18. Mina

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Och hon ska stanna en stund gråta stilla utan grund

Ty hon vet att du är död överstånden all din nöd

Och de ser din pannas frid att utkämpad är din strid

Att du inte ängslas mer då i mörkret du sänks ner

Lite efter du är död är förgäten all din nöd


Ich stehe an einer Straße, habe keine Ahnung wohin sie mich führt, ich weiß nicht was ich hier mache, wo ich bin. Ich trage mein neues Kleid, meine Füße sind barfuß, ich spüre das feuchte Gras unter meinen Füßen. Auf einmal höre ich en Auto das von hinten angerauscht kommt, ich bleibe stehen und starre dem dunkelblauen Auto entgegen. „Chris!", flüstere ich. Chris sitzt hinter dem Steuer. Ich möchte zu ihm laufen, ihn stoppen, doch ich kann nicht, meine Beine sind wie festgewachsen. Ich bin dazu verdammt dazustehen und dabei zuzusehen wie er das Auto mit hoher Geschwindigkeit gegen den Baum fährt. Das ohrenbetäubende Krachen geht mir durch Mark und Bein, ich höre Glas splittern, Metall das sich knirschend verbiegt und dann Schreie. Lene die nach mir schreit, Ben der jämmerlich weint, ich rieche verbranntes Gummi, rieche Benzin. Lene die schreit, Ben der Schreit, ich höre Menschen die auf einmal da sind, anklagend mit dem Finger auf mich zeigen und mir entgegenschreien dass ich Schuld daran sei, weil ich meine Familie nicht geliebt habe. Ich will mich verteidigen, öffne den Mund, doch alles was herauskommt ist ein gellender Schrei. Ich schreie, schreie, schreie und dann ist da auf einmal ein Schmerz den ich nicht zuordnen kann, etwas schüttelt mich, reißt mich von den Beinen, jemand ruft immer wieder meinen Namen. Ich blinzele verwirrt, sehe auf einmal in Paddys blaue Augen, die mich besorgt ansehen.

„Mina, Gott sein Dank, du bist wach!", er zieht mich an sich, doch ich fühle mich wie betäubt, hänge schlaff in seinen Armen. Jeder Muskel meines Körpers tut weh, doch noch schlimmer als das Schmerzen der Muskeln ist das untrügliche Ziehen im Bauch, ich weiß genau was das bedeutet, zu oft habe ich genau diese Situation schon erlebt, habe die Panik gespürt die langsam durch die Knochen, durch meinen ganzen Körper kroch. Ich winde mich aus Paddys Umarmung und hechte ins Bad, gerade noch rechtzeitig schaffe ich es zur Toilette, lass mich auf den Boden gleiten und übergebe mich. Alles in mir zieht sich zusammen, Schweiß rinnt über meinen Körper, ich zittere vor Kälte während ich schwitze weil mir so unfassbar heiß ist, mein ganzer Körper spielt verrückt. Immer wieder würge ich, es tut weh, es tut so verdammt weh. Auf einmal sind da zwei Hände die vorsichtig meine Haare zusammenhalten, meinen Rücken streicheln. Paddy... Er soll mich nicht so sehen, er darf mich nicht so sehen. Ich sehe erbärmlich aus, ich kotze mir die Seele aus dem Leib, das darf er auf keinen Fall sehen. Doch ich habe keine Kraft ihn wegzuschicken, ihm irgendetwas zu sagen. Ich weine, schluchze, würge, immer wieder, bis irgendwann nichts mehr geht, entkräftet lasse ich mich auf den Boden sinken, rolle mich zusammen, zwinge mich ruhig zu atmen so wie ich es gelernt habe. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich aufsetzen kann, wieder sprechen kann. „Paddy, es tut mir leid, du hättest das nicht sehen sollen.", krächze ich, doch er bedeutet mir nur still zu sein, streichelt mir immer wieder beruhigend den Rücken.

Irgendwann schaffe ich es mit zitternden Beinen aufzustehen, ich fühle mich schmutzig, eklig, duschen, ich muss duschen. Paddy scheint meinen Gedanken erraten zu haben. „Ich lass dich mal alleine!", sagt er. „Wenn was ist, dann ruf mich." Dankbar nicke ich.

Gefühlt stehe ich viel zu lange unter Dusche, lasse das warme Wasser über meinen Körper fließen. Nur langsam beruhige ich mich wieder. Die letzte Panikattacke ist lange her, fast ein Jahr, kurz nach dem Unfall hatte ich sie regelmäßig, in der Klinik anfangs fast täglich. Damals habe ich Medikamente bekommen die helfen sollten, irgendwann Verhaltensregeln um eine erneute Attacke abzuwehren, was ich machen soll wenn sie mich im Schlaf überfällt haben sie nicht gesagt. Morgen oder heute, ich weiß nicht wie spät es ist, ist der Unfall genau ein Jahr her, ein Jahr seitdem mein Leben vollkommen aus den Fugen geraten ist, diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich hatte es einfach verdrängt, nicht daran gedacht. Ein Jahr... Ein Jahr ist es her...

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