I. 8||nirvana

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Freitags war einer der Tage wo ihr Vater länger arbeiten musste und auch Alice Mutter war nicht zu Hause, vermutlich in der Kirche oder bei einer Freundin.

Oben in ihrem Zimmer holte sie die CD aus ihrer Tasche und betrachtete sie nochmal.
Ihr Blick wanderte zu ihrem CDplayer, der nicht nur alt war sondern auch ziemlich miesen Sound hatte.

Unten im Wohnzimmer hatten sie eine deutlich bessere Musikanlage...
Sollte sie?
Was war schon dabei, es war nur Musik.

Entschlossen eilte sie die Stufen hinunter und legte im Wohnzimmer die CD in den Spieler.

Dann drückte sie auf Play.

Es dauerte drei Sekunden, es knackte kurz, und dann dröhnte mit einem Schlag die Musik ihr so überwältigend entgegen das Alice mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück stolperte.

Es war laut, es war Rau, der Text war so zusammenhangslos und gleichzeitig schien er so viel zu sagen.
Das Gitarrensolo war völlig übersteuert, manche Töne so schräg das sie mit den harmonischen schon wieder zu harmonieren schienen.

Alice hatte noch nie einen Song solcher Art so intensiv und lang gehört.

Für einige Sekunden verharrte sie in ihrer Schockstarre und dann...

begann sie zu tanzen.

Sie tanzte in ihren weißen Söckchen mit den rosa schleifen über den Teppich, ihre langen gepflegten schwarzgewellten Haare flogen als sie anfing ihren Kopf hin und her zu schmeißen und immer ausgelassener wurde.

Alice musste affig dabei aussehen wie sie so umher hüpfte, ohne Kontrolle oder jegliche guten Manieren, so völlig von der Rolle und ohne ihre immer angemessene Art.
Doch das war ihr jetzt egal.

Sie tanzte und hüpfte, ließ sich leiten von dieser verbotenen Musik und der Stimme die sie an einem ganz anderen Ort brachte.

Wenn Alice die Augen schloss glaubte sie für ein paar Sekunden Violetts Gesicht vor sich zu sehen wie sie grinsend nickte.

Auch das hinterfragte Alice in dem Moment nicht. Es war ihr egal.

Die Prinzessin ist ja ne kleine Rebellin

Hallten ihr Violetts Worte im Kopf wieder.
Und auf einmal wurde ihr ganz warm, überall, doch auf eine angenehme Weise.

Als der Sänger im nächsten Lied zu den übersteuerten Tönen und dem bebenden Bass nun anfing zu schreien sang sie mit

Go away, get away, get away, get awayyy

Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an mal loszulassen, diesen immer perfekten Mantel mal abzulegen und auszurasten.

Sie stellte sich vor wie sie tanzte und sang, aber nicht alleine.
Violett tat es ihr gleich.
Ihre hellen Haare wippten im Takt der Musik, das Licht der Zimmerlampe reflektierte ihre Piercings, sie schaute nicht ernst oder genervt wie sie es sonst immer tat sondern lachte und schrie die Lyrics mit Alice, bis sie beide heiser waren.

Abrupt stoppte die Musik, so schlagartig das Alice mitten in den Bewegung verharrte.

Sie öffnete die Augen und vor ihr stand ihre Mutter, den Finger noch auf der Musikanlage, die Augen aufgerissen, den Mund leicht geöffnet.

Alice Herz pochte wie wild, ob von der Musik oder dem Schock der ihr gerade durch den Körper jagte konnte sie nicht sagen.

Langsam nahm Mrs. Williams die CD aus dem Player und betrachtete sie.

Dann nahm sie die Hülle, legte sie rein und streckte sie Alice entgegen, welche mittlerweile mit bis zum Hals schlagendem Herzen und ineinander gefalteten Händen vor ihrer Mutter stand.

„Ich will nicht wissen wo du das her hast und ich will auch nicht wissen warum in Gottes Namen du so etwas hörst. Aber ich will das nie wieder in unserem Haus hören. Hast du verstanden?" ihr durchdringender Blick sprach Bände und schnell nickte Alice.
„W-Wirst du es dad sagen?" fragte sie vorsichtig.

Mrs. Williams seufzte und schüttelte dann den Kopf.
„Dieses eine mal nicht. Aber wenn das nochmal passiert, dann ganz sicher." ein Stein viel Alice vom Herzen.

So sehr sie ihre Eltern auch liebte und lieben musste, vor ihrem Vater hatte sie manchmal Angst.

Princess ||girlxgirlWhere stories live. Discover now