschen geben eben gern an", meinte Elias, der wohl meinen bewundernden Blick gesehen hatte. „Na komm, wir müssen ein paar dieser reichen Leute höfflich begrüßen. Immerhin wollen wir ihr Geld."

Die nächste Stunde verbrachte ich hauptsächlich damit diverse Hände zu schütteln und dann nett lächelnd neben Elias zu stehen. Während dieser sich mit unseren potenziellen Sponsoren unterhielt.

Die Live-Band hatte mittlerweile auch begonnen zu spielen, weshalb mein Blick immer mal wieder zu ihnen schweifte. Sie spielten wirklich gut, aber Beccis Band spielte besser. Nach unzähligen geschüttelten Händen, stoppte die Live-Musik und vom Rednerpult wurde angekündigt, dass das Essen in Kürze serviert werden würde. Weshalb wir gebeten wurden an den Tischen Platz zu nehmen.

Kurze Zeit später waren an sämtlichen Tischen nur noch vereinzelt Plätze frei, so dass Elias und ich uns auf die Suche noch nebeneinander liegenden Plätzen machen mussten. Gerade kamen wir an dem Tisch vorbei, da dem es sich die Band bequem gemacht hatte, als ich von dort angesprochen wurde.

„Malin, bist du das?" Verwundert drehte ich mich zu der bekannten Stimme um.

„Dave, was machst du denn hier?" Der Angesprochene stand auf und umarmte mich zur Begrüßung. „Ich spiele hier in der Band mit."

„Du spielst in mehreren Bands?", etwas verwirrt neigte ich leicht den Kopf zur Seite.

„Naja", lachte Dave leicht auf und zwinkerte mir durch seine Brille zu. „In der Hinsicht fahre ich wirklich mehrgleisig. Man kann mich als Drummer buchen. Deshalb bin ich immer mal wieder auf solchen Events. Aber was machst du hier?"

„Oh, wie unhöflich von mir", erst jetzt fiel mir wieder ein, wo und mit wem ich hier eigentlich war. „Dave, das ist Elias Thalbach, mein Chef und Begleitung heute Abend. Elias, das ist David, er ist der Drummer in Rebeccas Band."

„Dort spiel ich sogar ohne Bezahlung", lächelte Dave und schüttelte Elias Hand. „Schön Sie kennen zu lernen."

„Finde ich auch. Bald kenn ich die gesamte Band", entgegnete Elias höflich.

„Wollt ihr euch zu uns setzen?", bot Dave an. „Die anderen Tische sind ja so gut wie voll." Ich schaute kurz zu Elias, woraufhin dieser nur nickte.

„Gerne", antwortete ich also und setzte mich auf den Stuhl, den Elias mir zurück gezogen hatte.

„Dankeschön", lächelte ich ihm zu. Kaum dass auch Elias saß trat schon ein Kellner an unseren Tisch und servierte den ersten Gang.

„Manieren hat er ja schon mal, dein Chef", flüsterte Dave mir in einem neckischen Tonfall zu.

„Ach, halt die Klappe", raunte ich genauso leise zurück und verdrehte die Augen. Beccis Bandkollegen waren fast so schlimm wie sie selbst.

„Und, schmeckt es dir?", wollte Elias beim Hauptgang von mir wissen. „Ja, sehr sogar."

„Eins der guten Dinge an solchen Galas, das Essen ist immer wunderbar." Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Wenn es ums Essen ging waren doch fast alle Männer gleich. Nach dem Dessert wandet auch Dave sich wieder an mich.

„Das ist jetzt aber nicht der wegen, wegen dem du mit Kev rumgemacht hast, oder?", wollte er lächelnd wissen, nachdem er Elias und mich wohl eine Weile beobachtet hatte.

„Nein, das war wegen dem Ex-Vizechef. Ich hab übrigens nicht mit Kev rumgemacht."

„Lass ihn das bloß nicht hören. Das würde seinen stolz ziemlich verletzen", meinte Dave und seine Stimme triefte nur so vor Ironie, was mich zum Auflachen brachte.

„Du bist unmöglich, aber was erwarte ich bitte bei solchen Bandkollegen."

„Ich weiß", lachte Dave ebenfalls mit. „Aber jetzt muss ich auch wieder auf die Bühne. Immerhin bin ich zum Arbeiten hier und nicht um mich mit hübschen Frauen zu unterhalten."

„Schleimer", mit einem letzten Zwinkern in meine Richtung folgte Dave der Band wieder auf die Bühne, wo sie nach kurzer Zeit auch wieder zu spielen begannen.

Sanft legte Elias seine Hand auf meine Schulter und drehte mich leicht zu sich. „Darf ich um einen Tanz bitten?"

„Aber auf eigene Gefahr. Ich bin keine sonderlich gute Tänzerin."

„Das Risiko nehme ich in Kauf", entgegnete Elias und führte mich elegant zur Tanzfläche.

Tatsächlich brachten wir den Tanz ohne Unfall hinter uns, wurden aber nach kurzer Zeit unterbrochen und wieder an unsere Plätze gebeten. Nun folgte eine Rede über die Gala, der ich nur mit einem halben Ohr zuhörte. Ich konnte es mir ja leisten, immerhin war ich hier nur als Begleitung dabei. Aber auch Elias schien sich anstrengen zu müssen um nicht allzu desinteressiert auf die Bühne zu blicken.

Dave tat mir wirklich leid. Er stand mit der Band immer noch auf dem Podest und musste von dort aus so tun, als würde ihn das alles brennend interessieren.

„Endlich ist es vorbei", seufzte Elias fast erleichtert auf, als der Redner von der Bühne trat und die Musik wieder einsetzte. „Ich habe ja eigentlich nichts gegen diese Galas, aber diese Reden sind nie wirklich spannend gestaltet und ..."

„Was und?", fragte ich interessiert nach. Elias hatte seinen Blick durch den Saal schweifen lassen und hatte dabei einfach aufgehört zu reden.

„Ach, nicht so wichtig", wank Elias ab, wirkte aber irgendwie sehr abwesend. Das zog sich noch eine Weile so hin. Immer wieder ließ Elias seinen Blick wandern, als würde er jemanden suchen.

„Komm, lass uns nochmal tanzen", ergriff ich irgendwann die Initiative. „Den ersten hast du immerhin auch überlebt."

„Und das sogar ohne bleibende Schäden", gab Elias scherzend zurück, schien aber mit seiner Aufmerksamkeit nicht ganz bei mir zu sein.

Auch während wir tanzten schaute er sich mehrmals im Raum um wodurch ihm einige Fehler passierten unsere Tanzeinlage fand ein abruptes Ende, als Elias mal wieder abgelenkt war und mich mit einer unbedachten Bewegung ins Stolpern brachte. Ehe ich mich versah knickte ich mit dem hohen Schuhen um und vorbei war es mit dem schmerzfreien Auftreten.

„Es tut mir so leid", beteuerte Elias zum gefühlt hundertsten Mal, nachdem er mich auf einen Stuhl verfrachtet hatte. „Und du bist dir wirklich sicher, dass wir nicht ins Krankenhaus müssen?"

„Der Knöchel ist vermutlich nur stark verstaucht. Ein bisschen Kühlen, ein bisschen Schonen und am Montag ist er wieder wie neu."

„Oh Mann", seufzend betrachtete Elias meinen angeschwollenen Knöchel, den er auf seinen Schoss gebettet hatte. „Manchmal bin ich aber auch echt eine Flasche." Diese Feststellung seinerseits brachte mich zum Kichern.

„Du warst eben abgelenkt, kann doch mal passieren", versuchte ich ihn erneut zu beruhigen. „Aber ich glaube mit dem Tanzen wird das heute nichts mehr."

„Dann sollten wir jetzt wohl heim gehen", beschloss Elias und setzte meinen Fuß vorsichtig auf dem Boden ab, um dann auf zu stehen. „Jetzt hab ich dir den Abend versaut."

„Ach, Quatsch. Ich fand den Abend trotzdem schön."

„Kannst du laufen, oder soll ich dich tragen?"

„Untersteh dich. Du wirst mich hier nicht Prinzessinnen-Like durch die Gegend tragen. Wenn Becci das mitbekommt würde sie bestimmt einen Schreikrampf kriegen."

„Das wollen wir natürlich nicht riskieren", Elias musste schmunzeln, während er mir aufhalf. „Aber stützen werde ich dich trotzdem. Den Knöchel solltest du erstmal nicht belasten."

Also machten wir uns langsam auf den Weg zum Ausgang, wobei ich Dave noch einmal kurz zu wank. Dieser schaute uns nur etwas irritiert nach.

Kurzes Treffen am TagOnde histórias criam vida. Descubra agora