Airplane

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„Yoongi! Yoongi!", ich rannte so schnell ich konnte zu dem Jungen, welcher gerade den Kopf senkte und in die Tiefe blickte. Als er meine Rufe hörte, drehte er den Kopf und blickte mich überrascht an.

Als ich näher kam, konnte ich erkennen, dass ihm unaufhörlich die Tränen die Wangen herunterrollten. „Komm nicht näher! Versuche nicht mich aufzuhalten!", schrie er durch den Regen, als ich mich ihm bis auch wenige Meter genährt hatte. Ich machte noch einen Schritt auf ihn zu und er hob dich Hand. „Ich warne dich, Hope! Bleib da stehen!" Seine Fußspitzen schwebten schon über dem Abgrund und ich musste mich zusammenreißen nicht auf ihn los zu sprinten und ihn von dem Geländer runter zuholen.

„Das ist es nicht wert, Yoongi", sagte ich stattdessen und er sah mich mit großen Augen an. „Doch, Hope. Es ist das beste für uns alle." Ich schüttelte meinen Kopf so stark, dass ein paar Regentropfen, die sich in meinen Haaren verfangen hatten, zu allen Seiten spritzten. „Nein Yoongi. Du bist jemandem wichtig und die Leute werden traurig sein, wenn du jetzt springst. Denk an deine Mutter sie würde es sich niemals verzeihen." „Meine Mutter ist mir egal. Ich bin ihr nicht wichtig und sie ist mir nicht wichtig." Seine Stimme war emotionslos und ich atmete geräuschvoll aus und vergrub verzweifelt meine Hände in den Haaren.

„Wer ist dir denn wichtig? Und von wem glaubst du, dass du ihm wichtig bist?", startete ich einen neuen verzweifelten Versuch den 15-jähren vor sich selbst zu retten. „Ich war meinem Bruder wichtig", erklärte er monoton und starrte ins Leere.

„Okay." Ich erlaubte mir erleichtert aufzulachen. „Dann ruf ich ihn an und er wird dir sagen, dass es das nicht wert ist." Yoongi hob wieder den Kopf und blickte mich mit einer Leere und einer Kälte in den Augen an, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Aber er sagte nichts, sondern starrte mich nur an.

„Was muss ich tun, damit du nicht springst?", fragte ich ihn mit einer erstaunlich ruhigen Stimme.

Doch Yoongi hatte nicht vor meine Frage zu beantworten. Stattdessen schlug er sich die Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Er strauchelt kurz, fing sich aber wieder. Trotzdem wurde ich mit jeder Sekunde, die er da oben stand nervöser und nervöser. Aber ich konnte auch nicht einfach auf ihn zu rennen und ihn darunter ziehen. Er würde springen noch bevor ich bei ihm angekommen wäre.

„Verdammt Hope. Er ist tot. Er hat sich verdammt nochmal erschossen und das einzige, was ich je wollte, war jemand, der mich nicht verlässt. Aber er hat es getan, obwohl er mir versprochen hat, dass er es nicht tut! Und je schneller ich sterbe, desto schneller werde ich ihn wieder sehen." Wieder schüttelte ich den Kopf. Fassungslos, dass er so unglaublich verzweifelt war, dass er sogar bereit war für seinen Bruder zu sterben, den er sowieso nie wieder sehen würde.

„Bitte Yoongi. Sag mir was ich tun muss, damit du nicht springst? Sag es mir und ich werde es dir erfüllen." Er hob den Kopf und sah mich aus verquollen und roten Augen an. „Bring ihn zurück. Mach, dass er wieder da ist!", rief er wie ein kleines Kind und drehte sich wieder zum Abgrund.

„Das kann ich nicht Yoongi, aber..." „Siehst du, Hope." Er wendete den Blick ab und wie in Zeitlupe winkelte er seine Knie ein Stück an, holte mit den Armen aus und schwebte für einen Moment in der Luft.

Zeitgleich spürte ich wie meine Füße fast schon von selbst begannen zu rennen und wie sich langsam aber sich die Tränen den Weg nach oben bahnten.

Er durfte nicht streben. Das konnte ich nicht zulassen!

Ich rannte so schnell ich konnte auf ihn zu, dankbar für jede Millisekunde, in der er noch nicht im Abgrund verschwand. Kurz bevor seine Füße ganz über dem Abgrund schwebten, streckte ich meine beiden Hände nach ihm aus und zog ihn an der Hüfte wortwörtlich ins Leben zurück. Doch die Belastung, die sein Körper auf mich ausübte, war zu groß und ich drohte wieder loszulassen. Ohne weiter zu überlegen, lehnte ich mein ganzes Körpergewicht in Richtung des Bodens der Brücke und zog ihn somit endgültig von dem Geländer runter. Er landete schluchzend und zitternd auf mir und ich atmete geräuschvoll aus, als sein Körper auf meinen drückte.

Hope World | YoonseokWhere stories live. Discover now