42. Paddy

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Behutsam lege ich den Arm um Mina, nach einem kurzen Flug sind wir in München angekommen. Heute Morgen waren wir direkt in Berlin bei der Polizei, Mina hat Anzeige erstattet und nun geht alles seinen Gang, wir werden informiert wenn es etwas Neues gibt.

„Da ist Joelle!", sage ich leise und greife nach Minas Hand. Joelle hatte sofort zugesagt uns abzuholen, sie war wirklich erschrocken über das, was passiert ist.

„Paddy! Mina!", mit schnellen Schritten ist sie bei uns, umarmt erst mich und dann Mina. Ich merke, wie Mina sich etwas anspannt, ihr war etwas mulmig vor diesem Zusammentreffen. „Wir sollten uns beeilen, ich stehe nicht ganz regelkonform.", sagt sie lachend und bringt uns zu ihrem Auto. Draußen ist es schon dunkel und ich bin froh, dass die Nacht uns verschluckt.

„Wo fahren wir hin?", frage ich, als Joelle sich geschickt in den Münchner Verkehr einordnet.

„Kleine Planänderung, ich habe gedacht, dass es heute Abend wahrscheinlich nicht sehr gemütlich auf dem Hof sein wird. Es ist wirklich nichts mehr da, keine Möbel, die Heizung ist aus. Ihr kommt erst einmal mit zu uns und morgen überlegen wir weiter.", sagt sie bestimmt.

Ich schlucke, dann ist heute wohl der Tag an dem ich Mattis kennenlerne, Mina bemerkt mein Zögern und drückt meine Hand. „Das... Das ist doch eine gute Idee, vielen Dank Joelle.", sagt sie stockend.

„Kein Problem. Das ist doch vollkommen klar dass wir euch helfen. Und Mina... Ich wollte mich noch für meinen Auftritt damals entschuldigen, ich habe keine Ahnung welche Sicherungen da bei mir durchgebrannt sind. Ich freue mich, dass ihr euch endlich gefunden habt. Paddy hat ja ganz schön gebraucht bis er zu Potte gekommen ist. Das scheint ein Grundproblem von ihm zu sein, bei mir hat es Jahrzehnte und einen Klosteraufenthalt gebraucht bis er endlich deutlich geworden ist."

Mina grinst sie unsicher an. „Eigentlich war ich diejenige die so lange gebraucht hat, Paddy hat sich wirklich Mühe gegeben. Ich habe keine Jahrzehnte benötogt, trotzdem noch lange genug."

Joelle fährt das Auto in eine Tiefgarage und wir steigen aus. Ich atme noch einmal tief durch, bevor wir die Wohnung betreten, jetzt lerne ich also Mattis kennen.

„Schatz, wir sind da!", ruft Joelle und schließt die Tür hinter uns. Bowie sieht uns etwas fragend an, er fragt sich wahrscheinlich auch, was er in dieser schicken Münchner Wohnung zu suchen hat.

Ein hochgewachsener blonder Mann Mitte 40 kommt in den Flur, er trägt eine Brille, ein schickes Hemd und eine helle Jeans, er sieht so ganz anders aus als ich ihn mir vorgestellt habe. „Hallo Mäuschen!", sagt er und küsst Joelle, dann kommt er auf Mina und mich zu. „Paddy, schön dich endlich kennenzulernen!", sagt er und reicht mir die Hand.

„Ja... Danke dass wir hier sein dürfen!", sage ich. Ganz schön skurril diese Situation, ich sehe mich zu Mina um die auch aussieht als wenn ihr nicht ganz wohl bei der Sache wäre.

„Kommt, ich zeig euch das Gästezimmer und dann können wir noch was essen, Mattis hat eine Brotzeit vorbereitet.", sagt Joelle und greift nach Minas kleiner Reisetasche. „Habt ihr eigentlich genug Klamotten dabei?", skeptisch sieht sie auf unser leichtes Gepäck.

„Wir mussten ziemlich schnell weg, wir haben nur das Nötigste dabei, vielleicht müssen wir morgen oder übermorgen noch was besorgen, aber eigentlich hoffe ich dass unser Aufenthalt hier nur kurz ist. Nichts gegen dich Joelle, aber wir würden schon gerne wieder nach Hause."

Nachdenklich sieht Joelle uns an. „Bleibt doch einfach hier, wenn ihr eh nicht lange bleiben wollt, dann lohnt es sich doch eigentlich kaum, wie gesagt, ihr hättet noch nicht einmal ein Bett. Und hier vermutet euch doch auch niemand. Was sollst du schon bei deiner Exfrau zu suchen haben."

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