Böses Erwachen

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Für ein paar Sekunden wirkte alles ganz normal. Dann stellte ich fest, dass es sich bei dem Raum in dem ich aufgewacht war, nicht um mein Hotelzimmer handelte. Und dass die Person neben mir ganz bestimmt nicht Caro war. Wieder dauerte es nur wenige Sekunden bis mir klar wurde, wer stattdessen neben mir lag. Meine erste Reaktion war Erleichterung. Ich war also nicht im Hotelzimmer eines wildfremden Menschen gelandet. Doch dann fühlte ich eine Mischung aus Verwirrung und Panik. Was zur Hölle machte ich in Liams Hotelzimmer? Und noch wichtiger: in seinem Bett? Jegliche Erinnerungen an den gestrigen Abend waren verschwommen und unvollständig. Der Grund dafür ließ sich ganz eindeutig von meinen Kopfschmerzen herleiten. Hatte Liam mich etwa mit der Absicht mich ins Bett zu kriegen abgefüllt? Nein. Daran, dass ich selbst mehr als genug Alkohol getrunken hatte, konnte ich mich noch vage erinnern. War Liam also ähnlich betrunken gewesen? Wenn das tatsächlich der Fall war, hatte er vermutlich genauso wenige Erinnerungen an die letzte Nacht wie ich. Sofern ich das Zimmer verlassen hatte, bevor er aufwachte, würde er nie erfahren, dass ich überhaupt hier gewesen war. Ich vergewisserte mich ein weiteres Mal, dass Liams Augen noch immer geschlossen waren, dann stieg ich ganz langsam und vorsichtig aus dem Bett. Dabei fiel mir auf, dass ich ein T-Shirt trug, welches ohne Zweifel Liam gehörte. Das wurde ja immer besser. Schnell zog ich es mir über den Kopf, legte es gefaltet in seinen Koffer und zog dann meine eigene Kleidung an, die auf dem Fußboden lag. Als ich kurz darauf so leise wie möglich die Zimmertür hinter mir schloss, schlief Liam noch immer.

Caro schien sich in einer Art Schockzustand zu befinden. Ihr Mund war weit geöffnet, ihre Augen kugelrund. „Du hast was gemacht?“, fragte sie, obwohl sie mich perfekt verstanden hatte. Bis ich vor ein paar Minuten an die Tür geklopft hatte, war ihr meine Abwesenheit überhaupt nicht aufgefallen. „Ich bin vor dir gegangen, du wolltest unbedingt noch bleiben.“, erklärte sie. Daran konnte ich mich schon nicht mehr erinnern. Aber ich wusste, dass ich extra keinen Schlüssel mitgenommen hatte, weil ich mit Caro gemeinsam zurück zum Hotel gehen wollte. Als ich sie darauf ansprach, hob sie abwehrend die Hände. „Ich habe selbst mehr als genug getrunken. Daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Aber du hast ja ein Bett zum Schlafen gefunden.“ Stöhnend vergrub ich mein Gesicht in den Händen. „Ich kann nur hoffen, dass er sich wirklich an nichts mehr erinnert.“, murmelte ich. „Es reicht schon, dass ich ihn geküsst habe. Ihm immer wieder falsche Hoffnungen zu machen ist grausam.“ Als ich meinen Kopf wieder hob, sah Caro mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was ist?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Naja, wenn all diese Dinge passieren… vielleicht ist das ja auch ein Zeichen.“ Es dauerte eine Weile, bis ich die Bedeutung hinter ihren Worten erfasste. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. „Nein. Es ist höchstens ein Zeichen dafür, dass ich so viel Abstand wie möglich von ihm halten sollte.“ – „Wie du meinst.“, entgegnete Caro, aber ich wusste, dass sie definitiv anderer Meinung war.

Das Frühstück hätte ich am liebsten übersprungen. Aber mein Magen verlangte durch lautstarkes Knurren nach etwas essbarem. Auch in diesem Hotel waren wir die einzigen Gäste. „Macht ihr das eigentlich in jeder Stadt? Das ganze Hotel ausbuchen, meine ich.“, fragte Caro Zayn, den wir auf dem Weg nach unten getroffen hatten. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, in Europa und Nordamerika nicht. Aber hier hat uns die Polizei aus Sicherheitsgründen darum gebeten.“ Ich hörte ihm nur mit halbem Ohr zu, denn ich diesem Moment betraten wir den Frühstücksraum. Nur wenige der Tische waren besetzt. Zayn steuerte selbstverständlich den an, an dem bereits Liam und Niall saßen. „Na, wie geht es dir, Mia?“, fragte Niall grinsend, sobald wir ebenfalls Platz genommen hatten. Noch bevor ich meinen Mund öffnen konnte, um ihm zu antworten, warf Liam Niall einen bösen Blick zu. Ich meinte sogar ein leises „Halt die Klappe.“ zu hören. Irritiert sah ich zwischen den beiden hin und her, aber Niall verdrehte nur grinsend die Augen, während Liam sich wieder seinem Frühstück zu wandte. „Abgesehen von den Kopfschmerzen gut.“, antwortete ich und vermied es, Liam weiterhin anzusehen. „Lass uns was zu essen holen.“, schlug Caro vor. Dankbar folgte ich ihr zum Buffet. „Sehr interessant wie Liam dich da gerade verteidigt hat.“, murmelte sie, als wir weit genug von den anderen entfernt waren. Offenbar hatte ich es mir also doch nicht eingebildet. „Keine Ahnung wovon du redest.“, sagte ich trotzdem und betrachtete die Obstauswahl, während Caro weiter zu einer anderen Auslage ging.

„Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber ich persönlich finde es etwas unhöflich, sich morgens einfach aus dem Zimmer zu schleichen.“, hörte ich auf einmal eine sehr vertraute Stimme neben mir sagen. Erschrocken drehte ich mich zu ihm um. „Du weißt, dass ich bei dir war?“ Mit einem schiefen Grinsen nickte Liam. „Also kannst du dich an die letzte Nacht erinnern?“, fragte ich zögernd. „Klar. Ich vertrage wesentlich mehr Alkohol als du, Mia.“ Er klang äußerst amüsiert. Aber mir wurde nun bewusst, was seine Worte zu bedeuten hatten. Unsicher runzelte ich die Stirn. „Du wusstest also wie betrunken ich war?“ Wieder nickte Liam und sah nun nicht mehr sehr amüsiert aus. „Allerdings.“ – „Und trotzdem hast du das gemacht?“ Sein Gesichtsausdruck zeigte pure Verwirrung. „Trotzdem? Wohl eher deswegen.“, sagte er. Er hatte mit mir geschlafen, weil ich so betrunken war, dass ich nichts mehr mitbekam? Wer zur Hölle tat so etwas? „Anscheinend haben die Medien doch Recht.“, murmelte ich angewidert. „Du hast dich unglaublich verändert. Und das ganz bestimmt nicht im positiven Sinne.“ – „Wie bitte?“ Liam sah mich entgeistert an.  „Was hat denn das jetzt damit zu tun?“ Schnaubend schüttelte ich den Kopf, griff nach meinem Obstteller und trat einen Schritt zurück. „Halt dich einfach nur fern von mir.“, sagte ich und drehte ihm den Rücken zu.

Den Rest des Frühstücks verbrachten sowohl Liam, als auch ich selbst, schweigend. Jedes Mal wenn unsere Blicke sich begegneten, war seine Stirn gerunzelt, als denke er angestrengt über etwas nach. Ich konnte nur hoffen, dass er wenigstens im Nachhinein realisierte, wie falsch sein Verhalten gewesen war. Als seine Gabel scheppernd auf seinen Teller fiel, zuckte ich, wie auch alle anderen an unserem Tisch, erschrocken zusammen. Liam starrte mich mit offenem Mund an. Sämtliche Augenpaare wanderten zwischen uns beiden hin und her. Ich selbst hatte nicht den leisesten Schimmer, was hier vor sich ging. Ohne mich aus den Augen zu lassen, stand Liam auf. „Kannst du bitte kurz mitkommen? Ich muss mit dir reden.“ Am liebsten wäre ich einfach sitzen geblieben. Doch sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er mich zur Not aus meinem Stuhl zerren würde. Also erhob ich mich lieber von selbst und ging Liam hinterher. 

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Oooooh mein Gott, ich war gestern Abend beim Ed Sheeran Konzert und alles was ich euch sagen kann, ist: wenn ihr jemals die Chance bekommt, ihn live zu sehen/hören, NUTZT DIESE CHANCE! Es war einfach nur genial! :) 

Don't let me go..Where stories live. Discover now