I. 9||breakfast

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Die CD an sich gepresst, rannte Alice so schnell wie möglich hoch in ihr Zimmer, Tränen sammelten sich in ihren Augen weil sie so wütend war. Wütend auf sich selbst!
Wie hatte sie so dumm sein können?
Was war das gewesen?

Am liebsten hätte sie diese blöde CD gegen die Wand geworfen und so lange drauf rum getreten bis sie nur noch aus tausenden Splittern bestand, doch sie gehörte nicht ihr also griff sie nach ihrer Schultasche und stopfte die CD hinein.
Gleich morgen würde Alice sie zurückgeben!

[21. September 1993, Samstag]

Es war früh am Morgen als Alice vor der Tür der Morgan's ankam.
Ihre Mutter hatte sie heute Morgen zum Glück nicht gesehen doch sie wusste das sie ihr nicht lange aus dem Weg gehen konnte.

Alice wusste wirklich nicht was in den letzten Tagen mit ihr los gewesen war. Zuerst dieses Lügen, die Dokumentenfälschung, die ständigen Gedanken an Violett und dann auch noch das Gestern!

Es war gut das ihre Mutter sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht hatte, so wie sie sich benommen hatte war einfach nur lächerlich gewesen.

Entschlossen drückte sie auf die Klingel, setzte wieder, wie immer, ihr zurückhaltendes, frommes Lächeln auf, schließlich könnten Flinns Eltern ihr die Tür öffnen.

Als dies dann tatsächlich geschah waren es aber weder Mr. noch Mrs. Morgan die ihr öffneten sonder ein verschlafener Jordan.

Er brauchte einige Sekunden bis er realisiert hatte wer vor ihm stand und als das Geschehen war, richtete er sich schlagartig auf, strich sich unnatürlich die Haare nach hinten und versuchte sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

„A-Alice" Er merkte wohl selber das er stotterte denn schnell räusperte er sich.
„Was machst du denn hier?"

Verlegen klemmte sie eine nach vorne gefallene lange Haarsträhne zurück.
„Ja es ist noch ziemlich früh, das tut mir leid-„
„Ach was!" hastig winkte Jordan ab. Normalerweise war er überhaupt nicht so. Er achtete sehr darauf sein Image als unantastbarer, sportlicher, heiß begehrter College Student und Football Spieler.

Alice hatte ihn zwar schon ein paar mal so erlebt wie er nun gerade war, nervös, unsicher und ungeschickt, doch war es für sie jedes Mal aufs neue befremdlich.

Manchmal fragte sie sich ob Jordan seine perfekte Erscheinung nur spielte und dann fragte sie sich selbst darauf das selbe.

Schnell verdrängte sie diese Gedanken wieder. Manchmal dachte sie einfach zu sehr nach, hinterfragte zu viel als einfach das zu akzeptieren was nun mal so war.

Jordan war ein sehr beliebter, vorbildlicher, sportlicher Schüler, noch dazu ziemlich gut aussehend auch wenn er nicht wirklich Alice Typ war.

Sie konnte sagen dass sie ihn gutaussehend fand, aber attraktiv war er für sie nicht.
Das mag für den ein oder anderen das Selbe sein, für Alice lagen Welten dazwischen.

Es gab viele hübsche Jungs, aber zu keinem hatte sie sich bis jetzt hingezogen gefühlt auch wenn es nur das äußere war.

Das würde alles noch kommen, irgendwann, und ihren Eltern war es nur recht.

„Ich wollte die CD zurückbringen. Flinn meinte es wäre deine." sie streckte sie ihm mit beiden Händen entgegen, doch Jordan schüttelte den Kopf.
„Ich schenk sie dir. Behalte sie."
„Was?" darauf war Alice nicht vorbereitet gewesen. Sie musste die CD doch loswerden!

„N-nein das kann ich doch nicht annehmen. Also danke aber-„

„Du kannst sie wirklich gerne haben!"
Unterbrach er sie mit mehr Nachdruck, lächelte dabei unsicher.

„Echt? Wow... na dann..." Alice zwang sich eine erfreuten Mine auf. „Vielen dank..."
Es wäre unhöflich gewesen das Geschenk abzulehnen, auch wenn sie es nicht wollte.

„Ich finde das Mega cool das du Nirvana hörst, das denkt man bei dir gar nicht."
„Naja, also eigentlich-„
„Hast du schon gefrühstückt? Willst du mitessen?"

„Ich will keine Umstände machen." Ich will nicht hier bleiben.

"Ach das sind doch keine Umstände! Komm rein!" Er strahlte, sie konnte ihn doch nicht so vor den Kopf stoßen, das gehörte sich nicht, und Flinn war ja auch noch da.

„Na dann..."

Tatsächlich war der Tisch schon gedeckt und Mr. und Mrs. Morgan sowie der kleine Georgy und Flinn saßen bereits und aßen.

Etwas unsicher blieb Alice im Türrahmen stehen und wartete darauf bis sie sie bemerkten doch dem kam Jordan schon zuvor in dem er voran ins Esszimmer marschierte.

„Mum, Dad, Alice ist hier. Kann sie mitessen?"
Alle sahen auf und schüchtern lächelnd kam Alice etwas näher um den Eltern die Hand zu schütteln.

„Guten Morgen, es tut mir leid falls ich störe ich wollte nur etwas zurückbringen."

„Ach aber nein, schön das du da bist!" lächelte die Mutter und wies auf den letzten leeren Stuhl hin. „Setz dich doch."

Flinn schaute sie, halb verwirrt halb belustigt an und sie erwiderte seinen Blick mit einem hilflosen schmunzeln.

„Das ist aber schön das du mal wieder vorbei kommst." Mrs. Morgan lächelte sie an.

Alice sah sie immer sonntags wenn sie zur Kirche ging, allerdings ohne ihre Familie. Die Morgans waren nicht wirklich religiös und insgeheim vermutete Alice auch das
Mrs. Morgan nur dort hin ging um in ihrer Kleinstadt angesehener zu sein, ihren Glauben wie ein kleines Accessoire mit sich herumzutragen und jedem zu zeigen wenn sich die Möglichkeit bot.

„Die zwei Jungs erzählen oft von dir" sie zwinkerte Alice übertrieben zu, „Jordan noch öfter als Flinn."

„Mum!" presste der eben genannte zwischen den Zähnen hervor und lief sofort rot an und auch Alice wusste nicht was sie darauf antworten sollte.

„Bei so viel scheiße die sie baut ist es doch kein Wunder das ich mal von ihr erzähl." grinste Flinn und natürlich wussten sie alle dass das gelogen war aber es lockerte die Stimmung enorm.

Während Jordan immer noch mit glühenden Wangen auf seinem Toast herum kaute fingen Alice und Flinn an sich immer ausgelassener zu unterhalten, mit Georgy zu scherzen und immer wieder auch die Eltern mit einzubeziehen.

Das offene, sarkastische kam wie immer von Flinn doch im Laufe des Frühstücks redete auch Alice immer mehr.

Sie mochte Flinns Familie wirklich sehr und war wieder mal froh mit ihm befreundet zu sein.

Ob Violett wohl auch sowas hatte?

Dieser Gedanke war ihr just in dem Moment gekommen, und sie dachte daran wie sie selbst im Winter diese zerschlissenen Jeans oder kurzen Hosen trug die ihr gerade mal so an die immer verschrammelten Knie reichten.

Hatte sie eine Familie die für sie sorgte oder Freunde die das übernahmen?

Überrascht über ihre eigenen Gedankengänge zwang sie sich selbst wieder in die Gegenwart.

Sie musste aufhören ihre Zeit mit dieser Fremden zu verschwenden, sie konnte Violett ja noch nicht mal wirklich leiden.

Sie hatten sich gegenseitig mal aus der Klemme geholfen, das änderte aber nichts daran das Alice sich von Menschen wie ihr fern halten sollte.

Sie passte nicht in ihre Welt und genauso war es auch anders herum, also warum sich mit ihr beschäftigen?

Princess ||girlxgirlWhere stories live. Discover now