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Wir teilten uns das Bett mit Keksen und Kakao in unseren Händen. Auf dem Fernseher vor uns lief Netfilx und die Augen meiner Freundin klebten gebannt am Bild. Als sie gesehen hatte, dass die zweite Staffel von „The OA" endlich verfügbar war, blitzen ihre Augen auf wie Sterne es am dunklen Nachthimmel taten. Seitdem war sie wie am Bett festgewachsen.

Ich habe noch nie jemanden so sehr in eine Serie einsinken sehen und ich liebte es, dass sie es war die es mir zeigte. Sie zeigte mir so vieles, über das ich vorher nie nachgedacht hatte - das ich früher nie beachtet hatte. Kara zeigte mir Seiten des Lebens, die ich nie für existent gehalten hatte.

Was hatte ich nur früher ohne sie gemacht? Meine kostbare Zeit verschenkt, an die Vergangenheit, weil sie mir so arm vorkam. Ich wünschte sie würde mir zurückerstattet werden, damit ich mehr mit Kara hatte.

Meine Hand wanderte bedacht ihre Seite hinauf und hinab, strich ihr die Haare hinters Ohr und verweilte letztendlich in ihrer. Ihre Finger waren stets von Kälte gesäumt, als wäre sie kurz davor eines Kältetods zu sterben, doch ich spendete ihr die letzte Wärme, in der Hoffnung sie vor dem Tod schütze zu können.

Oh, ich würde ihr mein Leben geben, würde es das ihre retten - ich würde ihr einen Stern vom Himmel holen, würde sie dadurch wieder sehen können – ich würde die Welt anhalten, würde sie dadurch wieder gerade laufen können.

„Ich frage mich ob wir auch durch die Zeit verkettet sind – ich wünsche es mir", ihre leise Stimme kroch zu meinem Ohr heran. Die letzte Folge spielte gerade den Abspann und Karas Augen suchten in meinen nach Antworten. „Ich denke wir sind es. Wir fühlen uns so natürlich an, so als wollte die Natur uns zusammen haben. Gott, wie kitschig klinge ich eigentlich", sie schlug sich die Hand gegen die Stirn, was mir ein Lachen entlockte.

„Mach ruhig weiter", meinte ich nur, in der Hoffnung, sie würde einfach weiter das sagen, was sich in ihrem Kopf abspielte. „Du bringst wirklich meine schlechtesten Seiten zum Vorschein!", kichernd stieß sie mich mit ihrer Schulter an. „Vielleicht finde ich ja, dass deine schlechtesten eigentlich deine besten Seiten sind", antwortete ich ihr und schaute sie herausfordernd an.

„Vielleicht finde ich ja, dass du ein Arschloch bist", ein schelmisches Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Was hast du da gesagt?" – „Dass du ein Arschloch bist!".

Empört setzte ich mich auf sie und hielt sie somit auf der Matte fest. Kichernd beschwerte sich über ihre Gefangenschaft und trommelte mir gegen die Brust. „Nimms' zurück!" – „Vergiss es!" – „Nimms' zurück!" – „Nö". Lachend streckte sie mir die Zunge raus.

Sie hatte so eine leichte Art an sich und ich wusste nicht, wie sie es schaffte sich wie eine Feder durch die Luft zu wiegen. Grinsend senkte ich meinen Kopf und platzierte meine Lippen sanft auf ihren. Doch aus dem sanften Kuss wurde schnell mehr – mehr als ich ertragen konnte. Ihre erröteten Wangen lagen in meinen Händen und ihr heißer Atem drückte mir gegen die Haut.

Sachte fuhr meine rechte Hand entlang ihres Körpers hinab zu dem Saum ihres T-Shirts, erkunde die Haut unter diesem, wanderte weiter hinauf über Täler hinweg. Brennend suchten meine Finger nach mehr – immer mehr. Langsam fuhr ich hinunter zum Bund ihrer Hose, spürte wie sie unter mir immer wieder leicht zusammenzuckte.

Angekommen am Bund spürte ich die kalten Finger von Kara auf meiner Hand. Sie stoppend schaute sie mich ruhig an. „Luke.. nicht", flüsterte sie mir schwer atmend entgegen. Die erwärmte Luft in meine Lunge befördernd, schloss ich ihre kalten Finger in meine und legte mich neben sie.

Beide hingen wir unseren Empfindungen nach – versuchten zu verarbeiten, was gerade passiert war. Ich war ihr nicht böse – im Gegenteil – ich war erleichtert, dass sie mir mitteilte, dass sie noch nicht so weit war, denn ich wollte gewiss nicht, dass sie irgendetwas bereute. Ich wollte, dass sie jeden Moment mit mir genoss und keine Angst hatte, sich mir offen zu zeigen.

„Tut mir leid", flüsterte Kara immer noch schwer atmend. Ihre Augen blickten mir glasig entgegen, die Äderchen in ihnen strahlten mir grell entgegen. „Nein. Alles gut, entschuldige dich nicht für etwas, was du nicht willst, okay?", sie lächelte mich erleichtert an.

Behutsam strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht und betrachtete sie einfach. Schaute ihr dabei zu, wie sich mich fragend musterte und beobachtete wie die Röte allmählich aus ihrem Gesicht schwand und ihrer natürlichen Blässe Platz machte.

„Danke", meinte sie nach langer Zeit, in der wir einander nur angestarrt hatten. Fragend wanderte meine rechte Augenbraue nach oben. „Dafür, dass du so verständnisvoll bist", erklärte sie mir. Und ich fragte mich, wer sie zu dem gemacht hatte, was sie heute war. Und ich wünschte mir, ich wäre früher da gewesen um ihr zu zeigen was es heißt, geliebt zu werden. 

Etwas kürzer als sonst, aber ich wollte jetzt nicht noch irgendetwas dazudichten, damit es länger wird. Ich hoffe, wie immer, es hat euch gefallen & dann bis nächsten Sonntag!

[31.03.2019]

The Sun and his MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt