Neue Ufer

- Chaos -

Das alte Jahr verabschiedete sich und das Neue wurde herzlich willkommen geheißen. Saskia und Lukas sagten ihren Familien für dieses Jahr ab um sich selbst eine spontane Auszeit zu gönnen. So verbrachten sie eine Woche in den Schweizer Bergen, fernab von dramen, tragödien und stress dafür mit viel Natur, langen Spaziergängen und philosophischen Gesprächen. Es tat gut für eine weile nichts von Trailerpark gesehen oder gehört zu haben.

Mitte Januar saß Saskia eines Tages über ihren Laptop und suchte mal wieder nach einem vernünftigen Job. Sie war sparsam mit der Auslösung von Marc umgegangen, hatte auch immer noch Geld über, aber ewig könnte sie nicht mehr einfach so in den Tag hinein leben.
Jedoch war das, was der Jobmarkt ihr bot, nicht das, was sie machen wollte.

Die Tür ging auf und Lukas kam mit vollgepackten Händen die Tür rein:" Hiii!", rief er in alle Räume:" ich wieder bin da!"
Sas stand auf und half ihm die Taschen und Tüten in die Küche zu tragen. Es gab den traditionellen Willkommenskuss und dann räumten sie die Einkäufe in die Schränke.
"Schnutie, ich habe mit Tim telefoniert."
"Hui", Saskia lächelte fröhlich, nachdem sie ihm ein frohes neues Jahr gewünscht hatte, war es sehr ruhig um ihn geworden:" Wie geht es ihm?"
Lukas räumte das Obst und Gemüse in das dafür vorhergesehene Fach:" Er klang jedenfalls Gut. Scheinbar hat er jetzt ein für allemal Ruhe vor seiner Ex."
"Das ist schön zu hören", freute sich Saskia und füllte das Müsli von der Verpackung in die Tupperbox.
"Er hat gefragt, ob ich dich für ein paar Tage entbehren könnte."
Sas drehte sich zu ihrem Freund, der heute ein schwarzes Hemd und eine Jeans trug. Die Kombination stand ihm so unglaublich gut. Aber er hätte sicher auch mit einem Müllsack wunderschön ausgesehen: "Warum das denn?"
Lukas lachte verschmitzt, das konnte er wie niemand sonst. Der Mann streckte die Hand nach ihr aus und zog sie sanft an sich:" Er will mit dir einen Track für sein Album aufnehmen"
Stolz schaute Lukas in die fassungslosen Augen von Saskia, die gerade einfach nur sprachlos war.
Sie sollte mit Tim was aufnehmen? Wenn Sie sich recht erinnerte hatte er noch nie ein Feature mit einer Frau :" Er will aber schon Geld damit verdienen oder? Also ich... Boah... "
"Fahr zu Tim, lass dir alles zeigen und versuche es. Wenn es nichts wird, dann packt er es nicht aufs Album. Easy!"
"Und wann soll ich hin? Und wie lange?", erkundigte sich die baffe Frau.
"Du kannst ihn ja nochmal fragen, aber mir wäre nächste Woche sehr lieb, da habe ich zwei Termine. Einmal eine Radioshow in Bayern und einmal Interviewtermin in Aachen."
"Weiter distanziert hätten die beiden Orte aber auch nicht sein können, oder?"
"So ist das eben Schnutie." Er drückte sie an sich und roch ihr Parfum das mild auf ihrer Haut lag, das sie trug.
"Schon gut Darling. Das ist ja nunmal dein Job."

Man einigte sich, das Saskia in der Zeit, in der Lukas unterwegs war, zu Tim fuhr. Normalerweise dürfte so ein Song nicht länger als Drei Tage in Anspruch nehmen.

Saskia überlegte auf ihrer Zugfahrt nach Bielefeld , ob sie schonmal von Lukas getrennt war, seitdem sie bei ihm lebte. Hatten sie doch eigentlich jeden Tag zusammen verbracht. Ein komisches Gefühl von Sehnsucht machte sich in ihr breit. Dabei hatten sie sich erst vor zwei Stunden verabschiedet. Aber sie freute sich auf die Zeit, die nun vor ihr lag. Sie, ja sie sollte mit Tim ein Lied machen? Es erschien ihr so surreal.

In Bielefeld wurde sie von Tim abgeholt und als sie sein Haus betrat, wartete auch schon Heisenberg freudig bellend auf den Gast.
Es wurde ausgiebig gekrault und gekuschelt, bis Saskia sich auf dem Sofa nieder ließ und ihre Blicke schweifen ließ.
"Also Tim, bei dir siehts aus wie", sie seufzte. Vor ihren Auge bot sich ein Meer von Chaos:" Pfffww ich weiß auch nicht."
Verlegen kratzte Timi sich am Hals und versuchte eine plausible Antwort gegenzusteuern:" Ja also... Ich... ich hab momentan so viel mit dem Album zu tun. Ich komme zu gar nichts mehr!"
Sie glaubte ihm kein Wort. Er war einfach nicht zur Ordnung geboren. Er lebte nach dem Motto "Das Genie beherrscht das Chaos"
Ohne lange Reden zu schwingen, ging Tim die Stufen nach oben in sein Dachgeschoss. Seinem Studio, welches er dort eingerichtet hatte, fehlte es ebenfalls an Struktur. So hörte Saskia amüsiert zu, wie er scheinbar laut fluchend etwas suchte.
Mauzend kam Gustavo an, der ihr scheinbar auch "Hallo" sagen wollte. Liebevoll gewährte sie ihm platz auf ihren Schoß und fing an, ihn durch sein Fell zu streicheln.
Tim kam mit zwei Joints und einem Blatt Papier die Treppen hinunter, setzte sich zu Saskia und überreichte ihr einen Joint.
"Das ist echt unglaublich", seufzte er theatralisch.
"Was denn?"
"Kaum bist du hier, ist der Kater auch wieder da. Wäre sein Napf nicht ständig leer und das Katzenklo voll, würde ich denken, der kleine Racker ist mir entlaufen."
Tim berührte Gustavos Pfote und strich dabei zufällig Saksias Handrücken. Ihm überkam ein warmer Schauer und er wusste diesen nicht einzuordnen.
"Was ist mit Marie?", fragte Saskia neugierig.
Mit dieser Frage riss sie ihn aus seiner Gedankenblase:" Was ? Achso.. Nichts mehr gehört! Gott Sei Dank!"
"Tja..Timika hats geschafft",lachte sie.
Verdutzt und nicht verstehend blickte er sie an und zog an dem eben angezündeten Joint.
"Tim - Saskia - TimiKa?"
Was war das? Flirtete sie mit ihm? Er musste den Vergleich zwangsläufig mit "Timigatoah" ziehen und verstand nicht, was sie ihm genau sagen wollte. Welchen trip fuhr er denn gerade ? Hendrix fragte sich ob das Acid gestreckt war, das er kürzlich genommen hatte, oder ob er einfach began paranoid zu werden.
"Ach vergiss es", lachte Saskia und war Neugierig:" Was ist das für ein Stück Papier, das du in deiner Hand hältst?"
Tim kam wieder zu sich und Blickte auf seine Hand .
"Das ist der Text für den Song, den ich mit dir aufnehmen will." Er überreichte ihr den Zettel:" Hier, lies mal!" Voller aufregung nahm sie das Stück Papier an sich.