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Montag, 13:54 nachmittags

Das Warten erdrückt uns alle. Die Frustration ist kaum auszuhalten. Als selbst Liam schließlich um kurz vor zwei das Auto verlässt, ist uns allen klar, dass es langsam Zeit wird, Nachhause zu fahren. Er sagt kein Wort, öffnet nur die Tür, steht auf, knallt sie wieder zu und geht davon. Wenn selbst Liam die Geduld verliert, hält uns nichts mehr. Es ist, als hätten wir das stärkstes Glied unserer Kette verloren. Zayn flucht leise etwas. Er ist seit etwa einer Stunde wieder im Auto, aber beginnt jetzt, nach seiner Zigarettenschachtel zu suchen. Niall stöhnt genervt und trommelt auf dem Sitzpolster herum. Ich seufze im Halbschlaf. Louis neben mir ist wach und diesmal lehne ich an seiner Schulter.

Als ich einschlafe und ein paar Minuten später wieder aufwache, liegt das daran, dass Louis mir etwas zugemurmelt hat. „Was?", frage ich müde.

„Ich wünschte, sie wären nicht immer hier."

Ich drehe meinen Kopf und erhasche einen Blick auf sein Gesicht. Seine Augen sind geöffnet und auf das Fenster gerichtet. Er sieht sehr nachdenklich aus. „Wer?", frage ich.

„Die anderen." Erst jetzt bemerke ich, dass Niall und Zayn das Auto auch verlassen haben. Ich recke meinen Hals und entdecke sie durch das Fenster am Waldrand stehen. Zayn raucht und Niall telefoniert. Von Liam keine Spur. Wir sind allein.

Ich versuche, Louis' Worte in meinen müden Gedanken nicht wieder falsch zu verstehen. „Warum?", frage ich.

„Weil wir nie allein sind."

Ich runzele die Stirn. Nicht falsch verstehen, sage ich mirAber wie verstehe ich es richtig? Louis' Hand umschließt meinen Oberschenkel und drückt leicht zu. Mein Herz macht einen Aussetzer. Ich lasse nicht locker. „Warum sollten wir allein sein?", frage ich direkt, damit ich es nicht sonst wie interpretiere. Ich will, dass er erklärt, warum er so einen kryptischen Blödsinn von sich gibt.

Louis lacht leise. Er dreht seinen Kopf und jetzt spüre ich sein Kinn an meiner Stirn. Ich bleibe ganz ruhig sitzen. Er ist unglaublich anhänglich. Wahrscheinlich ist er wie ich im Halbschlaf. Wahrscheinlich murmelt er nur Unsinn und ist müde. Er sucht meine Nähe, senkt seinen Kopf. Seine Wange streicht über meinen Kieferknochen und dann legt er sein Gesicht an meine Wange. Sein Atem ist sehr regelmäßig, während mein Herzschlag sich rasend schnell beschleunigt. Ich schließe die Augen. Louis legt seine Lippen auf meine Wange. Seine freie Hand legt er in meinen Nacken und zieht mich zu sich. Meine Kapuze rutscht mir vom Kopf. Er drückt seine Nase gegen meine. Sein Atem fährt über mein warmes Gesicht. Ich blinzele und er lacht leise.

„Deine Wimpern kitzeln", flüstert er. Er kratzt sanft mit den Fingernägeln über meinen Hinterkopf, spielt mit meinen Locken. Ich starre auf die Schatten unter seinen Augen, auf den müden, schlaftrunkenen Blick aber er ist so nah, dass ich meine Augen nicht scharf stellen kann. Seine Lippen huschen über meine Wange, über mein Gesicht. Mein ganzer Körper verkrampft sich. Der Griff um meinen Oberschenkel wird fester. „Du bist so schön warm", murmelt er. Sein Bein rutscht auf meins. Er hält mein Gesicht in seinen Händen. „Darf ich?"

Ich frage mich, ob ich vielleicht noch schlafe und träume, als Louis mich küsst. Ich halte die Luft an, während seine Lippen über meine huschen, warm, etwas rau und träge. Er seufzt, atmet tief ein, legt seinen Kopf etwas schrägt und als er mich richtig küsst, als er seinen Mund öffnet und ich seine Zunge an meiner Unterlippe spüre, durchzuckt mich ein Gefühl der absoluten Hilflosigkeit. Ich drücke ihn von mir.

Mit hochrotem Gesicht starre ich ihn an. „Warum machst du das?", frage ich ihn fassungslos.

Er lächelt unschuldig, seine Hände immer noch dort, wo sie waren. „Warum? Was ist denn schon dabei?"

Mein Blick huscht zwischen seinen Augen hin und her. Ich verstehe nicht, ob er das ernst meint. Ob sein krankhafter Drang nach Nähe so groß ist, dass er meint, sich alles erlauben zu können. Ich verstehe überhaupt nichts. Was ist denn schon dabei? Ich schüttele den Kopf. Alles! „Wenn du es nicht ernst meinst, dann lass mich in Ruhe", zische ich, löse seine Hände von mir und verlasse das Auto. Ich sehe Zayn draußen hektisch auf das Auto zukommen. Es hat wieder begonnen zu regnen, und es wird immer schlimmer. Der Himmel ist dunkelgrau. Auch die anderen beiden kommen aus verschiedenen Richtungen auf das Auto zu.

„Was machst du da, Harry? Du wirst gleich pitschnass!", ruft Niall mir über das Autodach zu.

Aber ich will jetzt nicht mit Louis auf engem Raum fest sitzen. Ich will einfach nur weg hier, von diesem Ort, von meinen Freunden, von dieser ganzen Sache. „Ich komme gleich zurück", verspreche ich Niall und mache mich auf durch den Regen, entschlossen, erstmal nicht zurück zu kommen. 

if my heart beats any harderWhere stories live. Discover now