|27| Feike und Cardoc | ✓

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☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XXVII

»... sie will sich nicht belügen,
der Anblick war ein Graus.
Liebesleid und Herzensdiebe!
Eine Maid - zwei Geliebte.

Wie Sommer und Winter,
Wie Leben und Tod.
Feike stets munter,
Cardoc stets in Not.

Doch die Gebrüder Feike und Cardoc,
vereinigte ein enges Band.
Ja, die Gerbrüder Feike und Cardoc,
gingen immerfort Hand in Hand...«

Adelyn öffnete blinzelnd die Augen. Einige ihrer dunklen Haarsträhnen legten sich über ihr Gesicht und kitzelten sie an der Nase. Die Daunendecke hatte sich das Mädchen bis zu den Ohren hinaufgezogen. Über Nacht hatte sie es sich in dem Bett mit weichen Polstern und Bamuti, der sich zwischen ihre Arme gekuschelt hatte, richtig gemütlich gemacht.

Der Tag war bereits angebrochen. Man konnte das Meer bis hierher Rauschen hören. Adelyn streckte sich genüsslich und richtete sich die Haare, während sie sich gemächlich im Bett aufrichtete. Das Bett, in dem sie diese Nacht geschlafen hatten, stand nicht unweit vom Balkon entfernt. Hinter einigen Pflanzen und Kakteen, erspähte das Mädchen die Balkontür, welche einen Spalt weit geöffnet stand.

Eine schwüle, lauwarme Luft kam von draußen in das kühle Zimmer herein geweht. Untertags stiegen die Temperaturen in Elmador sehr hoch an. Interessiert stieg Adelyn aus dem Bett. Bamuti ließ sich von ihr nicht wecken. Er hatte sich zusammengerollt und lag seelenruhig auf der aufgewärmten Matratze, versteckt unter der Bettdecke. Koralie, die noch späte bis in die Nacht hinein wach geblieben war, dass nun im Wohnzimmerstuhl und dämmerte vor sich hin. Stundenlang hatte sie Wache gehalten und jegliche von Darius' Bewegungen genauestens unter die Lupe genommen. Man merkte, dass sie dem zuvorkommenden Barden nicht über den Weg traute und behielt ihn deshalb besonders gut im Auge.

Adelyn hätte zu ein oder zwei zusätzlichen Stunden Schlaf nicht nein gesagt, doch von draußen kam eine so schöne Melodie, das sie dem nachgehen wollte. Es wurde ein ihr unbekanntes Lied gespielt. Die Melodie war klang traurig und nachdenklich. Schlaftrunken ging sie auf die Balkontür zu und schob diese auf. Draußen auf einem gemütlichen Sessel saß Darius und klimperte gedankenverloren auf seiner Laute.

Er zupfte bedachtsam an den Saiten und war sehr vertieft in seinen dichterischen Gesang, der die Melodie nur im Hintergrund zu begleiten schien. Neugierig trat Adelyn näher an den Barden heran, nachdem sie die Tür hinter sich zugeschoben hatte. Interessiert lauschte sie dem Gesang des Barden und war dabei sich zu ihm auf den Balkon zu setzen, doch das sollte nicht geschehen. Denn als Darius das Mädchen kurz später bemerkte, verstummte er noch im selben Moment und senkte sein Instrument.

»Morgen...«, gab er mit samtig weicher Stimme von sich und sah ertappt zu ihr auf. Adelyn legte ihren Kopf schief und lachte irritiert.

»Verzeih mir, ich wollte dich nicht stören... soll ich vielleicht lieber wieder ge-«, begann sie zu sprechen und deutete auf die Balkontür, als Darius ihr zuvorkam und von seinem Stuhl aufsprang, als hätte man ihm einen Stromschlag versetzt.

»Nein, bitte! Bleib!«, schoss es unvermittelt aus ihm heraus. Als er sich seinen Worten bewusst wurde und erneut beschämt den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunter schluckte, sagte er: »Ich meine... bleib ruhig und setz dich zu mir. Das Wetter ist wunderbar. Das muss man einfach genießen.«

Darius lächelte schief und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Findest du nicht?«

Adelyn setzte sich auf die Tischbank und ließ ihren Blick über die spitzen Dächer des Dorfes bis hin zum Hafen und dem Meer gleiten. Bei Tag sah alles ganz anders aus. Es war eine wunderschöne, kleine, unscheinbare Stadt mit ihrem ganz eigenen Charme.

Die Legende der Kronluchse | 1  ✓Where stories live. Discover now