14. Mina

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„Bereit?", frage ich Paddy und drücke die Klinke der Ladentür herunter. „Hallo Alex, ich bin da!", rufe ich und atme noch einmal tief durch.

„Hi Mina, schon da? Hast du gleich Kundschaft mitgebracht? Wie kann ich helfen?"

„Nein keine Kundschaft Alex, ich habe... Besuch. Darf ich vorstellen, das ist Patrick den ich im Kloster kennengelernt habe." Breit grinsend tritt Paddy einen Schritt nach vorne und reicht dem verdutzten Alex die Hand.

„Ähm... Hallo... Schön dich äh sie kennenzulernen."

„Bleiben wir doch beim du, okay? Ich bin Paddy!"

Immer noch verdutzt schüttelt Alex den Kopf. „Und du besuchst also Mina?", will er wissen.

„Ja, ich bin gestern ganz spontan vorbei gekommen, ich habe heute einen Termin hier in der Gegend."

„Aha...", Alex grinst mich an und ich ziehe Paddy schnell mit mir mit in das kleine Büro.

„Ich weiß gar nicht was du hast, Alex ist doch nett.", schmunzelt Paddy. Ich sehe ihn augenrollend an und verstaue meine Handtasche unter dem Schreibtisch.

„Klar ist er nett und neugierig wie ein Waschweib. Warte mal ab was passiert wenn hier gleich der Vertreter kommt und du mit ihm alleine bist."

Ich soll Recht behalten, kaum dass der Vertreter den Laden betritt und mich mit Beschlag benimmt klebt Alex an Paddy dran. Als ich ihn nach einer knappen Stunde wieder erlöse sieht er doch ziemlich erleichtert aus. „Na, war es schlimm?", will ich augenzwinkernd wissen.

„Ich weiß jetzt, was du meinst.", sagt er und geht mit schnellen Schritten zu meinem Auto. „Was der alles wissen wollte. Meine Güte."

Ich gebe die Adresse in das Navi ein und starte den Motor. „Hat er uns für heute Abend eingeladen?", will ich wissen.

„Ach ja... Das hätte ich fast vergessen, man erwartet uns um 19°°Uhr zum Essen."

„Halleluja! Das volle Programm! Wobei, Alex weiß wahrscheinlich schon alles was er wissen will und wird Susann die groben Infos zukommen lassen. Heute Abend wird es dann nur noch um das Feintuning gehen." Familie, Fluch und Segen zugleich. „Wahrscheinlich wird er auch direkt meine Eltern anrufen, die dann heute Abend ganz zufällig mal reinschauen werden.

„Deine Eltern?", nun klingt er doch etwas alarmiert.

Als ich sein geschocktes Gesicht sehe muss ich doch lachen. „Keine Angst, die beißen nicht, die zwei sind total nett, aber irgendwie geiert meine komplette Familie drauf dass ich endlich jemanden kennenlerne, als wenn ich nichts Besseres zu tun hätte.", sage ich seufzend.

„Willst du denn eine neue Beziehung?", fragt Paddy vorsichtig.

Vehement schüttele ich den Kopf. „Nein! Nie wieder! Ich will nie wieder so verletzt werden! Keine Beziehung, keine Kinder, es gibt nur mich und das reicht! Ich bin glücklich so wie es ist. Wenn ich Sehnsucht nach Kindern habe, dann gibt es da momentan sechs Nichten und Neffen die sich immer freuen bespaßt zu werden."

Nachdenklich sieht er mich an. „Das klingt irgendwie traurig.", sagt er langsam.

„Na ja... Vielleicht hatte ich meine Chance, ich hatte einen Mann und Kinder und nun... Habe ich sie nicht mehr." Ich atme erleichtert auf, als das Navi uns verkündet, dass das wir unser Ziel in 200 Metern erreicht haben. Von außen sieht das Haus noch kleiner aus als auf den Bildern, etwas skeptisch sehe ich Paddy an, auch er sieht etwas enttäuscht aus.

„Frau Berning, Herr Berning, schön dass sie da sind.", begrüßt uns der Makler freundlich. Überrascht sehe ich Paddy an der sich die Mütze tief ins Gesicht geschoben und den Kopf eingezogen hat, anscheinend hat er keine Lust erkannt zu werden. Ich setze mein freundliches Geschäftslächeln auf, begrüße ihn und trete in das kleine Häuschen. Ich muss zugeben, es hat Charme, nach einem winzigen Eingangsbereich steht man in einem einzigen riesigen Raum von dem aus man in den Garten blickt. „Im oberen Stockwerk befinden sich das Bad, ein Schlafzimmer und ein kleiner weiterer Raum den man eventuell als begehbaren Kleiderschrank nutzen könnte.", sagt der Makler an mich gewandt.

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