~ Decision

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POV JIN

Nachdem Jungkook den einen Abend hier aufgetaucht war und Linya fast umgebracht hat mit seiner Aktion, überschlugen sich die Ereignisse. Linya war einige Tage ausgenockt, Jisoo war wie vom Erdboden verschluckt und der Bengel streunte durch Seoul und killte willkürlich Leute und ich? Ich durfte mir eine Platte machen, wie ich das alles so gut es ging vor ihr geheim halte, um ihr noch mehr Leid zu ersparen. Und das war verdammt noch einmal kein Zuckerschlecken, vor allem nicht, nachdem ich sie an den einen Abend, als sie hyperventiliert und ich Angst davor hatte, dass sie mir umfällt, geküsste hatte. 

„Und es ist wirklich okay, wenn ich erst einmal hier bleibe?" fragte sie schon zum fünften Mal, während ihre dunklen Augen wieder verunsichert zu mir aufsehen. Seufzend legte sich ein kleines, aber sanftes Lächeln auf meine Lippen und wie schon die anderen Male, bejahte ich ihre Frage und legte sanft meine Hand auf ihre Schulter.

„Hör endlich auf zu Fragen und lass uns jetzt deine Decke holen" immer noch nicht ganz so sicher, wandte sie wieder ihren Blick vor sich und ging vor mir her. Ihre zierliche Figur wirkte leicht verloren in den großen, mit alten, dunkeln Holz verzierten Flur. Ihre Haut war fast weißer als Kreide, ihr Körper dünner, als wie ich sie das erste Mal sah, ihr nun kurzes, dunkles Haar wirr und leicht strähnig. Ich schloss mit einen großen Schritt zu ihr auf, betrachtete ihr Profil aus dem Augenwinkel. Unter ihren Augen waren tiefe und dunkle Schatten, ihre Wangen waren leicht eingefallen und in ihren Augen spiegelten sich die verschiedensten Gefühle wieder. Angst, Trauer, Unsicherheit, Wut, Liebe, Verlust...ich wüsste nur zu gerne, woran sie gerade dachte.

Dachte sie an ihn? Darüber, wie es weiter ging? Machte sie sich Sorge, über das, was noch auf uns alle zukommen würde? Oder dachte sie vielleicht auch drüber nach, was das zwischen uns nun war?

Irgendwie wusste ich das noch nicht einmal selbst. Ich wusste nicht, was ich mir dabei dachte. Obwohl, ich habe an nichts gedacht. Es fühlte sich in den Moment richtig an. Mein Körper hatte einfach gehandelt, ohne irgendein tiefgründigen Gedanken. Es war seltsam. Seltsam, dass es sich so richtig anfühlte...seltsam, dass es gut tat und auf einer Art und Weise alte Wunden weniger brennen ließ.

„Jin?" holte mich ihre leicht heisere Stimme wieder zurück aus meinen Gedanken.

„Ja?"

„Kannst du mir vielleicht helfen?" fragte sie und erst jetzt bemerkte ich, dass wir schon längst in ihrem Zimmer waren und sie etwas unbeholfen versuchte, die schwere Decke vom Bett zu ziehen. Obwohl ihr diese bloß durch ihren derzeitigen Zustand so schwer erschien. Sie sollte endlich wieder Blut zu sich nehmen...

„Natürlich" sanft löste ich ihre kleinen, schmalen und viel zu kalten Hände von der Decke, lege sie schnell zusammen und trug sie mit Leichtigkeit unterm Arm. Für einen kurzen Augenblick sah sie mich etwas verwirrt an, öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder und nickte leicht. Ich ließ es einfach so im Raum stehen, nahm vorsichtig ihre eine Hand in meine frei und ging so mit ihr in mein Zimmer. Nach dem Auftritt von Jungkook, konnte ich sie nicht mehr alleine lassen. Ich wollte sie nicht mehr alleine lasse. Das war sie nun lange genug. Jisoo hatte es mir erzählt. Schon bevor Linya vor meiner Haustür mit einer neuen Frisur stand. Die eigentliche Tatsache warum mich ihr Auftauchen nicht wunderte. Ein weiterer Grund, warum ich mich so sehr mit ihr identifiziere.

Im Zimmer angekommen, machte ich ihr sofort Platz in meinen Bett, breitete ihre Decke aus und ließ sie als erstes einsteigen. Ich konnte ihr ansehen, dass sie angespannt war, Unentschlossenheit ihr Schatten war.

„Wenn es dir zu unangenehm ist, dann kann ich auch auf dem Boden vorm Bett schlafen" schlug ich vor, woraufhin sie sich sofort in meine Richtung drehte und mich mit einen undefinierten Blick ansah.

„Nein!" stieß sie hervor und merkte erst einige Sekunden später, dass sie ihre Stimme erhoben hatte, woraufhin sich ein rosa Schimmer auf ihre Wangen legte.

„Bitte...ich will dich nicht aus deinen Bett vertreiben..." beendete sie ihren Satz leise und sah schüchtern auf ihre Hände, die sich in ihre Decke verhakten. Der Anblick zauberte mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Sie ist einfach faszinierend. Ihre Art, wie sie vom bissigen, scharfen Tönen, zu einer kindlichen Art und dann im nächsten Augenblick wie ein scheues Reh auf einer Wiese wirkt. So wie sie da saß, erinnerte sie mich an Sana in unserer ersten Nacht.

Ein Stich durchzog mein Herz. So wie immer, wenn ich an sie dachte. An ihr Lächeln, ihr Haar, die Art wie sie schlief, im Garten saß und ein Buch laß oder wenn sie mich einfach küsste. Es war einfach schmerzhaft und das noch immer genauso sehr wie am ersten Tag. Vielleicht ließ ich mich deshalb auf Linya ein. Einfach weil sie ihr so verdammt ähnlich sah.

„Jin?" rief mich ihre leicht heisere Stimme auf mein Gedankengewirr.

„Okay" antwortete ich etwas abwesend, ging auf das Bett zu, schlug die Decke zur Seite und legte mich neben sie.Ihre Augen waren auf mich gerichtet und im allgemeinen, waren unsere Gesichter nicht sonderlich weit voneinander entfernt, weshalb ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Wieder musterte ich ihr Gesicht, bemerkte die viel zu blasse Haut, die eingefallenen Wangen, die dunklen Schatten unter ihren Augen gepaart mit dicken Augenringen, ihre so dunklen Augen die dafür sprachen, dass sie schon lange nichts mehr getrunken hatte.

„Du kannst nicht ewig auf Blut verzichten, das weißt du doch, oder nicht Linya?" frage ich eher rhetorisch, da ich wusste, dass sie es weiß. Jeder noch so großer Idiot wusste es. Ich wusste es ganz genau, dass es verdammt schmerzhaft ist, unerträglich und mit Abstand das dümmste ist, was man nur tun konnte.

„Ich will es nicht..." haute sie nur und schloss ihre Augen. Oh Süße, wenn es doch nur nach wollen gehen würde...doch leider ist das Leben kein Ponyhof. Sanft strich ich eine Strähne hinter ihr Ohr und ließ dann meine Hand an ihrer Wange ruhen, während sie immer regelmäßiger ein und aus atmete.

„Ich bleibe bei dir...aber bitte versprich mir, dass du dich dafür nicht weiter selbst zerstörst Linya. Du hast genug gelitten, auch wenn du da anderer Meinung bist. Du hast alles getan, nun musst du dich auskurieren und wieder an Kraft gewinnen"

„Wieso tust du das alles für mich?" fragte sie nur noch ganz leise und ich merkte, dass sie nun kurz vorm schlafen war, was mich wieder leicht zum Lächeln brachte, mich sanft ihre Wange streicheln ließ. Ich hatte meine Antwort.

„Weil ich nicht noch einen Menschen verlieren kann, denn ich liebe."

- UUUiiii~~ Na, wer hat damit gerechnet? UND vor allem, wer freut sich das es endlich weiter geht? xD

Danke fürs lesen, ich hoffe es hat euch gefallen und bis zum nächsten Mal ~

Eure xShadowWalkerx :3

Blood CravingWhere stories live. Discover now