Kapitel 9

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"Na los Sasuke! Ich glaube an dich!"

Seit gefühlten Stunden versuchten die drei Genins, mithilfe ihres Chakras, auf die Bäume zu klettern. Sakura war innerhalb dieser Zeit immer mehr zur Cheerleaderin geworden. Sasuke und Naruto machten, entgegen meiner Erwartung, nur langsam Fortschritte. Ich hatte mich auf den hinteren Teil der Lichtung verzogen und wollte für mich trainieren. Anfangs störte mich der prüfende Blick von Kakashi noch, aber ich wusste, dass er mir schon lange nicht mehr böse war. Tja, soviel zu seiner ich-durchschaue-alles-und-mag-dich-aber-will-dir-das-nicht-zeigen Einstellung.

Gekonnt band ich mein Katana wieder an meinen Gürtel. Ich hatte keine Lust mehr und langsam wurde es langweilig. Ohne Gegner machte die Schwertkunst einfach keinen Spaß. Missmutig setzte ich mich in das hohe Gras. Ein Schmetterling ließ sich vor mir auf einer Blume nieder. Leicht schlug er mit seinen Flügeln. Das Sonnenlicht reflektierte seine bunten Farben und ließ sie schimmern. Vorsichtig, um das zarte Tier nicht zu verletzen, hielt ich meinen Finger vor den Schmetterling. Langsam krabbelte er auf meine Hand. Für einen kurzen Moment vergaß ich alles um mich herum. Frieden. Das drückte dieser Moment aus. Ein Trugbild. Mehr war es nicht. Leicht pustete ich die Flügel an und der Schmetterling setzte seinen Weg fort.

Ich sah zurück zu den anderen. Sakura war verschwunden und die Jungs übten immer noch. Nur Kakashi kam langsam auf mich zu. Still ließ er sich neben mich ins Gras fallen und betrachtete mich. "Also Kiră. Du hast eine Menge zu erklären...", begann er und musterte mein Gesicht. Ich weiß. Ich hatte darauf gewartet. Darauf, dass diese indirekte Frage kam. In Gedanken versunken, rupfte ich eine Blume aus dem Boden.

"Was willst du wissen?"

Seine tiefe Stimme erklang in einem ruhigen Ton. "Kiră, denk jetzt nicht, dass ich hier ein Verhör mache. Ich frage dich.... als dein Freund und... naja...weil ich mir Sorgen um dich mache..."
Überrascht erwiderte ich seinen warmen Blick. Ein leichter Schimmer rot war auf seiner Wange. Freunde. Waren wir Das? Früher konnten wir uns so bezeichnen, aber nach Obitos Tod... Waren wir wirklich Freunde? Er hatte sich Sorgen gemacht. Er machte sich schon immer Sorgen um mich. Dennoch...

"Hn.."

"Wir wäre es, wenn du mir erstmal erzählst, was du mit dem Ninja gemacht hast? Der hat ja wortwörtlich nach dem Tod gebettelt...",räusperte sich Kakashi und sah mich erwartungsvoll an. Dieser Trottel von Ninja. Er hätte es verdient gehabt zu sterben. Nachdenklich erwiederte ich seinen Blick. "Und du bist dir sicher, dass du das hören willst?", versicherte ich mich zögernd. Ein Nicken seinerseits, ließ mich grübeln. Wie viel sollte ich über mich preisgeben? Ich wollte diese Erinnerungen vergessen. Sie waren Teil meiner Vergangenheit und ich hatte damit abschließen wollen. Leise seufzte ich auf und wickelte mir einen langen Grashalm um meinen Finger. Der Wind wurde stärker und ließ meine schwarzen Haare in der Luft tanzen.

"Ich möchte, dass du mir zuhörst und mich ausreden lässt." Wieder nickte er und musterte mein Gesicht. Nun gut. Er würde mir zuhören. Kurz sah ich nochmal in den Himmel und schloss die Augen.
"Also..."

Rückblende
Obito verzeih mir... Ein Mädchen schlich durch den Wald. Ihre langen schwarzen Haare fielen in wirren Strähnen über ihr Gesicht. Immer wieder murmelte sie diese drei Worte. Ein leises Knacken ertönte in dem Gebüsch hinter ihr. Ängstlich drückte sie sich an den Baum hinter sich und musterte den blassen Mann, der vor ihr aus dem Wald trat. Ein Ausdruck von Kälte schoss das erste mal in ihre Augen. Überrascht betrachtete der Mann sie. Ein verrücktes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er fuhr sich mit seiner Zunge über die blassen Lippen.
"Was machst du den ganz alleine hier?"
Stumm musterte sie seine goldenen Augen. Er wirkte einsam. Er hatte jemanden verloren... genau wie sie.
"Wie heißt du denn?"
Wieder erklang seine Stimme. Leicht ließ sie ihren Kopf zur Seite fallen. Ihre langen Strähnen,die bis ebend noch ihr Gesicht verhüllten, rutschten zur Seite. Ihr tränenverschleierter Blick traf auf den interessierten des Fremden.

Langsam kam er näher und ging in die Hocke. Geistig abwesend strich er über ihre Wange und betrachtete staunend ihre Augen.
"Du hast das Mangekyou Sharingan.", bemerkte er leise. Er sprach mehr zu sich selbst und musterte fasziniert ihr Gesicht.
"Sag mal kleine, möchtest du mich begleiten?", sprach er Immer noch in der selben Tonlage.

Ergriffen starrte sie zurück. Dieser Mann strahlte so eine Kälte und Angst aus und doch konnte sie nicht Nein sagen. Er war der Erste, der sie nach dem Vorfall mit ihrem Bruder bemerkte. Sie wusste nicht, auf was sie sich einließ und nickte leicht.
Sie war zu weggetreten.
Sie war zu jung.
Sie war zu naiv.
Sie wusste nicht, das sie damit einen Vertrag für ihren psychischen Untergang unterschrieben hatte. Ein kalter Ausdruck trat wieder in ihre Augen. Nie wieder würde ihr so etwas passieren. Nie wieder würde sie jemanden verletzen.
Sie würde still sein.
Sie würde alleine sein.
Sie würde nie wieder jemanden an sich ranlassen.
Ein verrückter Ausdruck trat in die Augen des Mannes, als er ihren kalten Blick sah. "Gut. Sag mir deinen Namen!",sagte er und richtete sich wieder auf. Langsam wurde der Wind stärker. Dunkle Wolken zogen auf und die ersten Tropfen fielen vom Himmel.
"Mein Name ist Kiră. Kiră Uchiha."
Ein Blitz zuckte über den dunklen Himmel und spiegelte sich in ihren roten Augen. Ein irres Lachen ertönte von dem Mann und leise murmelte er ein paar Worte.

"Nun dann, komm kleine Uchiha. Ich bringe dich zu mir und ich werde dich trainieren. Du wirst mir gehorchen und alles ertragen, was zu meinem Training gehört. Verstanden?", ertönte seine rauchige Stimme und ein weiterer Blitz zuckte am Himmel. Kiră nickte und sah ihm entschlossen in die Augen. Sie würde stark werden. Sie würde ihren Bruder rächen. Als hätte der Himmel ihre stumme Botschaft gehört, began es in Strömen zu regnen und eine Windböe erfasste ihre dunklen Haare.

Mit einer kleinen Geste seinerseits signalisierte er, dass sie ihm folgen sollte. Schnell holte sie zu ihm auf und stapfte hinter ihm durch den Regen. Er würde ihr helfen. Sie vertraute ihm. Nur wusste sie nicht, dass das ihr Untergang sein würde.

Laut donnerte das Gewitter über uns und leicht zuckte ich zusammen. "Lass uns reingehen befor es anfängt zu regnen",wand ich mich leise an Kakashi und stand auf. Er starrte nur ins Leere. Leicht tippte ich ihm auf die Schulter.
"Kakashi?"
Verwirrt starrte er mich an. "Äähh ...ja... lass uns gehen."
Was war mit ihm? Langsam fielen die ersten Tropfen aus dem schwarzen Himmel. Wenige Sekunden später schüttete es, wie aus Eimern. Wir rannten los. Nur schwach konnte man den Weg durch den strömenden Regen sehen. Kakashi drehte sich um und brüllte mir irgendwas entgegen, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Langsam kam das Haus in Sicht und Naruto stand schon in der geöffneten Tür.

Die Wärme hüllte mich ein, als ich ins Haus trat. Ohne auf die Fragen der anderen einzugehen, zog Kakashi mich hinter sich her. Lediglich ein kurzes später entfloh ihm. Zügig lief er die alte Treppe hoch und schloss die zerkratzte Tür seines Zimmers hinter uns zu. Leider mit zu viel Schwung. Er schwankte und wollte sich an mir festhalten, griff jedoch ins Leere. Mit einem leisen Schrei fielen wir um. Erst als ich das weiche Bett unter mir spürte, öffnete ich langsam meine Augen und sah direkt in den erschrockenen Ausdruck des Grauhaarigen. Unsere Nasenspitzen würden sich berühren, hätte sich einer von uns bewegt. Aber ich rührte keinen Muskel. Langsam wurde es unangenehm. Der Hatake schien völlig weggetreten und sah unsicher von einem Auge ins andere. "Könntest du vielleicht...",setzte ich an, doch er war schon von mir runtergegangen. Peinlich berührt kratzte er sich am Hinterkopf und setzte sich langsam wieder neben mich.
"Tut mir leid. Das war nicht mit Absicht.", murmelte er leise. "Vielleicht erzählst du einfach weiter."

Es schien ihm unangenehm zu sein. Vielleicht wollte er auch einfach nur ablenken oder er hatte Angst, dass ich nicht weiter reden würde. Kurz sah ich aus dem Fenster und nickte. Immer noch strömte der Regen und prasselte mit einem angenehmen Geräusch gegen die Scheibe.
"Nunja..."

Kiră Uchiha- Verzweiflung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt