44.

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In den nächsten paar Tagen war Yoongi überraschend ruhig. Mit ruhig meinte ich, dass er mich nur noch in Ruhe ließ und fast nie redete. Er ließ mich tun, was ich wollte, redete nur mit mir, wenn er mir etwas zu essen anbot und bestrafte mich überhaupt nicht mehr.

Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ja, das war eigentlich immer das, was ich immer wollte, aber nun war es so ruhig, dass es zu ruhig war. Ich selber hatte in diesem Haus ja nichts interessantes zu tun und nun merkte ich, dass das spannendste, das mir hier passierte, mit Yoongi zu tun hatte.

Nicht, dass er nur damit aufhörte, mich zu schlagen. Er nahm mich auch gar nicht mehr in den Arm oder war gewisser Weise nett zu mir. Man konnte ja auch schlecht zu jemandem nett sein, mit dem man kein Wort austauschte.

Auch wenn ich es nicht wirklich zugeben wollte, ich vermisste seine Aufmerksamkeit. Es war nicht wie früher, wo er mich in mein Zimmer eingesperrt hatte und nur zu mir kam, um mir Essen zu geben. Das war schlimm damals. Aber nein, es war anders. Er ließ mir ja Freiraum und ließ mich in seinem gesamten Haus sein. Doch irgendwie war das nicht genug für mich. Ich wollte ihn wieder bei mir spüren. Ich vermisste ihn. Das war mir auf jeden Fall aufgefallen.

Gerade saß ich auf dem Sofa und guckte Spongebob. Ich kannte alle Folgen schon, aber ich mochte die Serie immernoch. Gerade lief die Folge, in der Spongebob seine Hose zu lange gewaschen hatte und sich eine neue kaufen musste. Er kaufte sich eine runde Hose und auf einmal erkannte ihn niemand mehr. Irgendwie dumm. Würde mich meine Familie auch nicht mehr erkennen, wenn ich irgendwann nach Hause kommen würde? Menschen konnten sich äußerlich ja ziemlich schnell verändern.

Nun war die Folge zuende und eine andere Serie begann. Eine, die ich nicht mochte. Also schaltete ich um.

Yoongi saß in der Zeit am Küchentisch und war am Handy. Irgendwie war er in den ganzen letzten Tagen nicht in meiner Nähe, sprich wenn ich auf dem Sofa saß, saß er am Esstisch. Wenn er auf dem Sofa saß und ich zu ihm ging und mich neben ihn setzte, ging er mach ein paar Minuten aus dem Raum und kam erst nach ein paar Stunden wieder und setzte sich wie zu erwarten nicht zu mir, sondern an den Esstisch. Er dachte wohl, mir fiel das nicht auf, aber das tat es.

Ich schaute zu Yoongi rüber. Ich wollte so gerne wissen, wieso er mich mied. Sollte ich ihn fragen? Ich biss mir auf meine Unterlippe. Doch ich entschied mich erstmal, einfach weiter Fernseher zu gucken. Ich würde ihn wann anders fragen. Irgendwie hatte ich Angst.

In den nächsten paar Minuten war immernoch nicht passiert. Yoongi saß wie vorhin an dem Esstisch und ich auf dem Sofa. Und ich ahnte schon, dass dies die nächsten Stunden auch so weitergehen würde. Deshalb sprach ich ihn einfach an und stellte die Frage, die die ganze Zeit schon in meinem Kopf herumschwirrte.

,,Yoongi?", fing ich an.

Der angesprochene guckte von seinem Handy hoch und schaute mich fragend an.

Wow, dies war das erste mal seit Tagen, dass Yoongi mir mal richtig Beachtung schenkte.

,,Ähm, darf ich dich etwas fragen?", redete ich weiter, nachdem ich merkte, dass Yoongi mir zuhörte.

,,Ja.", sagte er nur kurz.

Ich schluckte. ,,Wieso ignorierst du mich?", fragte ich. Das war eigentlich ziemlich mutig von mir, soetwas zu fragen. Wer weiß, wie Yoongi darauf reagieren würde.

,,Tu ich nicht. Ich rede ja jetzt mit dir.", sagte er monoton.

,,Ja aber, ich meine nicht jetzt. Sondern die letzten Tage.", sagte ich.

,,Hab ich doch auch nicht.", sagte Yoongi weiter.

Stellte er sich dumm?

,,Doch hast du.", sagte ich nun lauter.

Don't trust | yoonminWhere stories live. Discover now