Kapitel 13

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Ein lautes Platschen ertönte, als der Stein im  Wasser landete. Kleine Wellen bildeten sich an der Stelle und seufzend griff in nach dem nächsten Stein. Es war so langweilig. Seit heute Morgen standen wir auf der Brücke und beschützten die Arbeiter. Erneut fiel der Stein ins Wasser und ich legte meinen Kopf in den Nacken. Gelassen baumelten meine Beine über das halbfertige Geländer und leise summte ich eine unbestimmte Melodie.
Naruto hatte Glück. Er durfte länger schlafen. Nachdenklich betrachtete ich das trübe Wasser.
Kakashi hatte nicht mehr mit mir gesprochen. Oder sagen wir ich hatte ihn ignoriert. Seit einer Weile spürte ich seinen stechenden Blick in meinem Rücken. Er wusste alles und doch hatte er noch Fragen. Ich seufzte. Meine Vergangenheit würde immer ein großes Thema sein.

Leichter Nebel zog auf. Eigendlich untypisch für diese Tageszeit. Ich sprang vom Geländer und sah Kakashi vielsagend an. Er nickte leicht und rückte sein Stirnband zurecht. Ich hörte das leise Summen der Nadel zu spät und schon steckte sie in meinem Nacken, dicht neben meinem Vitalpunkt. Verdammt. "Wir wollen dir nicht weh tun und du sollst dich raushalten.", flüsterte Haku neben mir und trat zurück in den Nebel. Diese beiden Trottel. Was hatten sie nur vor?

Meine Sicht verschwamm. Nur ganz undeutlich hörte ich die verschiedenen Stimmen. Leise Schreie und das Aufeinandertreffen von Klingen wiederholten sich dumpf in meinen Kopf. Haku hatte nicht richtig getroffen. Ich würde nicht Ohnmächtig werden. Kurz kniff ich meine Augen zusammen und schüttelte leicht meinen Kopf. Ich durfte nicht zusammen klappen. Ein schmerzliches Keuchen ertönte ein paar Meter von mir entfernt und ich glaubte Sakura zu hören. Ich krallte mich am Geländer fest und zog mich langsam an dem festen Holzbalken hoch. Meine Sicht wurde mit jedem Atemzug wieder besser.

In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich Ohnmächtig geworden wäre. Ein lauter Schrei übertönte das zwitschern der Vögel.

Mein Schrei.

Nur ein paar Meter vor mir bohrte sich Kakashis Chidori in Hakus Brustkorb. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und kraftlos brach er zusammen. Wie in Trance nahm ich Narutos Worte war und starrte auf den leblosen Körper. Blut lief in kleinen Spuren aus seinem Mund und bildete eine Pfütze auf dem rauen Boden. Das war nicht wahr. Ich war in der Hölle. Ein einzelne  Träne rollte über meine Wange. Jemand rüttelte an meinen Schultern. Ich nahm nichts mehr war. In meinem Unterbewusstsein bekam ich mit, dass meine Krallen ausgefahren waren. Immer wieder strömten Bilder durch meinen Kopf. Hakus Leiche, Zabusas Verletzung, Lyjen toter Körper in meinen Armen, Rins verletzter Blick und Obitos Lächeln.

Ich merkte, wie sich mein Körper von selbst bewegte. Wie ich auf Wiederstand stieß.  Wie meine Krallen sich in Fleisch bohrten. Wie stumme Tränen meine Wangen runterliefen. Wie das Feuer meinen Körper umspielte. Blut spritzte in mein Gesicht. Ich schrie. Schrie alles aus mir heraus. Ich merkte, wir mich jemand packte. Ich wurde auf den Boden gedrückt. Die Person brüllte mich an. Eine Hand traf schmerzlich auf meine Wange. Ich sah nichts. Ich machte nichts. Verschwommen sah ich mich um. Blut. Alles war rot. Eine Schneeflocke fiel auf mein Gesicht. Das kühle Wasser bildete eine kleine Pfütze und verdampfte langsam auf meiner heißen Haut. Haku..Zabusa...warum? Mir wurde schwarz vor Augen und ich driftete in die Dunkelheit.

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"Es wird noch eine Weile dauern, bis sie aufwacht. Sie hatte einen ganz schönen Schock und braucht jetzt erstmal Ruhe. Wenn du jetzt die ganze Zeit hier sitzt, hilft ihr das auch nicht."

Undeutlich vernahm ich eine Stimme. Wo war Ich? Was war passiert? Der Geruch von Desinfektionsmittel umhüllte mich. Scheinbar lag ich im Krankenhaus. Aber warum? Eine warme Hand legte sich auf meine und schloss sie in einen festen Griff. "Ich werde sie jetzt nicht alleine lassen!" Die aufgebrachte Stimme kam mir bekannt vor. Kakashi. Auf einen Schlag fiel mir alles wieder ein. Die Mission, meine Vergangenheit, der Angriff von Zabusa und ihr Tot. Panisch umschloss ich die Hand fester. "Kiră?", fragte Kakashi unsicher. Er schien direkt neben mir zu sein. "Sie ist noch nicht wach. Das wird auch noch nicht so schnell passieren. Sie hat kein Chakra mehr und ihr Körper muss sich erst regenerieren.", erwiederte die andere Stimme und ich hörte, wie eine Tür aufging und sich wieder schloss.

"Kiră, kannst du mich hören?" Ich wollte antworten, aber ich war zu schwach. Auch meine Hand konnte ich nicht mehr bewegen. Es fehlte mir an Kraft. "Kiră, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzten. Er war ein Nuke-nin. Ich konnte ihn nicht am Leben lassen.",Immer wieder stockte er und drückte meine Hand. Stimmt. Er hatte sie umgebracht. Er hatte zwei ,der mir wichtigsten Personen getötet.
Immer noch sprach er. Ich hörte nicht zu. Ich wollte seine Entschuldigung nicht hören. Ich wollte seinen Mitleid nicht. Mein Kopf war wie leergefegt. Nur seine leise Stimme und der Druck an meiner Hand sagten mir, dass ich noch wach war.

Diese Trottel. Sie waren zu stolz, um die Mission abzulehnen. Dieser Stolz hatte sie den Tot gekostet. Ich versprach Zabusa damals, nicht vor seinen Augen zu sterben. Jetzt musste ich diese Hölle durchleben und konnte ihm dafür nicht mal in den Arsch treten. Ich wollte Kakashi die Schuld geben. Für alles. Für all das was geschah und was noch geschehen würde. Aber ich konnte es nicht. Letzendlich konnte ich es nicht ändern. Ich war damals Schuld an Obitos Tod. Kakashi war zwar anderer Meinung, aber mir war klar, dass er selbst das kaum glauben konnte. Dennoch saß er hier und hiel meine Hand. Er hielt mich für jemanden, dem er vertrauen konnte. Er dachte, er würde mich kennen, nachdem er meine halbe Lebensgeschichte gehört hatte. Es machte mich wütend. Er sah in mir jemanden, der ich nicht war. Es war ein oberflächlicher Gedanke. Ein Wunsch, den ich ihm nicht erfüllen konnte. Ich würde ihn aus diesem Traum reißen. Er durfte nicht jemanden, wie Rin in mir sehen. Ich war nicht mehr das kleine süße Mädchen von damals.  Und es gab nur einen Weg ihm das klar zu machen. Ich hatte mich entschieden. Ein weiteres mal würde ich in einer Lüge Leben. Aber ich tat es für ihn. Für Obito und für Kakashi. Für Konoha und für Team 7.

Ich würde gehen.

Kiră Uchiha- Verzweiflung Where stories live. Discover now