Kurzes Treffen am Tag

VIERUNDZWANZIG

„Willkommen in meiner Welt", begrüßte Noel mich, als ich zu ihm ins Auto stieg und filmte mich dabei mit einer Kamera in seiner Hand. „Darf ich vorstellen, dass ist Malin. Sie arbeitet bei meinem Management, wird mich heute begleiten und jetzt erstmal die Kamera übernehmen, damit wir los fahren können."

Und schon hatte Noel mir die Kamera in die Hand gedrückt, um das Auto lenken zu können und gleichzeitig seinen Zuschauern erklären zu können, wo es hinging und was für eine Messe das war.

„Ich hoffe ich hab dich vorhin mit meiner Aktion nicht allzu sehr überrumpelt", meinte Noel, nachdem ich die Kamera einige Zeit später ausmachte.

„Passt schon, ich war nur kurz verwirrt."

„Hab ich gemerkt. Aber irgendwie musste ich dich vorstellen. Sonst wären definitiv Fragen gekommen, ob du meine Freundin bist."

„Man sieht uns einmal zusammen und schon wird uns eine Beziehung angedichtet?"

„Jup, manche Leute sind da echt strange drauf. Ist ja nicht so als könnte man sich nicht ohne irgendwelche Hintergedanken mit einer Person des anderen Geschlechtes unterhalten."

„So schlimm?", fragte ich leicht verblüfft nach.

„Manchmal", gab Noel schulterzuckend zu. „Aber das sind dann eher die Extremfällt."

„Na dann hoffen wir doch mal, dass durch deine Äußerung erst gar keine Gerüchte aufkommen."

„Apropos Gerüchte. Ich möchte jetzt endlich mal diese Story hören. Also Elias und du?"

„Du bist echt hartnäckig", stellte ich lachend fest.

„Lenk nicht vom Thema ab, erzähl endlich", forderte Noel und warf mir einen schnellen Seitenblick zu.

Also erzählte ich in kurzen Sätzen wie es zu Elias und meiner Norwegenreise kam.

„Warte Mal", setzte Noel an, als er gerade auf dem Parkplatz der Messe ankam. „Du bist echt einfach zu einem wildfremden in einen alten klapprigen VW-Bus gestiegen?"

„Jap, hab es ja überlebt wie du siehst."

„Verrückt", kopfschüttelnd stieg Noel aus. Was ich ihm nachtat und ihm dann auch seine Kamera wieder reichte. „Aber jetzt versteh ich auch die Bindung zwischen euch. Immerhin habt ihr über Wochen auf engsten Raum zusammen gelebt, sowas verbindet."

Da ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte zuckte ich lediglich mit den Schultern, bevor wir uns auf den Weg zur Messehalle machten.

„Ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich immer mal wieder in die Kamera quatsche", meinte Noel, während ich in meiner Handtasche nach unseren Karten kramte.

„Nö, mach ruhig. Dafür bist du ja hier. Lass dich von mir nicht von der Arbeit abhalten. Ich bin quasi dein Schatten."

„Dann mach ich jetzt mal kurz 'ne Story um die Leute ein bisschen für das Video nächste Woche zu teasern", und schon hatte Noel sein Handy auf sich gerichtet. Um auch auf Insta nochmal zu erzählen, wo wir gerade waren und was wir hier taten.

„Na dann tun wir mal unsere Pflicht und reden mit ein paar der Aussteller hier."

Somit begann ein langer Tag mit vielen Gesprächen. Ich versuchte mir die wichtigsten Daten zu merken und immer, wenn ich eine ruhige Minute hatte schrieb ich mir diese auf.

„Ich finde für heute haben wir genug mit Leuten gequatscht", beschloss Noel irgendwann und steuerte wieder auf den Ausgang zu. „Hast du auch solchen Hunger? Ich kenn einen guten Inder direkt hier um die Ecke."

„Ich hab ehrlich gesagt noch nie Indisch gegessen", gab ich zu.

„Was?", entgeistert schaute Noel zu mir. „Na dann müssen wir das schleunigst ändern."

Keine halbe Stunde später hatte ich einen Teller voll Reis und irgendeiner Soße vor mir stehen. Noel hatte mir zwar versichert, es sein nicht sonderlich scharf, aber so ganz traute ich dem Ganzen nicht. Vor allem, da der Keller mir noch ein kleines Schälchen mit Jogurt neben meinen Teller gestellt hatte.

„Nun probiere schon", forderte Noel mich auf, der sich selbst schon eine Gabel voll Reis genehmigt hatte.

Schlussendlich überstimmte der Hunger und die Neugier die Skepsis.

„Das schmeckt echt gut", sofort wanderte die nächste Landung in meinem Mund.

„Sag ich doch", zufrieden grinste Noel mich an und aß dann ebenfalls weiter.