47.

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Endlich hat sich die Lage zwischen Yoongi und mir gebessert. Wir redeten wie Freunde miteinander und er ignorierte mich nicht mehr. Dass ich jedes Mal, wenn er mich anguckte oder anfasste ein Kribbeln im Bauch bekam, ignorierte ich. Anscheinend vermisste mein Körper meine Familie und Freunde so sehr, dass er so stark auf Yoongi, meinen einzigen sozialen Kontakt, reagierte. Anders könnte ich die ständigen, sich gut anfühlenden, Magenkrämpfe nicht erklären.

Okay, vielleicht habe ich ein bisschen übertrieben, als ich gesagt habe, dass Yoongi und ich wie Freunde waren. Wir waren zwar weit davon entfernt, aber wir konnten uns trotzdem gut miteinander unterhalten. So wie Eltern mit ihren Kindern vielleicht. Oder etwas schlechter.

Es war immernoch etwas besonderes, wenn Yoongi mich anguckte. Ja, wenn wir miteinander sprachen war es klar, dass Yoongi mich anguckte. Man guckt sich ja immer an, wenn man sich unterhält. Aber ich meinte eher etwas anderes. Es waren die Momente, in denen Yoongi ab und zu zu mir herüberschielte, wenn ich mal Fernseher guckte oder aß. Diese Blicke sah ich immer aus dem Augenwinkel, da ich mich in diesen Momenten nicht wirklich traute, zu ihm zurückzugucken. Ich konnte mir nicht erklären, wieso Yoongi das tat, doch er hatte bestimmt seine Gründe. Nach denen ich ihn ganz bestimmt nicht fragen würde. Das würde mich nur in eine unangenehme Situation bringen.

Gerade saß ich mit Yoongi auf dem Sofa und wir guckten irgendeine unbekannte Serie. Mir war aufgefallen, dass Yoongi die Sender mied, bei denen Nachrichten gezeigt wurden. Wenn ich alleine Fernseher guckte, guckte ich ganz bewusst die Nachrichten, um zu erfahren, was in der Welt so passierte. Ich wollte immerhin noch auf dem neusten Stand sein. Ja, es wurde ab und zu noch über meinen und Jungkooks Vermisstenfall gesprochen, doch auch immer weniger. Wahrscheinlich gaben die Polizisten unsere Fälle auf und vermuteten, dass wir schon tot war. Der Gedanke tat etwas weh, dass ich hängen gelassen wurde, doch es schmerzte weniger als in den vergangenen Wochen. Jetzt würde ich nicht wollen, von diesem Ort entrissen zu werden. Die Gründe sind ja schon bekannt. Jedoch fand ich es mehr als schade und traurig, dass sie schon Jungkooks Fall aufgaben. Immerhin war er erst seit ein paar Tagen verschwunden. Doch ich habe gehört, dass seine Familie und unsere Freunde immernoch nach ihm suchten und die Suche nach ihm, und manchmal mir, im Internet verbreiteten. Je mehr Menschen über uns Bescheid wussten, desto eher konnten wir gefunden werden. Jedoch gäbe es bei mir keine Chance, da ich eh die ganze Zeit in diesem einsamen Haus mitten in einem Wald hockte. Was Jungkook anging, wusste ich immernoch nichts. Ich versuchte wirklich, nicht so viel an ihn zu denken. Das ersparte mir einen Haufen Schmerzen.

Plötzlich schaltete Yoongi den Fernseher aus. Ich guckte ihn fragend an.

,,Ich hab Hunger. Komm essen.", sagte er und stand auf. Ich stand mit ihm auf.

Wir gingen in die Küche. Wie immer gingen wir an dem Fenster vorbei, welches dort war. Ich schaute hinaus. Ich hatte mit der Zeit gelernt, durch die Helligkeit des Waldes die ungefähre Uhrzeit zu bestimmen. Ich schätzte es auf Nachmittag.

Yoongi machte in der Küche eine Mahlzeit warm, während ich uns Gläser herausholte. Zudem stellte ich eine Flasche Wasser und eine Flasche Saft auf den Esstisch. Das tat ich seit neustem, da Yoongi immer gern Wasser trank und ich eher süßere Getränke bevorzugte. Nun saßen Yoongi und ich am Tisch und aßen still unser Essen.

,,Ich gehe heute kurz weg. Für so drei oder vier Stunden.", sagte Yoongi.

Ich schaute mit vollem Mund zu ihm hoch. Er wollte wieder weg? Yoongi steckte sich eine Portion Nudeln in den Mund.

,,Wohin?", fragte ich, nachdem ich geschluckt hatte und schaute ihn an.

,,Nicht so wichtig.", sagte Yoongi und aß ungestört weiter.

Don't trust | yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt