‡K A P I T E L 2‡

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Eine Woche.
Eine ganze Woche ohne zu duschen, frische Klamotten anzuziehen. So lange hatte es Light bisher ausgehalten. Lange wird er es aber nicht mehr können.
Light lag mit verschränkten Armen hinter dem Kopf auf seiner Seite des Bettes, starrte die Decke an. Seinen normalen Schlafrhythmus konnte er bereits in die Tonne stecken, dazu nervte ihn der Detektiv zu sehr. Andauernd wurde er durch das Tippen auf der Tastatur wach.

"Ryuzaki, kannst du dich nicht ein einziges Mal schlafen legen?", fragte Light genervt und rollte sich auf die Seite. L entgegnete nur ein Murren. Nach einem genervten Seufzer sah Light auf seine Uhr. Zehn Minuten, dann ist ein Klogang angesagt.
Immerhin konnte er einen routinemäßigen Gang ins Badezimmer für etwas Bewegung ausnutzen. L hatte seine festgelegten Uhrzeiten, in denen er auf die Toilette ging.
Zwischen fünf und sechs Uhr morgens. In zehn Minuten durfte Light seine müden Muskeln bewegen.

Die Kette rasselte, als L von seinem Stuhl glitt und aus dem Zimmer trottete, dicht gefolgt von Light. Erst in diesem Augenblick fiel dem Studenten auf, dass auch L seine Kleidung nicht gewechselt hatte. Er musste raus aus diesen Klamotten.
"Ryuzaki... Ich glaube, ich müsste so langsam duschen", gab der Braunhaarige zu und deutete auf das Ende der Handschellen. "Keine Sorge, wir haben einen Duschvorhang", meinte der Schwarzhaarige. Dies war ganz und garnicht die Antwort, die Light sich erhofft hatte. Während er dem gefesselten Arm ins Badezimmer hielt, hörte er sich eine lange, eintönige Rede Ryuks an.

"Du kannst einem wirklich leidtun. Jetzt musst du Angst haben, unter der Dusche beobachtet zu werden", beendete Ryuk. Plötzlich wurde Light in den Raum gezerrt. Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, strömte das Wasser aus dem Duschkopf. Langsam drehte sich der Student um, mit dem Wissen, dass er diese Entscheidung bereuen könnte. Zu seinen Glück sah er nur einen tiefschwarzen Duschvorhang, der nicht einmal die Silhouette eines Menschen preisgab. Erleichtert atmete er aus und starrte auf den Boden. Vor ihm lag ein weißes, ausgeleiertes Langarmshirt sowie diese lockere, blaue Jeans, und eine Unterhose. Wie hat er es bitte geschafft, sich trotz der Kette auszuziehen? Hat er sie etwa gelöst?

"Na, da würdest du doch gerne einen Blick dahinter werfen", kicherte der Shinigami und streckte den Kopf durch den Vorhang. "Oho! Light, das musst du Mal gesehen haben!"
Der Braunhaarige drehte L den Rücken zu und starrte errötet die Fliesen an. Krampfhaft versuchte er, seine Gedanken auf etwas anderes zu bringen. Wie es Matsuda wohl gerade mit Misa aushält?
Es dauerte nicht lange, dann spürte Light ein sanftes Tippen auf seiner Schulter. "Du bist jetzt dran, Light."
Hinter ihm stand L, trocknete sich mit einem Handtuch seine Haare ab, trug sein normales Outfit. Dies brachte ihn komplett aus dem Konzept. "Ich... Hab' meine Sachen noch im Zimmer...", stotterte er. L zuckte mit den Schultern und übernahm die Führung zurück zum Zimmer.

Mit frischen Sachen im Arm ließ Light sich vom schwarzhaarigen Detektiven zurück ins Badezimmer führen. Er war immernoch sehr verwirrt. Selbst als er direkt unter der Dusche stand, sich den Dreck wie die alte Haut einer Schlange vom Körper wusch, konnte er an nichts anderes denken als an die Geschehnisse gerade eben. "Oh Light, du würdest L's Körper beneiden", kicherte Ryuk.
Der Braunhaarige war ganz kurz davor den Shinigami einfach anzuschreien, doch das wäre ein fataler Fehltritt. Er würde somit seine Identität als Kira preisgeben.

Um vor Ryuks Spannereien verschont zu bleiben, blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit: Er baute das Codewort in irgendeinem normalen Satz ein, und er würde den Shinigami so schnell nicht mehr wiedersehen.
"Ryuzaki?", fragte Light, übertönte das Wasser. "Was ist?", reagierte L.
"Wie wäre es, wenn du zumindest zum Anziehen oder Duschen die Handschellen... Naja... Ablegen würdest?"

Ablegen. Genau das Wort, dass Ryuk verdattert dreinschauen ließ. "Dann würde ich mal sagen... Wir sehen uns. Tschüss!", sagte Ryuk abschließend und verschwand durch die Wand. Ein verwirrter Light blieb zurück, der von L ein selbstsicheres "Nein" entgegen geworfen bekam.

⑵⑷/⑺ | ᴸᵃʷˡᶤᵍʰᵗ ᶠᶠWhere stories live. Discover now