Wettschulden - Nico di Angelo

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Percy befand sich voll in seinem Element. Er sang, bot ein herrliches Schauspiel und stiftete andere arme Menschen an, es ihm gleichzutun.

Ich hatte etwas Angst vor dieser groben Urgewalt des Gruppenzwanges. Will zu meiner Rechten machte ebenfalls Anstalten, sich Jackson anzuschließen.

Ich seufzte nur genervt. Hier saß ich nun, in die wundervolle Pracht eines roten Kleides gehüllt und ohne Freunde. Nett. Wirklich äußert freundlich. Wie ich sie alle mochte.

Ich würde sie am liebsten auf den Mond schicken. Außer Will vielleicht.

In dem Moment ließ sich ein junges Mädchen neben meiner Wenigkeit nieder. Ich schluckte nervös, schielte zu ihr. Ich verstand es nicht, aber mein Körper drängte zur Flucht. Ich war im Begriff, aufzustehen, als sie das Wort an sich riss.

Fuck.

»Hi, mein Name ist Emma. Ich gehe hier zur Schule«, stellte sich das brünette Mädchen ungefragt vor.

»Nicht wahr, du gehst hier zur Schule? Das ist ja großartig!«, erwiderte ich, verengte meine schmerzenden Augen jedoch zu Schlitzen, welche die Schichten des Make-ups bröckeln ließen.

»Kein Grund, ironisch zu werden. Wie auch immer. Bereit, eine kleine Nummer zu schieben?«

Mir stand der Mund offen, als ich fragte: »Was? Wie bitte? Ich glaube, ich hab dich akustisch ganz schlecht verstanden.«

»Ich will mit dir schlafen«, erklärte sie trocken, was mich zusammenzucken ließ.

Okay. Das war direkt. Unangenehm.

»Ich bin leider vergeben«, murmelte ich beschämt. Es war mir sehr unklar, wie man jemanden so skrupellos anmachen konnte. Selbst mit einer beachtlichen Alkoholfahne würde ich dieses Unterfangen nicht im Ansatz wagen.

»Ich bin mir sicher, dass sie es nicht mitbekommen würde. Außerdem, selbst wenn sie ist nicht gut genug für dich.«

»Darf man hinterfragen, von wem genau du redest?«

»Na, von Annabeth«, sagte sie mit einem Ton, der mir bewies, dass sie dies für durchaus logisch hielt.

»Annabeth? Wie Annabeth Chase?«, hakte ich vorsichtig nach. Sie schlug sich gegen die Stirn.

»Pass auf, dass dir nicht die letzten Synapsen verloren gehen!«, rutschte es mir heraus, was sie gekonnt zu ignorieren wusste.

»Natürlich Annabeth Chase. Deine Freundin«, bekräftigte diese Emma selbstbewusst.

»Annabeth ist nicht meine Freundin«, sagte ich mit einem Stirnrunzeln, »meine Freundin, äh, also, was ich meine, ist, dass mein Freund dort hinten lungert.«

»Dein Freund? Was hat ein Freund von dir damit zu tun, ob wir rummachen?«

»Ähm, ich denke, du hast da etwas falsch verstanden. Ich bin les- eh schwul«, diese Göre brachte mich total durcheinander. Ich war definitiv nicht lesbisch.

»Du bist schwul? Hast du etwa noch nie mit einem Mädchen geschlafen?«, erkundigte sie sich besorgt. Ich warf ihr lediglich einen angewiderten Blick zu.

»Ich muss es nicht einmal ausprobieren, dein Antlitz reicht da vollkommen aus«, lächelte ich überzeugt.

»Du bist sicherlich das Mädchen in der Beziehung.«

»Erstens muss es keine Rollen geben und zweitens wolltest du trotzdem mit mir rummachen«, gab ich trocken von mir und hielt verzweifelt Ausschau nach Will. Wo war dieser Esel, wenn man ihn mal wirklich benötigte?

»Deswegen trägst du auch ein Kleid!«, rief Emma aus, als hätte sie die Verbindung ihrer Zellen entdeckt.

»Weißt du was? Du bist einer der ekelhaftesten Menschen, denen ich jemals begegnet bin. Wie kann man so verblendet sein? Einfach nur armselig. Und jetzt, Bitch, muss ich gehen. Deine Dummheit stinkt bis hier. Wir sehen uns in der Hölle.«

Dann machte ich einen Abgang, welcher direkt in Wills Armen endete.

»Was ist passiert?«, fragte dieser auch so gleich.

»Woher willst du wissen, dass etwas passiert ist?« forschte ich nach. Er lächelte mich liebevoll an.

»Wäre nichts passiert, würdest du niemals freiwillig in die Arme eines Jungen springen, der ein Kleid trägt. Aber lenk nicht vom Thema ab.«

»Ich hab gerade eine sehr merkwürdige Person kennengelernt. Sie wollte mit mir schlafen.«

»Sie wollte was?«, hakte Will laut nach. Ich kuschelte mich tiefer in seine Arme.

»Mit mir schlafen. Geschlechtsverkehr haben. Sex. Ficken. Keine Ahnung, such dir einen Begriff aus«

»Du bist doch kein öffentliches Verkehrsmittel!«, beschwerte er sich, doch ich schmiegte mich nur noch enger an ihn.

»Lass uns nach Hause, ja?«, bettelte ich, mimte große Augen. Will nickte lediglich.

~

Gedankenverloren spielte ich mit Wills Haar herum. Die blonden Strähnen strahlten heute irgendwie eine besondere Anziehungskraft auf mich aus.

»Du machst mich verrückt, dass weißt du, di Angelo?«, knurrte Will leise, was mich aufschrecken ließ. Unschuldig schaute ich in seine blauen Augen, nicht bereit, so schnell wieder wo anders hinzusehen.

Seine dunklen Pupillen waren stark geweitet. Ich lächelte.

Will fluchte leise, dann drehte er uns so, dass er über mir und zwischen meinen Beinen verweilte.

Langsam beugte er sich vor, küsste mich mit einem Sanftmut, welcher mich erstaunte. Ich legte meine Hand in seinen Nacken, sodass Will sich beinahe vollständig auf mir befand.

Ich spürte die Stärke seiner Muskeln, betrachtete seine geschlossenen Augen.

Als er sich von mir löste, murmelte er nur undeutlich: »Ich liebe dich, Sonnenschein.«

Ein echtes Lächeln zierte meine Lippen, während ich sagte: »Ich liebe dich auch, Solace.«

Percy Jackson One Shots✔️Where stories live. Discover now