Hochzeit

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Auf halbem Weg zu mir, blieb Liam auf einmal stehen. „Deshalb warst du Freitag so distanziert. Wolltest du deshalb auf einmal doch nur mit mir befreundet sein? Weil du dachtest, dass ich mit jemand anderem zusammen sei?“ Kurz überlegte ich, mein Verhalten irgendwie anders zu erklären, doch dann nickte ich. „Und trotzdem hast du mich geküsst.“, stellte Liam stirnrunzelnd fest. Ich sah schweigend zu Boden. „Mia… wenn ich vor zwei Wochen die Tür aufgemacht hätte… was hättest du mir dann gesagt?“ - „Ich hätte mich bedankt.“, murmelte ich, ohne meinen Blick zu heben. Liam wirkte nicht sehr überzeugt. „Das hättest du auch am Telefon machen können.“ Obwohl das keine direkte Frage war, wusste ich, dass er eine Antwort von mir erwartete. Die Stille war kaum auszuhalten. Ich spürte Liams prüfenden Blick auf mir. Er kannte die Wahrheit bereits, aber er wollte sie von mir selbst hören, das war mir durchaus bewusst. Nach ein paar Minuten holte ich tief Luft und sagte leise: „Ich wollte dich sehen. Mit dir reden.“ - „Rede jetzt mit mir.“, entgegnete Liam augenblicklich. „Rede mit mir, Mia. Erzähl mir all die Dinge, die dir auf dem Herzen liegen. Tu so, als seien die letzten zwei Wochen nie passiert.“ Langsam schüttelte ich den Kopf. „Ich kann nicht. Dass du die Tür nicht aufgemacht hast… war irgendwie ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass ich doch noch nicht bereit bin.“ - „Nein. Das war meine Schuld. Ich habe komplett vergessen, dir meine neue Adresse zu geben.“, widersprach Liam mir kam einige Schritte auf mich zu. „Überleg dir mal, was wir schon alles erreicht haben, seit deinem letzten Geburtstag. Mein Management, Danielle, Luke, mein… bescheuertes Verhalten… all das haben wir zusammen durchgestanden. Und du sagst selbst, dass du mit mir reden wolltest. Jetzt lass ein doofes Missverständnis nicht wieder alles ruinieren.“ Er sah mir direkt in die Augen, sodass ich meinen Blick unmöglich abwenden konnte. Schließlich seufzte ich. „Ich habe einfach Angst. Was wenn ich wirklich nicht bereit bin? Was wenn irgendwas passiert und ich meine Entscheidung dann bereue? Was wenn es jetzt schief läuft und wir dann wirklich keine Chance mehr haben?“ Das brachte Liam für einen Moment zum Schweigen. Dann hellte sich seine Miene plötzlich auf. „Ich habe eine Idee.“, begann er. Etwas misstrauisch sah ich ihn an, während er fortfuhr: „Zwei Schulfreunde von mir heiraten am nächsten Wochenende. Ich bin eingeladen. Würdest du mich eventuell begleiten wollen?“ Verwundert hob ich die Augenbrauen. „Ich soll dich auf eine Hochzeit begleiten? Inwieweit ist das jetzt mit unserer aktuellen Situation vereinbar?“ - „Wir könnten Zeit zusammen verbringen. Die Hochzeit findet weit außerhalb von London statt, ich glaube nicht einmal, dass es da ein Telefonnetz gibt, oder Internet. Keine Presse, keine Fans, nur ganz wenige Leute, die mich von früher kennen. Du kannst versuchen, dir über alles klar zu werden und wenn du nach dem Wochenende noch immer glaubst, dass du noch nicht bereit bist, glaube ich dir das vielleicht sogar.“ Ein zurückhaltendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Nachdenklich legte ich meinen Kopf schief und dachte über seinen Vorschlag nach. Im Prinzip gab es nichts, was dagegen sprach. Und ich musste zugeben, dass es absolut nicht schlecht klang, ein ganzes Wochenende mit Liam zu verbringen. Noch immer sah er mich fragend an. „Also gut.“, stimmte ich lächelnd zu. Aus seinem zurückhaltenden Lächeln wurde innerhalb weniger als einer Sekunde ein Strahlen, das sogar seine Augen zu erreichen schien. Er trat einen weiteren Schritt auf mich zu und schloss mich dann fest in seine Arme. „Du wirst es nicht bereuen. Versprochen.“, versicherte er mir und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

Wie zu erwarten, verging die folgende Woche wie im Schneckentempo. Jede einzelne Minute schien sich ewig hinzuziehen, die Tage wollten einfach kein Ende nehmen. Meine letzte Vorlesung der Woche hatte ich am Freitagnachmittag. Ich hatte mit Liam vereinbart, dass er mich abholen würde. Einerseits war das natürlich praktisch, andererseits bedeutete es auch, dass er meine neue Wohnung sehen würde. Und Alex. Seit letztem Freitag hatte keiner von uns ihn noch einmal erwähnt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Liam Harry so lange gequält hatte, bis dieser ihm alles über Alex erzählt hatte, was er wusste. 

Ich war noch dabei meine Tasche zu packen, als es an der Haustür klingelte. Sofort ließ ich alles stehen und liegen und ging in den Flur, doch trotzdem war Alex schneller. Er stand bereits in der offenen Tür, als ich neben ihn trat. „Hi, du bist Liam, richtig? Alex.“, stellte er sich vor. Liam ignorierte die Hand, die Alex ihm hinhielt. Er nickte ihm nur kurz zu und sah dann zu mir. „Hey Mia.“, begrüßte er mich lächelnd. Ich verdrehte die Augen, musste sein Lächeln jedoch erwidern. Allerdings lächelte ich auch Alex entschuldigend zu, während ich die Tür schloss. Aber der grinste nur und schien Liams Verhalten nicht weiter störend zu finden.

Sobald ich Liam in mein Zimmer geführt hatte, drehte er sich zu mir um. „Du weißt, dass du auch bei mir einziehen könntest, oder?“ Perplex sah ich ihn an. „Wie bitte?“ Er zuckte mit den Schultern. „Naja, dann müsstest du nicht mit ihm zusammen wohnen.“ Ich verschränkte meine Arme und schüttelte lächelnd den Kopf. „Eifersüchtig?“ Anstatt mir eine direkte Antwort zu geben, sagte er: „Vielleicht sollte ich mit Danielle zusammen ziehen…“ Mein Lächeln verschwand augenblicklich. Liam schien nun zu realisieren, was er gerade gesagt hatte. Seine Augen weiteten sich erschrocken. „Tut mir leid. So meinte ich das nicht.“, murmelte er. Ich zuckte nur mit den Schultern und wandte mich meiner Tasche zu, um diese fertig zu packen. Liam seufzte. „Mia… das war ein Scherz.“ - „Ich weiß.“, entgegnete ich, ohne mich zu ihm umzudrehen. Ich faltete eine letzte Jacke und schloss dann den Reißverschluss. „Wollen wir los?“ Liam nickte, blieb jedoch unbewegt stehen. „Kommst du?“, fragte ich und öffnete die Tür. Wieder seufzte Liam. „Können wir bitte nicht direkt streiten? Ich weiß, dass ich das nicht hätte sagen sollen, ich habe nur nicht wirklich darüber nachgedacht. Ich würde niemals-“ Schnell ging ich zu ihm und legte einen Zeigefinger vor seine Lippen. „Ich weiß, Liam. Lass uns einfach nicht mehr über sie reden, okay?“ Er nickte lächelnd. „Einverstanden.“

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Zwischendurch mal ein kleines Kapitel :) Ich hoffe euch geht es guuuut :)

Don't let me go..Where stories live. Discover now