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Wir saßen in der Bahn auf dem Weg zum Bröhan-Museum. Sie lag mir schon seit Ewigkeiten in den Ohren wegen einer der Ausstellungen dort, nun war diese fast zu Ende und wir hatten uns endlich dazu auf gerungen, es zu besuchen.

Ihre Beine hatte sie über meine gelegt, während sie die vorbeiziehenden Hochhäuser betrachtete und wie sich ihre Farben zu einem Brei zusammenmischten, weil die Bahn so schnell fuhr. Sie hatte nur eine kleine Tasche mitgenommen und statt ihres Handys ihre Kamera eingepackt.

„Wir müssen gleich umsteigen", meinte sie nüchtern während sie ihre Beine von meinen nahm und aufstand. Sie stich noch ihre Sachen glatt bevor sie mich abwartend anschaute. Mühselig stand ich auf und griff nach ihrer Hand, bevor ich sie durch die gerade aufgesprungenen Türen zog.

Gerade als wir die Treppe nach unten auf die Straße kamen, sahen wir, wie unser Bus an der Straßenseite hielt. Schnell rannten wir los und stiegen noch in letzter Minute dem überfüllten Bus zu. Ich suchte eine Stange, an der ich mich festhalten konnte, während Kara sich an mir festhielt.

Immer noch außer Atem schauten wir uns beide an und mussten grinsen. „Wo müssen wir raus?", fragte ich sie nach einiger Zeit. „Schloss Charlottenburg", entgegnete sie nur und drehte sich dann wieder von mir weg, um weiter die anwesenden Fahrgäste zu beobachten.

Nach einer zu langen, zu stickigen, Fahrt, gab die Ansage endlich unser Ziel bekannt und wir rannten fast aus dem Bus, als dessen Türen aufgingen. Kurz orientierungslos schauten wir uns in der neuen Umgebung um, erspähten jedoch einen Wegweisen, dem es nun zu folgen galt.

Keine fünf Minuten später standen wir vor den hohen Türen des Museums, welche ich aufdrückte und meiner Freundin aufhielt. Drinnen angekommen begrüßte uns eine herzliche Frau, welche uns, freundlicher Weise, kostenlosen Einlass gewährte.

Sofort machte sich Kara daran, die Exponate in der untersten Etage zu erkunden, las sich Infoschilder durch und versuchte hinter den Sinn der Ausstellung zu kommen. „Lass uns hoch gehen", meinte sie bloß, während sie mich bereits zur Treppe zog. In der nächsten Etage prangten Gemälde jeglicher Größe an den Wänden. Manche eingelassen in einem Goldrahmen, andere bloß zum Schutz unter Glas gelegt.

Karas Augen begannen sofort zu glänzen, als sie die Vielzahl der bunten Gemälde sah. Wie ein kleines Kind betrachtete sie die Pinselstriche genauestens und las sich die Infotafeln mit Eifer durch. Ich bewunderte ihre Begeisterung für die Kunst, ich badete mich regelrecht darin, sie so aufgehen zu sehen. Ich wünschte, sie wäre immer so voll mit Leben.

Vorsichtig zückte ich mein Handy und schaute mich um, damit keiner sah, dass ich ein Foto von ihr schoss, immerhin hätte ich mir eine Fotoerlaubnis kaufen müssen. So schnell, wie ich das Foto geschossen hatte, so schnell war mein Handy auch schon wieder in meiner Hosentasche verschwunden.

Grinsend drehte sie sich zu mir um, bevor sie sich weiter in der Ausstellung verlor, bis sie beim letzten Bild angekommen war. Strahlend schaute sie zu mir hoch und meinte: „Ich glaube die Ausstellung, in die ich ursprünglich wollte, ist ganz oben": Ich nickte bloß und machte mich mit ihr auf den Weg.

Die letzte Ausstellung war bedeutend kleiner, jedoch mindestens genauso interessant. Von filigranen Strichen, bis hin zu Stoffdrucken war alles dabei. Die Künstlerin, dessen Werke in den wenigen Räumen ausgestellt waren, erinnerte mich ein wenig an Kara. In allem irgendwie talentiert und den Drang dazu, sich durch alles Mögliche auszudrücken.

Ich hoffe eines Tages, würden auch andere sehen und zu schätzen wissen, wie gut sie doch war.

Nachdem wir alles gesehen hatten, stiegen wir die wenigen Stufen wieder hinab und drückten die schweren Türen des Museums auf, um wieder von der stickigen Luft Berlins umhüllt zu werden. „Was machen wir jetzt?", fragte ich das Mädchen neben mir. „Wie wär's mit ner' Karaokebar?", fragte sie mich.

Ich erklärte mich sofort einverstanden und suchte nach einer gut bewerteten Bar in der Nähe, welch ich auch unweit von dem Museum fand. Also machten wir uns ohne weitere Umwege auf zu der Karaokebar.

Es war mittlerweile schon später Nachmittag und bald schon würden die Laternen wohl angehen. Ich griff wieder nach Karas Hand und so beschritten wir den restlichen Weg zu dem Ort, an dem wir uns wohl öffentlich bloßstellen werden.

Schüchtern überließ Kara mir den Vortritt, als wir vor der Tür der Bar ankamen. Ohne großartig zu zögern stieß ich diese auf und zog Kara hinter mir in den Raum, welcher von bunt blinkenden Lichtern erhellt wurde.

Gerade stand schon jemand auf der provisorisch hingestellten Bühne, welche einfach nur ein kleines Holzpodest war und schien die ganze Sache selbst nicht sonderlich ernst zu nehmen, was mich beruhigte. Die Barkeeperin lächelte uns freundlich an und ich bestellte mir ein Bier und Kara eine Cola.

Mit unseren Getränken machten wir es uns auf einer der Sitzbänke bequem und schauten uns etwas in der Bar um. Gerade als ich meinen Arm um die Schulter des Mädchens neben mir legen wollte, zog eine der Frauen sie mit auf die Bühne, um zu singen.

Lachend griff sie das Mikrofon und suchte etwas eingeschüchtert meinen Blick. Ich lächelte ihr nur ermutigend entgegen. Als die ersten Töne des Liedes erklangen, rutschte ich auf der Bank etwas nach vorne und konzentrierte mich auf das Geschehen, welches auf der Bühne stattfand.

Zuerst sang die Fremde, ihre Stimme empfand ich als angenehm, doch es war nichts Besonderes. Danach setzte Karas Part ein. Anfänglich hörte man sie kaum, doch als sie merkte, dass sie es doch konnte, wurde sie von Ton zu Ton selbstbewusster.

Ihre Stimme verzauberte mich. Sie ließ mich am helllichten Tage träumen und ich wollte nie wieder aus diesem Traum geweckt werden. Jedoch kam das Lied schneller als ich es wollte zu seinem Ende.

Strahlend kam Kara auf mich zu und schlang, zu meiner Überraschung, ihre Arme um meinen Hals. „Du warst wundervoll", hauchte ich hier entgegen. Sie schaute mich kurz an und küsste mich schlussendlich bloß.

„Das Leben ist manchmal einfach schön", meinte sie und ließ sich neben mir entspannt nieder.

Hallo! Ich war letzte Woche Sonntag mit meiner besten Freundin auch im Bröhan-Museum, kanns auch nur wärmstens empfehlen! Bis die Tage!

[30.06.2019]

The Sun and his MoonWhere stories live. Discover now