TEIL 3

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but if my heart beats any harder
i will lose it


Montag, 16:32 nachmittags

Ich stehe vor den Duschkabinen, die Kapuze klebt mir in der Stirn, darunter meine nassen Locken. Der Boden ist schmutzig, eine Lache aus Laub, Erde und Regen sammelt sich vor dem Eingang, von den Straßenschuhen derer reingetragen, die hier in den letzten Stunden rein und rausgegangen sind. Durch das kleine Fenster in der oberen Ecke des Raumes sehe ich die grauen Wolken, die kaum Licht durchlassen. Eine Weile stehe ich nur da und lausche dem Regen. Am liebsten wäre ich direkt unter eine der Duschen gesprungen und hätte mir diesen miesen Tag vom Körper gewaschen, aber ich habe mein Kleingeld im Auto gelassen und zurückgehen ist keine Option. Ich wische mir über den Mund. Ich weiß nicht, ob ich wegen dem Regen und der Kälte zittere, oder aus Wut.

Mit einem Seufzen setze ich mich in Bewegung und schiebe meinen Kopf in eines der Waschbecken, um mir den Schweiß vom Gesicht zu waschen. Ich reibe mir über die Wangen, über die Stirn, über die Lippen. Das kalte Wasser tut gut. Ich beruhige mich langsam. Es gibt nichts, über das es sich lohnt, sich den Kopf zu zerbrechen. Bloß ein bester Freund, der nichts von Grenzen und Intimsphäre versteht.

Als ich mich wieder aufrichte, blickt mir mein Spiegelbild genervt entgegen. Ich habe keine Lust mehr. Ich will nach Hause. Aber so wie es aussieht, hat sich jetzt selbst das Auto als einziger Zufluchtsort verabschiedet. Ich kann nirgends hin und mir bleibt nichts anderes übrig, als im dunklen, schmutzigen Duschraum zu stehen und darauf zu warten, dass draußen die Automotoren anspringen. Vielleicht schaffe ich es unter einem Vorwand bei der Rückfahrt auf dem Beifahrersitz zu sitzen. Vielleicht muss ich Louis gar nicht mehr in die Augen sehen, bis wir alle die dringend notwendige Portion Schlaf hinter uns gebracht haben und uns wieder wie normale Menschen benehmen.

Doch selbst der Schlafmangel entschuldigt Louis' Verhalten nicht. Was ist denn schon dabei? Ich presse meine Nägel in die Handballen. Wenn ihm ein Kuss nichts bedeutet, kann er meinetwegen rumknutschen, mit wem er will. Aber nicht mit mir.

Ich laufe durch den Raum und finde einen Plastikstuhl, der allerdings noch unhygienischer aussieht als der Boden. Also suche ich mir einen trockenen Platz gegenüber der Waschbecken und hocke mich hin. Ich lehne meinen Kopf gegen die Wand, die Kapuze tief im Gesicht. Ich lausche dem Regen, schließe die Augen und warte darauf, endlich von diesem verdammten Ort verschwinden zu können. 

if my heart beats any harderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt