Küsse in der Küche

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-der nächsten Morgen-

Jins Sicht:

Der Wasserkocher klickte und ich füllte das heiße, kochende Wasser in eine Tasse mit Jasmintee. Der frische Geruch stieg mir in die Nase und ich zog ihn genüsslich in mich auf.

Ich war froh, dass alles gestern so ausgegangen war. Es war einfacher für und alle und die schlechte Laune meiner Freunde war auch mit einem Mal wie weggeblasen.

Ich mochte Rose. Ich denke, sie, Sofie und Emilia könnten in Zukunft sogar Freundinnen werden. Xenia dagegen würde bestimmt noch etwas brauchen, bis sie eine neue Person in ihren Freundeskreis aufnahm. Aber so war sie nun einmal.


Gedankenverloren tunkte ich den Teebeutel in meiner Tasse auf und ab und blätterte währenddessen in meinem Lieblingskochbuch. Mhmm, was sollte ich heute kochen? Ich dachte an den Kochwettbewerb und dann an Rosee. An diesen einen Augenblick, als ich sie getragen hatte und sie mich aus ihren großen braunen Augen angesehen hatte..... Den bekam ich einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Es war verrückt.

„Morgen", brummte plötzlich ein verschlafener Jungkook, der gähnend um die Ecke bog. Ich grinste, riss mich von meinen Gedanken los und zog ihn zu mir. „Gut geschlafen?",
bemutterte ich ihn und wuschelte ihm durch die Haare. „Ne, der Film hatte ein Open End und ich hab mir die ganze Nacht mögliche Enden ausgedacht! Ich bin fix und fertig!", grummelte Kookie und holte sich eine Packung kalten Kakao aus dem Kühlschrank.

„Mein Beileid", grinste ich. „Mhmm", murmelte er und verdrückte sich mit einem großen Glas und dem Kakao wieder in sein Zimmer.

„Ich bin mir sicher, die hatten gestern eine Menge Spaß im Kino", dachte ich und wendete mich lächelnd wieder meinem Kochbuch zu. Ich blätterte einige Seiten um, und entschied mich schließlich für Gurkenmaki, gebratene Nudeln und Leberknödelsuppe.

Die Mädchen aus Österreich hatten definitiv Spruen in meinen Rezepten hinterlassen. Denn wenn ich früher nur asiatisch gekocht habe, dominierten in den letzten Wochen Schnitzel, Schweinsbraten und Knödel den Mittagstisch.
Während ich die Töpfe auf den Herd stellte, hörte ich V und Emilia im Bad singen und seufzte glücklich:" Endlich wieder alles beim Alten!"

„Kann ich helfen?"
Ich zuckte erschrocken zusammen und lies beinahe den Topfdeckel fallen, den ich gerade aus dem Regal geholt hatte. „Sorry, hab ich dich erschreckt?", fragte Rose und ging vorsichtig einen Schritt auf mich zu. „Ähh......nein", log ich verlegen und platzierte den Deckel auf dem passenden Topf.

„Brauchst du was?", erkundigte ich mich schnell höflich, um die peinliche Stille auszulöschen. „Nein, eigentlich nicht!", lächelte Rose und sah mir direkt in die Augen. Ich schluckte und sagte einfach nichts. Zu groß war die Gefahr jetzt einfach loszustottern. „Ich wollte fragen, ob wir gemeinsam das Mittagessen kochen wollen? Natürlich unter deiner Anleitung", fügte sie hinzu und sah sich interessiert im Raum um.

„Ähmm....äh....wieso nicht", sagte ich schnell und legte ihr das Kochbuch vor die Nase. „Was machst du?", erkundigte sich Rose und blätterte die Seiten um. „Gurkenmaki, gebratene Nudeln und Leberknödelsuppe!", erklärte ich und füllte Wasser in einen Topf. Letzteres schein sie zu verwirren.

„Das haben mir Sofie und Emilia gelernt", klärte ich sie auf. „Sie kommen ja aus Österreich!" „Achso", lächelte sie und öffnete den Kühlschrank. „Wo habt ihr denn das Gemüse?" „In der untersten Lade", meinte ich und versuchte mich wieder auf meinen Topf mit heißem Wasser zu konzentrieren.

„Ich mach dann mal die Gurkenmaki, wenn das für dich okay ist!" „Ja, mach nur", winkte ich ab und wandte mich von ihr ab.
Ich konnte meinen Herzschlag in den Ohren hören, was ich echt unangenehm fand. Ich schwitzte. Schnell öffnete ich das Küchenfenster und lies frische Luft hereinströmen. Schon besser.

Ich beobachtete sie, wie sie die Gurke aus dem Kühlschrank nahm, sie schälte und dann in lange Spalten schnitt. Rose hole eine Algenplatte aus der Packung und portionierte den Reis mit etwas Essig darauf. Zuletzt legte sie die Gurke hinein und rollte alles zusammen.

Sie machte es mit einer Selbstverständlichkeit und Leidenschaft, die ich nur von Spitzenköchen kannte. Ich blinzelte.

„Da!" Plötzlich stand sie vor mir und hielt mir ein fertiges Gurkenmaki entgegen. „Koste mal, ich hoffe sie schmecken besser als sie aussehen!", grinste sie breit. „Ich finde, die sehen toll aus", meinte ich verwundert und steckte mir alles auf einmal in den Mund. Erwartungsvoll starrte sie mich aus den großen braunen Augen an. „Oh Gott, nicht schon wieder dieser Blick!", dachte ich und schluckte alles herunter. Verlegen hielt ich einen Daumen hoch. „Perfekt", meinte ich und sie hüpfte zufrieden zurück an ihren Arbeitsplatz.

Sie war süß, wenn sie glücklich war. Auch wenn ich vorher, als sie die Küche betreten hatte, hätte schwören können, dass ihr etwas am Herzen lag.

„Wie weit bist du mit der Leberknödelsuppe?", erkundigte sie sich und ich schreckte hoch. „Mist", fluchte ich. „Die hab ich ganz vergessen!" Im nächsten Moment zischte es auch schon und mein Topf mit heißem Wasser kochte über. Ich hastete zur Herdplatte und stellte den Topf zur Seite.

„Ein wahrer Spitzenkoch", kommentierte Rose vom anderen Ende der Küche. „Hey!", beschwerte ich mich und warf ihr die Topflappen entgegen. Sie kicherte und wich geschickt aus. „Kein Grund wütend zu werden", ärgerte sie mich und richtete angeberisch ihre perfekten Gurkenmaki auf einem Teller an. „Es kann halt nicht jeder kochen", grinste sie frech.

„Na warte", zischte ich und schnappte mir die Wassersprühfasche zum Befeuchten der Pflanzen von der Fensterbank. Mit einem Satz war ich bei ihr und sprühte ihr eine gewaltige Ladung Wasser ins Gesicht.

Rose quietschte auf und versuchte abzuhauen, doch ich versperrte ihr den Weg und attackierte sie von allen Seiten. „Halt, stopp, nein, bitte...", lachte sie und hielt sich die Hände schützend vor die Augen. „Ergeben Sie sich, oder ich bin gezwungen sie von oben bis unten nass zu spritzen!" Rose öffnete die Augen und musterte unbeeindruckt. „Niemals", meinte sie schließlich.

Dann schnappte sie die Sprühflasche und startete einen Gegenattacke. Ich schrie und wich ihr aus. Wir lachten. „Na warte", grinste sie und erwischte mich mitten im Gesicht. Ich schnappte nach Luft und sie stoppte für einen Moment. Keuchend sahen wir uns beide an, wie wir da so klitschnass in der Küche standen.

Dann brachen wir in schallendes Gelächter aus. „Du siehst aus wie ein nasser Hund", scherzte sie und legte die Sprühflasche beiseite, um mir ein Tuch zum abtrocknen zu reichen. Ich starrte sie immer noch einfach an. Ihre Haare klebten ihr im Gesicht und die Wasserperlen glitzerten auf ihrer Haut.

Mit einem Mal machte ich einen Schritt auf sie zu. „Rose", sagte ich, während sie mein Gesicht mit dem Tuch abtrocknete.

Doch ich wartete gar nicht auf eine Antwort und küsste sie einfach.



Liebe geht durch den Magen (Jin Ff) - Teil 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt